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Britannien-Zyklus 01 - Die Herrin vom See

Titel: Britannien-Zyklus 01 - Die Herrin vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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erkannte er es als die Musik einer Schmiede.
    »Komm her und wärm dich«, rief ihn eine Stimme zwischen den Buchen. »Außerdem habe ich Eintopf, um deinen Bauch zu füllen.«
    Verblüffung rang mit Argwohn; denn dies war derselbe Mann, den Ambros am Fluss bei Venta Belgarum getroffen hatte. Als noch stärker aber erwies sich der Hunger, da er abgesehen von dem Brot an diesem Tag noch nichts gegessen hatte. Er leckte sich über die Lippen und trat in den Feuerschein des Schmiedes.
    Die flackernden Flammen zeigten ihm das Pferd und den Karren, dahinter einen Geröllhaufen, der an eine eingestürzte Mauer erinnerte. Dazwischen ragten noch vier mächtige Pfeiler auf, welche einen dunklen Durchgang säumten, der in eine Mulde führte.
    »Was tut Ihr denn hier?«, hörte er seine eigene Stimme, dümmlich vor Erschöpfung.
    »Pferde beschlagen – was denn sonst?« Der Schmied grinste. »In diesem Land gibt es viele edle Herren. Die Leute bringen ihre Tiere zu mir, wenn sie sich wegen des Jahrmarkts in der alten Feste einfinden.«
    Auf dem Hügelhang ist eine feine weiße Stute, dachte Ambros. Wirst du auch sie mit Hufeisen versehen?
    Stärker als jede Angst jedoch war der Hunger, und so fiel er wie ein Tier über den Schweinefleisch-Eintopf her, den der Schmied ihm reichte. Auch Gerstenbier gab es, kräftiger als jenes, an das er gewöhnt war, mit einem Nachgeschmack von Honig. Der Schmied hämmerte indes munter weiter und erzählte von dem Jahrmarkt mit all den Pferderennen und Bettlern aus vielen Landen, anlässlich der die Leute das Gras entfernten, das rings um die Ränder der Glieder des Pferdes wucherte. Ambros vermochte nicht recht zu erkennen, was genau der Schmied derweil tat; nach einer Weile wurden seine Lider schwer, und er vergaß, ihm zuzuschauen.
    Das Klirren des Hammers erklang gleichmäßig wie ein Herzschlag, doch als Ambros zu dösen begann, schien ihm, der Schmied hämmere kein Metall, sondern Erinnerungen, eine Folge greller Bilder, die an Ambros vorbeizogen, bis er mitten in ihnen wandelte.
    Die dunklen Jäger der Hügel behauten geübt den Feuerstein, um daraus Pfeilspitzen und Äxte zu formen. Ihnen folgte ein größeres, braunhaariges Volk, welches das Land bestellte und große Felsen aus den Bergen herbeischleppte, um Gräber für seine Toten zu errichten, wobei sie mit Handäxten Kelche und Spiralen in den Stein schlugen. Ambros sah, wie jene erste Mulde unter den Buchen ausgehoben und danach die Grabsteine aufgestellt wurden.
    Ich hocke an einem Ort von Geistern, dachte er benommen, doch er empfand das Licht des Feuers als einen Kreis der Sicherheit.
    Im Traum sah er, wie das Laub unzähliger Herbste auf die Steine herabschwebte. Ein neuer Stamm traf ein, der sein Bier aus gebrannten Tonbechern trank, verziert mit Mustern, die mit Schnüren oder Kämmen erzeugt wurden. Nach ihm kam ein Volk, dessen Schmiede feine Waffen aus polierter Bronze fertigten, eines, das weitere Felsblöcke herbeischleppte, um sie dort aufzustellen, wo die Macht der Drachen durch das Land strömte. Kreise behauener Steine bezeichneten die Bewegungen der Sonne und des Mondes genauer als jede von Mogantius’ Formeln. Die Erschaffer der alten Grabstellen waren vergessen, und Bronzeschmiede frönten ihrem Handwerk vor der Mulde.
    Und doch gerieten auch diese Stämme in Vergessenheit. Das Wetter wurde kälter und regnerischer, die Hochlandgehöfte wurden aufgegeben. Die Menschen verwendeten neue, bessere Waffen und kämpften um das verbleibende fruchtbare Land, und sie errichteten Festungen mit Erdwällen, um ihre Gebiete zu verteidigen. Zwar verstand Ambros nicht alles, was er sah, doch er erkannte ein Muster, in dem ein Volk dem nächsten bei der Herrschaft über das Land folgte.
    Und bald trafen große, hellhaarige Menschen von jenseits des Meeres ein, die Schwerter aus Eisen trugen und ihre Ornamente in Form von gewellten Spiralen, Palmetten und Schriftrollen anlegten. Er wusste, dass es Briten waren, das Volk seiner Mutter, doch in seinen Träumen erschienen sie ihm lediglich als eine weitere Laubschicht in der Mulde. Aus dem Pochen von Steinäxten auf Stein wurde das Klimpern von Bronze, danach das schwere Klirren von Eisen, als die Schmiede Generation um Generation ihren Zauber wirkten und die ureigensten Elemente der Erde in den Dienst der Menschheit zwangen.
    Sein Kopf pochte ob des Klirrens dieser Hämmer, bis er nichts mehr sehen konnte, und dann hatte Ambros das Gefühl, hochgehoben und selbst auf den Amboss

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