bringen alle in Schwung
Ahnung.“
„Aber wir hatten Sie doch gebeten, ob Sie nicht bei einer Veranstaltung ein oder zwei Lieder singen würden, damit die Leute kommen und wir das Geld zusammenkriegen, das Anja braucht, damit sie bei uns in Lindenhof bleiben kann und nicht in ein Heim für Behinderte muss“, erklärte Nanni in einem einzigen Atemzug.
Roy Bernhard verstand noch immer nicht.
„Bitte langsam“, bat er. „Und ganz von vorn.“
Abwechselnd erzählten Hanni und Nanni Anjas Geschichte. Als sie geendet hatten, spürte Nanni, dass er nachdenklich geworden war.
„Ich weiß“, fügte Nanni nach einer kleinen Pause hinzu. „Das ist mehr als zwei Fahrräder oder sonst etwas, das man kaufen kann.“
Er nickte. „Ja.“
Dann schaute er zu Püsselchen hinüber, die mit ihrem Verband um die gebrochenen Rippen aussah wie eine kleine Mumie. Sie schlief ruhig. Sie würde wieder gesund werden. Roy Bernhard gab sich einen Ruck.
„Mir tut dieses Mädchen - wie heißt sie noch? Anja? - mir tut sie leid“, sagte er. „Und ich möchte mich auch bei euch dafür entschuldigen, dass ihr auf den Brief keine Antwort bekommen habt. Ich habe ihn nie gelesen. Sabine - Frau Ritter - beantwortet meine gesamte Post. Oder manchmal auch nicht. Es kommen so viele Briefe. Und so viele Leute meinen, ich sollte etwas für sie tun. Aber in diesem Fall: nun gut! Ihr habt mir geholfen. Dafür will ich euch oder eurer Freundin helfen. Einverstanden. Ich werde mit euch singen. Also, erzählt mir mal, wie ihr euch die Sache vorstellt!“
Hanni und Nanni blieb vor Überraschung fast das Schinkenbrot im Hals stecken. Sie konnten es kaum glauben: Roy Bernhard hatte Ja gesagt!
Er lachte, als er ihre Gesichter sah.
Sie erzählten ihm eifrig, was sie planten. Er nickte, fand die Idee nicht schlecht. Nur müsste die Veranstaltung in der Stadthalle abgehalten werden, nicht im Turnsaal von Lindenhof. Da passten mehr Leute hinein und außerdem würde es besser wirken.
„Außerdem ... sagt mir bitte, warum hat sich eigentlich eure Direktorin nicht selbst an mich gewandt, mich angerufen oder mir geschrieben? Ihr Brief wäre bestimmt nicht in die allgemeine Fanpost gerutscht.“
Hanni und Nanni schauten sich an, dann schauten sie Roy Bernhard an.
„Sie weiß nichts davon“, sagte Hanni schließlich.
Roy Bernhard lachte. Das heißt, er lachte nicht, er brüllte vor Lachen. So laut, dass Püsselchen kurz aufwachte. Doch sie blinzelte nur und schlief wieder ein. „Großartig! Sie weiß nichts davon. Wirklich großartig. Na, dann redet mal mit ihr und sagt, ich wäre einverstanden. Es wäre nett, wenn sie mich anrufen würde. Gebt ihr meine Nummer.“ Er kritzelte eine Zahl auf einen Zettel. „Ich habe eine Geheimnummer. Sie steht nicht im Telefonbuch.“
Hanni steckte den Zettel in ihre Hosentasche.
„Danke, Herr Bernhard. Vielen, vielen Dank. Sie haben keine Ahnung, wie glücklich wir sind.“
Er fuhr sich durchs Haar, beinahe verlegen.
„Ist schon gut, ihr zwei.“
Als die Mädchen schon beinahe am Tor waren, kam Frau Ritter ihnen nachgelaufen. Sie hatte eine Plastiktüte in der Hand.
„Ich habe euch die restlichen Brötchen eingepackt“, sagte sie. „Ich weiß, ihr kriegt gleich Abendessen. Aber ...“ Sie lachte so nett, dass die Zwillinge sich wunderten, wie sie sie für einen Drachen halten konnten. „... aber ich war auch mal im Internat. Vielleicht esst ihr sie später im Bett, mit euren Freundinnen!“
Frau Theobald streikt
Die Zwillinge hatten wirklich keinen Appetit. Einmal waren sie satt von den Schinkenbrötchen und außerdem waren sie zu aufgeregt.
„Ist was los?“, fragte Jenny nach dem Essen. „Ihr seht irgendwie komisch aus.“
„Du wirst dich wundern“, flüsterte Hanni. „Wir haben Roy Bernhard kennengelernt, und er will mit uns singen. Für Anja.“
„Ich werd verrückt!“, sagte Jenny bloß.
Sie wollte Einzelheiten wissen, aber in diesem Moment ging Frau Theobald an den Mädchen vorbei in ihr Büro. Sie arbeitete oft noch abends nach dem Essen.
„Wir erzählen dir alles später“, murmelte Nanni. „Ich glaube, jetzt sollten wir mit der Theobaldine reden.“ Sie ließen Jenny stehen und liefen der Direktorin nach.
„Bitte, hätten Sie einen Augenblick Zeit für uns?“, fragte Nanni. Frau Theobald zögerte.
„Ist es sehr eilig? Ich wollte ein paar Briefe schreiben. Wenn euer Problem nicht ganz dringend ist, wäre mir lieber, ihr kämt morgen.“
Nanni biss sich auf die Unterlippe.
„Unser
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