Britannien-Zyklus 01 - Die Herrin vom See
einer Silbernadel zusammengehaltenen Druidenumhangs, zurück und nahm ebenfalls Platz. »Vitalinus hat seine beiden Söhne darauf angesetzt, Britannien zu verteidigen. Würden auch die Fürsten des Westens und Nordens unter seinem Banner kämpfen, könnten wir die Sachsen vielleicht von unseren Ufern wischen, doch das werden sie nicht, und Aurelianus wird er sich keinesfalls beugen. Deshalb ist der Vertrag, den Hengest angeboten hat, wohl das beste Ergebnis, das wir zu erzielen vermögen.«
»Aber eine Teilung!«, rief einer der anderen Männer aus.
»Das ist eine Bestätigung, dass sie nie wieder fortgehen werden.«
»Diese Mauer, die ihr so sorgfältig bewacht, ist auch eine Teilung, aber die Religion und Kultur Roms findet man in Dun Breatann ebenso wie in Luguvalium. Männer aus allen Teilen der Welt sind zu guten Söhnen Britanniens geworden. Wir werden über diese Grenze hinweg Handel betreiben, und nach und nach werden sie unsere Lebensweise erlernen.«
Amlodius lachte. »Ich nehme an, Ihr habt Recht. Mein eigener Großvater stammte aus denselben Landen wie Hengest, ich aber bin ein Römer.«
»Und Ihr seid einer der Herrscher des Nordens. Vitalinus beruft alle großen Fürsten, die sich ihm verschrieben haben, am ersten Tag des Mai nach Sorbiodunum. Seine Söhne mögen wohl fort sein, aber die Sachsen sollen ruhig wissen, welche Macht gegen sie vereint ist, wenn der Vertrag besiegelt wird.«
Amlodius legte die Stirn in Falten. Als Igraine für diesen Besuch eintraf, hatte sie überrascht festgestellt, dass sein einst helles Haar mittlerweile rundum silbrig schimmerte und die mächtigen Schultern ein wenig hängend wirkten. Ihre Mutter hingegen schien trotz der silbrigen Strähnen an den Schläfen jung. Für einen alten Mann würde es eine lange Reise werden, dennoch nickte er zustimmend.
»Es liegt viele Jahre zurück, dass ich den Süden zuletzt besucht habe. Ich möchte gerne sehen, was die Sachsen dem Land angetan haben.«
»Sie haben es zerstört«, erklärte einer der Männer aus Ambros’ Begleitung, »so wie der Wolf, der sich Zugang zum Schafspferch verschafft, in seinem Blutdurst viel mehr reißt und tötet, als er zu fressen vermag.«
»Wir haben sie zurückgedrängt, aber wir können die vor ihnen Geflüchteten nicht zur Rückkehr zwingen«, fügte ein anderer hinzu. »Gute Gehöfte liegen verlassen da, und die verbleibenden Städte verfallen, denn es gibt keine Möglichkeit, die an einem Ort gefertigten Waren an einem anderen auf den Markt zu bringen. Zudem war das Wetter in den vergangenen Jahren so schlecht, dass es scheint, selbst Gott hätte sich gegen uns verschworen und wollte die Küste der See zurückgeben.«
Der Bedienstete brachte ein Tablett mit silbernen Bechern herbei, und Argante schenkte aus einer Karaffe aus römischem Glas Wein ein. Igraine nippte anerkennend daran. In Dumnonia genossen sie oft Wein, den die mit Gallien Handel treibenden Schiffe brachten, dies aber war ein alter Jahrgang, der in den Kellern der römischen Feste gehortet wurde.
Einer von Ambros’ Männern erkundigte sich, woher der Wein stammte, und Amlodius begann, von den Jahrgängen zu erzählen, die er als junger Mann gekannt hatte. Erschrocken bemerkte Igraine, dass Ambros sie beobachtete. Argante folgte der Richtung ihres Blickes und lächelte.
»Ich habe vergessen, dass Ihr meine Tochter Igraine ja noch nicht kennen gelernt habt.«
»Ihr seid die Gemahlin des Fürsten der Dumnonii«, stellte er fest, als wollte er ihr einen Stempel aufdrücken, wie sie mit einem Anflug von Ärger dachte. Dennoch lächelte sie zur Antwort zuckersüß.
Igraine hatte sich daran gewöhnt, in Dumnonia als Anhängsel von Gorlosius betrachtet zu werden, doch seit ihrer Rückkehr in den Norden hatte sie begonnen, sich wieder als eigenen Menschen zu sehen. Was mag er sehen, fragte sie sich, außer einer großen Frau mit dem hellen Haar ihres Vaters?
»Ich habe vor drei Jahren geheiratet und nun eine kleine, erst ein Jahr alte Tochter.«
Morgause besaß rötliches Haar und den eisernen Willen ihrer Großmutter. Igraine liebte sie innig, dennoch war es ein Segen gewesen, eine kleine Weile von ihr wegzukommen.
»Es ist gut, dass ihr beide zur selben Zeit hier seid«, meinte Argante leise. »Ihr beide seid die einzigen Erben der nächsten Generation der Blutslinie von Artorius Hamicus, und ich habe vor, diese Gelegenheit zu nutzen, um euch die Riten des Schwertes zu lehren.«
Ambros’ Augen weiteten sich. »Meine
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