Brisante Enthüllungen
Stress der vergangenen Tage und Wochen entspannen und mich auf das neue Leben hier konzentrieren könnte, überlegte sie.
Doch schon der erste Tag erwies sich durch das Eingreifen der Contessa als schwieriger, als Polly es sich vorgestellt hatte. Sie hörte Sandro duschen, und prompt wurden Erinnerungen wach. Aber sie wollte sich nicht daran erinnern, wie sich sein Körper unter dem warmen Wasserstrahl angefühlt hatte und wie herrlich es gewesen war, wenn Sandro sie an sich gepresst hatte. Wieder einmal geriet Polly in Versuchung, ihren Stolz zu vergessen und Sandro Gesellschaft zu leisten.
Nein, die Sehnsucht und das Verlangen würden vergehen. Es war nur ein Anfall von Schwäche, weil sie müde und erschöpft war. Sie wollte sich nicht noch einmal in dieses Netz von Lust und sexuellem Verlangen verstricken.
Schließlich schlief sie ein.
Polly saß vor dem Spiegel und ließ sich von Rafaella das Haar kunstvoll hochstecken. Das elegante schwarze Seidenkleid ließ Pollys Haut wie Perlmutt schimmern, und das dezent aufgetragene Make-up betonte ihre grünen Augen.
Wenigstens sehe ich aus wie eine Marchesa, obwohl ich mich gar nicht so fühle, dachte sie. Sie hatte gehofft, Sandro würde sie bei ihrem großen Auftritt begleiten. Aber Rafaella berichtete, er hätte sich schon umgezogen und unter die Gäste gemischt.
Polly seufzte. "Ich möchte meinem Sohn noch vor dem Essen Gute Nacht sagen, Rafaella. Würden Sie mich bitte ins Kinderzimmer führen?"
"Gern, Vossignoria."
"Lassen Sie bitte diese schreckliche Anrede weg. Wie haben Sie Ihre frühere Arbeitgeberin angeredet?" fragte Polly.
Rafaella blickte sie leicht bestürzt an. "Ich habe sie Madame und Signora genannt."
"Gut, nennen Sie mich Signora."
"Ja, Signora."
Rafaella führte Polly in das Kinderzimmer, das auf demselben Flur lag. Als sie den Raum betrat, erschien sogleich Dorotea. Sie neigte leicht den Kopf und redete leise auf Italienisch auf Rafaella ein.
Schließlich wandte Rafaella sich an Polly. "Es tut ihr Leid, Signora, aber Ihr Sohn schläft. Dorotea hat nicht damit gerechnet, dass Sie trotz der vielen Gäste noch kommen würden."
"Mein Sohn ist mir wichtiger als alles andere", entgegnete Polly ruhig. "Ich habe darauf gewartet, dass Dorotea mich abholt und zu meinem Sohn führt, wie es vereinbart war." Sie machte eine Pause. "Vielleicht war es ein Missverständnis. Aber machen Sie ihr bitte klar, dass wir uns morgen Vormittag über Charlies Tagesablauf unterhalten werden. Jetzt werde ich meinem Sohn einen Gutenachtkuss geben."
Nachdem Rafaella die Anweisung für Dorotea übersetzt hatte, ließ die ältere Frau Polly mit regloser Miene an sich vorbei in Charlies Schlafzimmer gehen. Er lag auf dem Rücken und atmete ruhig und regelmäßig.
Polly betrachtete ihn sekundenlang. Dann beugte sie sich zu ihm hinunter und strich ihm liebevoll das Haar aus der Stirn. Plötzlich hörte sie, dass Dorotea leise " Eccellenza" sagte, ehe sie sich zurückzog. Erst jetzt merkte Polly, dass Sandro hereingekommen war. In dem Dinnerjackett und mit der schwarzen Fliege sah er atemberaubend gut aus. Zugleich wirkte er aber auch sehr distanziert. Und das war gut so, wie Polly sich einredete.
Sie zauberte ein Lächeln auf die Lippen. "Hallo. Ich wollte Charlie Gute Nacht sagen und mich von ihm verabschieden, falls die Gäste über mich herfallen und mich zerreißen."
"Das wird nicht passieren. Alle warten schon auf dich und wollen dich endlich kennen lernen."
Sie drehte sich wieder zu dem Kinderbett um. "Ist er nicht wunderschön?" fragte sie sanft.
"Ja, das ist er wirklich", stimmte Sandro ruhig zu. "Und du bist noch viel schöner."
Insgeheim erbebte sie, während sie an ihm vorbei in das Spielzimmer ging.
Sandro folgte ihr. "Ich wollte nicht nur Carlino sehen", erklärte er. "Ich habe etwas für dich." Er packte sie an den Schultern und drehte Polly zu sich um. Dann legte er ihr eine goldene Halskette mit blau und weiß funkelnden Diamanten an.
"Die ist wunderbar, Sandro. Doch es wäre nicht nötig gewesen."
"Ich darf dir doch etwas zur Hochzeit schenken, oder?" fragte er spöttisch.
"Ja, sicher." Sie schüttelte den Kopf. "Es ist mir jedoch sehr unangenehm, weil ich kein Geschenk für dich habe."
Er neigte den Kopf und küsste sie sanft auf die Lippen. "Mein Liebling, endlich bist du bei mir. Es ist das größte Geschenk, das du mir machen konntest", flüsterte er. Polly erbebte und erwiderte den Kuss.
Plötzlich blitzte etwas auf. Polly löste
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