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Britannien-Zyklus 01 - Die Herrin vom See

Titel: Britannien-Zyklus 01 - Die Herrin vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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würde, doch sie verstand es prächtig, nur jene Teile eines Bildes zu sehen, die in ihre Vorstellung von der Wirklichkeit passten.
    Sie meinte sogar, er wäre gut aussehend, und Ambros wusste nur allzu genau, dass er ebenso hässlich war wie Avagadu, und der galt als hässlichster Junge, der je das Licht der Welt erblickte. Die Göttin Ceridwen hatte einen Kessel voll Zaubertrank gebraut, um ihrem Sohn Weisheit zu verleihen, wenn er schon nicht schön sein konnte, doch stattdessen hatte der Diener Gwion davon getrunken.
    Vielleicht könnte mich die Base meiner Mutter, Argante, Weisheit lehren – ich habe gehört, sie beherrsche Magie, aber ich glaube, ich muss sowohl Avagadu als auch Gwion sein, wenn ich überleben will.
    Aber was immer am Hof des Oberkönigs geschehen würde, es würde eine Abwechslung zu den Sticheleien der Knaben in Maridunum sein; außerdem hatte das kleine Mädchen, das in seinem Kopf zu ihm sprach, ihm geraten zu gehen. Ambros drehte sich um und betrachtete die Straße hinter sich. Das Dorf lag bereits hinter einem bewaldeten Rücken verborgen; sie ritten gerade an den letzten Gehöften vorbei.
    »Weißt du, ich habe Vitalinus einmal getroffen«, plapperte seine Mutter weiter.
    »Wen?« Rasch versuchte Ambros, der in eigenen Gedanken versunken war, den Faden wieder aufzunehmen.
    »Das ist sein Name. Vor-Tigernus ist nur der Titel, den er angenommen hat, obwohl ich glaube, es wäre höflich, ihn zu verwenden, wenn du ihn ansprichst.« Sie legte die Stirn in Falten. »Soweit ich mich erinnere, wirkte er nicht übertrieben stolz, aber er hatte jede Menge Meinungen… Hohe Herren schätzen es nicht, wenn man ihnen widerspricht.« Abermals wandte sie sich Ambros zu. »Sprich mit Bedacht zu ihm, aber bedenke, dass dein Blut ebenso gut ist wie das seine.«
    Zumindest von einer Seite, dachte Ambros unglücklich, doch er nickte.
    »Und vielleicht«, fuhr sie fort, »wäre es besser, ihm nichts von dem Schwert zu erzählen.«
    Ambros drehte sich zu ihr um. »Das ist einfach. Du hast es mir gegenüber ja nur flüchtig erwähnt.«
    Die Züge seiner Mutter hellten sich auf. Sie erzählte gerne Geschichten aus der Vergangenheit – denn die war unwiderruflich vorüber und vorbei. Manchmal aber war die Vergangenheit wie eine Natter, die tot scheint, bis sie sich entrollt und zubeißt.
    »Vor zweihundert Jahren herrschte in den Ländern der Römer ein Kaiser namens Marcus Aurelius.« Madrun spähte die Straße vor und zurück und entschied, dass die Reiter ihrer Eskorte sich außer Hörweite befanden. »In jener Zeit tobte Krieg zwischen den sarmatischen Völkern jenseits der Grenzen Dakiens, und einer der Verliererstämme, die Jazygen, kam an den Fluss Danuvius und bat um Asyl im Kaiserreich. Der Kaiser erwiderte, er könnte sie nicht alle aufnehmen, doch wenn sie bereit wären, sich zu teilen, ließe er sie ein.
    Fünfhundert Krieger wurden hierher nach Britannien gesandt und in Bremetennacum stationiert, um die Westküste zu bewachen. Nachdem die zwanzig Dienstjahre um waren, ließen sie sich hier im Norden nieder, und ihre Söhne traten nach ihnen in die Auxilla ein. Als den Veteranen das Bürgerrecht verliehen wurde, wie es Brauch war, nahmen sie den Familiennamen ihres Befehlshabers an, Artorius.«
    Ambros nickte. »Hieß nicht deine Großmutter Artoria?«
    »Genau. Auch meine Base Argante trägt diesen Namen, und sie hütet das Schwert. Es ist über unsere Urgroßmutter zu uns gelangt, eine Druidentochter, die den Letzten der sarmatischen Soldatenpriester heiratete, der es bewachte«, fuhr Madrun fort. »Es ist eine uralte Klinge, aus Sternenstahl geschmiedet, und zwar mit einer Magie, die heutzutage kein Schmied mehr beherrscht. In den Händen eines großen Königs, in dessen Adern uraltes Blut fließt, verheißt es Sieg.«
    »Willst du damit sagen, Vitalinus will ein großer König sein und würde das Schwert haben wollen?«
    »Das würde er«, entgegnete sie mit sanfter Stimme, »aber er ist nicht dazu auserkoren, es zu schwingen.« Madrun lenkte ihre Stute neben Ambros’ Hügelpony. »In dem Schwert lebt ein Gott, der versprochen hat, der Verteidiger Britanniens würde dem Blut meiner Base entspringen. Doch der Druide, der ihm helfen muss, wird dem meinen entstammen.«
    Ambros’ Pony begann zu traben, weil er es unabsichtlich mit den Fersen antrieb. Rasch zog er die Zügel an; urplötzlich ergaben verschiedene Bemerkungen Sinn, die seine Mutter in der Vergangenheit geäußert hatte.
    »Und du

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