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Britannien-Zyklus 01 - Die Herrin vom See

Titel: Britannien-Zyklus 01 - Die Herrin vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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Streit, doch er wusste, wie viel es seiner Mutter bedeutete, dass er anerkannt wurde, und so versuchte er es immer wieder.
    Die anderen begannen zu schreien, als der Ball den Busch traf, der als Tor diente, und die Reiter, die innegehalten hatten, um ihnen zuzusehen, brachen in Jubel aus.
    Als der Ball wieder ins Spiel gebracht wurde, hielt Ambros sich zurück, mit allen Sinnen des Musters gewahr, das sich entwickelte, der Energie der anderen Spieler, ja sogar des Lebens im Gras selbst. Er hatte auf schmerzliche Weise gelernt, dass andere Menschen diese Dinge nicht fühlten, und so versuchte er, sein Wissen zu verbergen. Manchmal glaubte er, dass auch seine Mutter Dinge fühlte, doch sie schien sich ihres Wissens nicht bewusst zu sein.
    Der Ball flog auf ihn zu. Er sah Dinabu laufen und wusste im selben Augenblick, dass der ältere Knabe zu spät kommen würde. Die anderen brüllten ermutigend. Dinabu würde zornig werden, wenn Ambros den Ball traf, doch sie würden sich freuen. Noch bevor er den Gedanken zu Ende führte, rannte er schon los und brachte sich in die richtige Stellung zwischen Ball und Tor. Muskeln spannten sich, als er den Schlagstock schwang; er spürte das Zittern des Stocks bis in die Schulter, als er den Ball traf, spürte die süße »Richtigkeit«, als er sich weiterdrehte, während der Ball emporstieg und geradewegs auf das Tor zusauste.
    Dinabu drehte sich mit verzerrten Zügen zu ihm um. Ambros sah den Schlagstock auf seinen Kopf zurasen und duckte sich. Rotlodernder Zorn trübte seine Sicht; wie etwas Vorherbestimmtes fühlte er, wie sein eigener Schlag den Kopf des anderen Knaben treffen würde. Mit Müh’ und Not erlangte er gerade noch rechtzeitig die Herrschaft über sich, ließ den Stock los und sah, wie er davonwirbelte. Dinabu hieb abermals zu. Ambros entriss ihm den hölzernen Schaft und schleuderte ihn hinter dem seinen her. Dinabu griff nach seinem Arm, doch Ambros tänzelte davon, wohl wissend, dass ihn der Zorn übermannen würde, wenn er sich auf ein Handgemenge einließe.
    »Bastard…«, keuchte der ältere Knabe und stolperte hinter ihm her. »Vaterloser, von Dämonen empfangener – «
    Ambros wich den Angriffen aus und überhörte die Worte. Das alles war ihm nicht neu. Aber die anderen Jungen, sogar jene aus seiner Mannschaft, stimmten mit dem ihnen eigenen Rudeldenken in die Schmähungen mit ein.
    »Geh weg«, riefen sie. »Wir wollen kein Kind des Teufels auf unserer Seite!« Jemand hob einen Erdklumpen auf und schleuderte ihn.
    Ambros wusste, dass der Brocken ihn treffen würde, dennoch verharrte er. Die Tränen, die in seinen Augen brannten, waren Tränen der Wut.
    »Eines Tages werdet ihr meine Hilfe erbitten – nein, erflehen!«, knurrte er.
    Dann stapfte er davon, ohne den Beleidigungen und Wurfgeschossen Beachtung zu schenken, die ihm folgten. Am Rand des Feldes kennzeichnete ein Haselhain den Beginn der Wälder. Wenn er sich erst einmal zwischen den Bäumen befand, vermochte ihm niemand in ganz Maridunum zu folgen.
    Sein Zorn führte ihn weiter, als er beabsichtigte. Erst an einer Stelle, wo Wasser aus einer ewigen Quelle sich über Fels ergoss und einen kleinen Teich bildete, kam er zum Stehen. Er beugte sich vor, um zu trinken, und beobachtete, wie sein Spiegelbild Gestalt annahm, als die Wellen sich glätteten. Augen so dunkel und wachsam wie die eines Tieres starrten ihm unter einem Schopf struppigen Haares entgegen. Seine Brauen wucherten dicht, seine Stirn war niedrig. Er versuchte zu lächeln, wodurch ihm große Zähne aus klobigen Kiefern entgegengrinsten. Einzig durch die hohe, gewölbte Nase erinnerte er an das Volk seiner Mutter.
    Aber ich bin kein Kind des Teufels; denn die Priester sagen, wenn er kommt, um die Menschheit zu versuchen, trägt er ein schönes Gesicht, und ich bin hässlich wie ein Kobold. Kobolde je doch waren kleine Gesellen, und schon jetzt zeigte sich unverkennbar, dass Ambros zu einem ausgesprochen großen Mann heranwachsen würde. Was immer ich bin, es ist nicht menschlich, dachte er traurig. Vielleicht sollte ich fortlaufen und im Wald leben. Hier bin ich glücklich.
    Schon viele Male war ihm dies durch den Kopf gegangen, und stets war es der Gedanke an den Schmerz seiner Mutter, der ihn davon abhielt, auszureißen. Morbrinus war zwar freundlich, doch zwischen ihnen war keine Liebe. Madrun und die kleine Ganeda, das Mädchen, das seine Mutter ihrem Gemahl gebar, waren die einzigen menschlichen Wesen, die Ambros liebte.
    Er

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