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Britannien-Zyklus 01 - Die Herrin vom See

Titel: Britannien-Zyklus 01 - Die Herrin vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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Mutter sitzende Kind war.
    »Was hast du gesagt?« Wethen glotzte, als glaubte er, Madrun hätte ihm einen Streich gespielt, doch in Wahrheit zeigte sie sich ebenso überrascht wie alle anderen. Konnte Ambros wissen, was er da von sich gab? Gewiss, man hatte in seiner Hörweite über den Fall gesprochen, doch wie konnte er es verstehen?
    »Deine Mutter verrät doch auch nicht, wer dein Vater war«, wiederholte Ambros geduldig. »Willst du sie ebenfalls ertränken?«
    »Mein Vater war der Mann meiner Mutter!«, rief der Richter aus.
    »Woher weißt du das? Hast du sie gefragt?«
    Die anfängliche erschrockene Verblüffung wich Gelächter. Irgendwie hatte der Einwand des Knaben das Gemüt der Menge auf seine Seite gezogen.
    »Wahrlich, Wethen – es ist ungerecht, die Mutter des Knaben zu verurteilen, ohne es von deiner eigenen zu wissen! Lass sie holen, Mann, und lass es uns alle hören.«
    Wethen lief vor Zorn hochrot an, doch er wusste das Gemurmel rings um ihn zu deuten. Die Menschen achteten sein Wissen, dennoch galt er keineswegs als beliebt. Jemand war bereits unterwegs, um seine Mutter zu holen. Mit finsterer Miene willigte er ein zu warten, bis sie kam.
    Als die Frau in Begleitung eines grinsenden Kriegers eintraf, richtete Ambros sich auf.
    »Ich kenne meinen Vater nicht. Ich kenne meine Mutter, und sie wollen sie töten. Kennt dein Sohn seinen Vater?« Seine Stimme erklang klar, deutlich und wehmütig. Die greise Frau musterte das Kind, und alle sahen, wie ihre Augen sich mit Tränen füllten.
    »Ach, kleiner Mann, niemand auf dieser Welt kann sich einer Sache sicherer sein.« Sie seufzte und schaute zu ihrem Sohn auf. »Ich bin froh, dass mein Gemahl an diesem Tage nicht hier ist, denn ich habe ihn lieben gelernt. Doch er ist nicht der Vater meines Kindes.«
    Die Züge des Richters waren wie versteinert, und die Leute ringsum tuschelten, teils bestürzt, teils schadenfroh. Seine Mutter blickte ihn noch einmal an, dann wandte sie die Augen ab.
    »Unser Gesetz gebietet, dass ein Fremder, der mit einem Mädchen der Sippe schläft, bleiben und es ehelichen muss. Meinen Geliebten aber dürstete nach Wissen, und nachdem er alles erfahren hatte, was es über Maridunum zu wissen gab, zog er weiter. Nachdem ich festgestellt hatte, dass er mich mit einem Kind im Leib zurückgelassen hatte, gab ich mich Maclovius hin, der mir schon lange den Hof gemacht hatte, und so bekam ich einen Gemahl.« Sie seufzte. »Wenn ihr mir gestattet, bei eurer Versammlung zu sprechen, so empfehle ich Gnade, denn Madrun hat euch zumindest nicht getäuscht.«
    Eine lange Stille setzte ein, während der sich alle Augen auf den Richter hefteten, der sich kläglich den Mantel über den Kopf gezogen hatte.
    »Ich kann diesen Fall nicht richten«, verkündete er mit heiserer Stimme. »Der König ist dein Vater, Weib. Soll er sich deiner Schande annehmen!«
    König Carmelidus bahnte sich, gefolgt von seiner Leibgarde, einen Weg durch die Menge. Nun, da die Spannung gewichen war, kehrte Farbe in sein Antlitz zurück.
    »Meine Tochter soll einen Gemahl haben und ihr Kind einen Vater, der ebenso gut ist wie der Eure! Madoc Morbrinus hat eingewilligt, sie zu heiraten.«
    Madrun blickte ihn an, wie er dort stand, gewöhnlich wie ein Stück Brot und stark wie ein Fels, und fühlte, wie die letzten Reste ihrer strahlenden Träume sich auflösten. Doch ihr Kind war gerettet, um zu erleben, was Gott – oder das Schicksal – ihm zugedacht hatte. Ambros zupfte an ihrem Kittel. Seufzend zog sie ihn an die Brust. Auf dem Kopf spürte sie gleich einem Segen die ersten Regentropfen.
    »Mab-leian«, sagte sie. Kind der Nonne. So hatte Vater Blasius ihn vor der versammelten Gemeinde genannt.
    Den Junge, an ihre Brust gedrückt, sprach das Wort nach. Es klang wie »Merlin«.

III
    Der rote und der weisse Drache
    A.D. 433
     
    Der aus einem mit Heu gestopften Kalbsmagen bestehende Ball wirbelte durch die Luft. Ambros, der, obwohl erst sieben Jahre alt, schneller als die anderen war, tauchte unter Dinabus Arm hindurch und traf den Ball noch im Fallen mit dem Schlagstock. Er richtete sich auf und beobachtete, wie er in hohem Bogen über den Kopf des anderen Jungen hinweg auf das Tor zuflog.
    »Verflucht seist du, das war mein Ball!«, brüllte Dinabu.
    »Aber es ist ein Punkt für unsere Mannschaft«, entgegnete Ambros und beäugte den anderen Jungen mit wachem Blick. Er hatte schon öfter versucht, mit den Kindern zu spielen. Für gewöhnlich endete es mit einem

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