Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
bringen alle in Schwung

bringen alle in Schwung

Titel: bringen alle in Schwung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enid Blyton
Vom Netzwerk:
Lindenhofer Geist zu leben. Dann machte sie eine Pause. Alle dachten, es wäre zu Ende. Stühle rückten, ein paar Mädchen sprangen auf, es gab so viel zu reden an diesem ersten Abend, man hatte sich sechs Wochen lang nicht gesehen ...
    „Einen Moment noch bitte“, sagte die Direktorin.
    Es wurde wieder ruhig.
    „Ich möchte noch etwas mit euch besprechen. Morgen kommt eine neue Schülerin. Sie heißt Anja Kempfe. Anja ist anders als ihr. Sie ist gehbehindert. Vor eineinhalb Jahren hatte sie einen schrecklichen Autounfall, bei dem ihre Eltern tödlich verunglückten. Anja selbst kam mit dem Leben davon. Aber ihr linkes Bein ist gelähmt, das rechte Bein ist schwächer geblieben. Sie hat ein Jahr im Krankenhaus verbracht. Jetzt geht sie an Krücken und ihre Großmutter kümmert sich um sie.“
    Frau Theobald sprach knapp und nüchtern. Aber die Mädchen spürten, dass sie persönlich betroffen war. Und obwohl sie Anja noch nicht kannten, waren sie es auch. Wie entsetzlich, die Eltern zu verlieren und dann auch noch fast gelähmt zu sein.
    „Natürlich kann Anja keine normale Schule besuchen“, fuhr die Direktorin fort. „Sie müsste jeden Tag hingefahren und wieder abgeholt werden. Dazu ist ihre Großmutter nicht in der Lage. Nun haben wir hier in Lindenhof niemals behinderte Mädchen aufgenommen. Unsere Schule ist nicht darauf eingerichtet. Außerdem spielt Sport eine wichtige Rolle, das wisst ihr ja. Aber in diesem Fall ... ja, in diesem Fall habe ich mich entschlossen, eine Ausnahme zu machen. Ein Grund ist der, dass ich Frau Kempfe persönlich kannte. Sie war einmal meine Schülerin. Ein anderer Grund ist, dass Anja, wenn sie nicht zu uns kommen kann, wohl in einem Heim für Behinderte leben müsste. Das wäre sehr bitter für sie, denn so sehr behindert ist sie nun auch wieder nicht. Sie hat die Chance, sich in einem normalen Kreis junger Leute, in einer normalen Schule zurechtzufinden, wenn man bereit ist, ihr zu helfen. In einem Heim für schwer behinderte Jugendliche wäre sie von dem, was wir als normales Leben bezeichnen, abgeschnitten, und vermutlich würde sie den Anschluss nie wieder finden. Ihr wisst, dass hier in Lindenhof keine Ausnahmen gemacht werden. Ihr sollt lernen, euch in eine Gemeinschaft einzufügen, auch wenn euch gelegentlich etwas nicht passt. Für Anja werden wir selbstverständlich Ausnahmen machen. Und wir werden ihr helfen müssen. Das war es, worum ich euch bitten wollte. Ich hoffe, Anja wird tapfer genug sein, diese Hilfsbereitschaft nicht unnötig auszunützen, ich hoffe, sie wird sich bemühen, alles zu leisten, wozu sie in der Lage ist. Ich hoffe vor allem, sie wird sich und uns allen beweisen, dass auch ein Mensch, der körperliche Schwierigkeiten hat, dem es nicht leichtfällt, eine Treppe hinaufzugehen oder ganz einfach zu duschen, der niemals wie ihr laufen und springen und Sport treiben kann, dass auch ein solcher Mensch sich in einer Gemeinschaft von Gesunden zu behaupten vermag, wenn er Mut hat und wenn die anderen ihm freundschaftlich entgegenkommen. Wenn Anja das schafft, wird es für uns alle ein Gewinn sein.“
    Die Mädchen nickten. Klar, sie würden Anja helfen.
    „Ich habe vorgesehen, dass Anja mit Hanni und Nanni Sullivan in einem Zimmer schlafen soll. Deshalb habt ihr beiden das schönste Zimmer, das sonst eigentlich den Mädchen aus der Oberklasse vorbehalten ist. Anja muss im Erdgeschoss wohnen, damit ihr unnötiges Treppensteigen erspart wird, sie soll einen Balkon haben und ein eigenes Waschbecken, das gehört zu den Privilegien, die wir ihr einräumen, damit sie mit uns leben kann. Nun meine Frage an euch, ihr Zwillinge: Seid ihr einverstanden? Sonst bestimme ich, welche Mädchen das Zimmer miteinander teilen, und ihr wisst, dass ich nur selten einem Tausch aus persönlichen Gründen zugestimmt habe. In diesem Fall jedoch dürft ihr frei entscheiden, ob ihr mit Anja zusammenwohnen wollt, oder ob ihr euch das nicht zutraut. Ich wünsche mir, dass Anja in ihrem Zimmer echte Freundinnen findet.“
    Hanni, die immer ein bisschen heftiger reagierte als ihre Schwester, sprang auf. Der Stuhl kippte, knallte auf den Steinboden.
    „Entschuldigung!“, rief sie. „Tut mir leid.“
    Nanni und Jenny hoben den Stuhl auf.
    „Aber ich wollte bloß sagen“, fuhr Hanni fort, „natürlich soll Anja bei uns schlafen. Ich finde es prima, dass Sie sie aufnehmen, Frau Theobald, und wir werden uns bemühen, ihr zu helfen. Ich habe Nanni zwar noch nicht nach ihrer Meinung

Weitere Kostenlose Bücher