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Britannien-Zyklus 01 - Die Herrin vom See

Titel: Britannien-Zyklus 01 - Die Herrin vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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schaute sich um und suchte nach dem einzigen anderen Wesen, dem er etwas bedeutete. Ambros hielt sie für den Geist des Wasserfalls, denn hier hatte er sie zum ersten Mal gesehen. Aber er hatte festgestellt, dass er sie, wenn er den Blick auf eine bestimmte Art und Weise ins Leere richtete, auch andernorts zu sehen vermochte, so wie er die Geschöpfe sah, die in Stein und Busch und Baum lebten. Und seit kurzem hörte er sie manchmal zu sich sprechen, auch wenn er sie nicht sehen konnte.
    »Mädchen…«, flüsterte er, »werde ich jemals Freunde finden?«
    Und in der Stille seines Geistes vernahm er leise, aber deut lich: »Ich bin deine Freundin, und ich bin immer da…«
    Ambros ließ sich in den Adlerfarn zurücksinken. Danach musste er, eingelullt von dem Geplätscher des Wasserfalls, eine Weile eingeschlafen sein, denn als er sich wieder aufsetzte, schimmerte der Himmel goldrot.
    Als er schließlich nach Hause aufbrach, war es bereits finster zwischen den Bäumen. Dennoch lief Ambros so flink, als besäßen seine Füße Augen. Im Wald erwies er sich nie als tollpatschig, wie er es in den herrschaftlichen Gemächern immer war.
     
    Als die ersten Sterne an einem purpurnen Himmel erwachten, gelangte Ambros über den Hügel nach Lys Morobrin. Seine Nasenflügel blähten sich ob der Gerüche von Holzrauch und geröstetem Fleisch. Er begann zu laufen und verlangsamte die Schritte erst, als er die drei fremden Pferde im Pferch bemerkte. Es handelte sich um feine Tiere; er runzelte die Stirn, als ihm ein Bild in Erinnerung kam, das die Rösser gesattelt und beritten zeigte. Sie gehörten den Männern, die das Ballspiel beobachtet hatten. Was wollten sie hier?
    Er tunkte den Kopf in die Pferdetränke und kämmte die Haare mit den Fingern zurück, um ein wenig Ordnung in die zerzausten Strähnen zu bringen, doch als er die fleckige Kuhhaut beiseite schob, die vor dem Eingang hing, beschlich ihn das unangenehme Gefühl, dass ihm lediglich gelungen war, sie wie die Stacheln eines Igels aufzurichten. Zudem war sein Kittel zerrissen; das war ihm zuvor nicht aufgefallen.
    Etwas regte sich in den Schatten des Eingangs. Ambros wirbelte herum, dann entspannte er sich, als er spürte, noch während seine Augen sich dem Licht anpassten, dass es die kleine Ganeda war, die sich dort versteckte. Er bückte sich und nahm sie in die Arme.
    »Gäste mit hübschen Kleidern!« Sie deutete in den Saal.
    »Wer sind sie, Schätzchen?« Ihr weiches Haar, hell wie der Flaum eines Entenkükens, kitzelte ihn an der Nase, und er stellte sie wieder zu Boden.
    »Sie haben nach dir gefragt«, erklärte sie, »um dich zu ehren! Komm mit und schau!« Sie ergriff seine Hand und zog ihn mitten in den Saal.
    Sein Stiefvater und die Fremden lagen gemütlich nach römischer Art auf Klinen auf der anderen Seite des Feuers. Seine Mutter schaute von ihrem Stickrahmen auf, als er eintrat, als hätte allein der Luftzug ihre Aufmerksamkeit erregt. In vielerlei Hinsicht gebarte Madrun sich oberflächlich; wenn es hingegen um ihren Sohn ging, zeigte sie sich stets überraschend wachsam. Mit einem einzigen Blick wog sie sein Erscheinungsbild ab und schüttelte seufzend den Kopf. Gleich würde sie versuchen, ihn hinauszuscheuchen und ihm seinen guten Kittel anzuziehen, doch ehe sie sich erheben konnte, erspähte ihn Morbrinus und deutete auf ihn.
    Ambros, der immer noch am Eingang stand, stellte fest, dass er das Ziel sämtlicher Augenpaare verkörperte. Mit hochroten Zügen verharrte er.
    »Das ist der Knabe?«, fragte einer der Fremden, ein großer Mann mit grauem Bart.
    »Ambros«, bestätigte Morbrinus, »Kind der Nonne.«
    »Sie wird auch mitkommen müssen«, meinte der andere Mann, »um ihre Geschichte zu erzählen.«
    »Wohin?« Endlich fand Ambros die Stimme wieder. »Wohin gehen wir? «
    »Zu Vitalinus, dem Oberkönig.«
     
    »Der König hat uns Gold und einen Bullen aus seinen eigenen Herden versprochen, wenn du ihm helfen kannst«, erklärte Madrun, während sie nordwärts ritten. »Dein Vater ist hocherfreut…«
    Er ist nicht mein Vater, dachte Ambros, und er ist hocherfreut, mich los zu sein. Du schwafelst Unsinn, Mutter – was versuchst du mir zu verbergen?
    Er wusste bereits, dass die Boten des Oberkönigs ihm nicht die ganze Wahrheit anvertraut hatten. Sie behaupteten, ein vaterloses Kind wäre erforderlich, um die neue Feste des Königs zu segnen, doch was, wenn er versagte? Ambros glaubte kaum, dass seine Mutter ihn wissentlich in Gefahr führen

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