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Britannien-Zyklus 01 - Die Herrin vom See

Titel: Britannien-Zyklus 01 - Die Herrin vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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eure Gier werdet ihr bestraft; für eure Ungläubigkeit niedergeschlagen. Ihr seid dem ketzerischen Pelagius gefolgt und habt geglaubt, eure Taten könnten euch retten, und dies ist das Ergebnis – Flüsse voller Blut und ein Land in Flammen!« Speichel spritzte von spröden Lippen, als der Priester die Arme niedersausen ließ.
    »Es ist wahr!«, wimmerten die Leute. »Wir haben gesündigt! Wir müssen aus diesem verfluchten Land fliehen!«
    Die große Gestalt am Rand der Menge schritt vor und lehnte sich auf einen Ebereschenstock. Den wirklichen Namen des Mannes kannte keiner, aber es gab noch eine vage Erinnerung, die von einem »Mab-leian«, einem ›Sohn der Nonne‹, berichtete, und so nannte man ihn »Merlin«. Er machte sich nicht die Mühe, dies zu berichtigen. Ambros war ein menschlicher Name gewesen, und jener Mensch war im Wald gestorben. Es schien passend, dass er, der er kein echter Mensch war, eine Bezeichnung trug, die kein echter Name war.
    Merlin war in der Hoffnung auf Essen und Feuer in das Lager der Wanderer gekommen; so kurz vor Mittsommer erwiesen sich Tagesreisen als lang. Stattdessen war er auf diesen zerlumpten Wanderprediger gestoßen, dessen Geschwafel in ihm den Wunsch weckte, in die Stille der Hügel zurückzukehren.
    »Ihr habt danach getrachtet, den Teufel Hengest auszutreiben, und wie es dem Mann erging, dem man den Teufel austreiben wollte, haben sieben Dämonen unser Land befallen, allesamt schlimmer als der erste!«, donnerte der Priester weiter.
    Und es stimmte, denn die germanischen Stämme, die sich zurückgehalten hatten, während Vortimer gegen Hengest einen Kampf focht, der in einem Unentschieden endete, waren wie heulende Wölfe über den armen, blutenden Kadaver Britanniens hergefallen, sobald der Weg durch Verrat offen stand. Aelle und seine Söhne besetzten die Länder östlich von Sorbiodunum, die Juten und Friesen hatten all ihre alten Ländereien in Cantium zurückerobert und weitere eingenommen. Die befestigten Städte Londinium, Verulamium, Noviomagus und zahlreiche andere hielten zwar noch stand, aber überall in der östlichen Hälfte des Landes wütete der Feind ungehindert.
    »Hätten wir die Sachsen willkommen heißen sollen?«, fragte einer, und ein paar Leute verzogen die Gesichter zu etwas, das ein Grinsen hätte sein können, hätten sie nicht vergessen, wie man lachte.
    In Wahrheit bildeten sie einen bemitleidenswerten Haufen; sogar diejenigen, die mit einigen ihrer Besitztümer geflohen waren, waren zerschunden und dreckig. Die Haut im Gesicht des Priesters wirkte faltig, als wäre er einst ein viel fülligerer Mann gewesen. Diejenigen, an denen Merlin vorbeischritt, wichen zurück und bekreuzigten sich. Er hatte sich daran gewöhnt; denn so wie sie Zerrbilder ihres früheren Wohlstands verkörperten, so hatte auch er jedweden Schmuck abgelegt und lief barfuss, in einer Kluft aus Wildleder und einem Umhang aus Wolfsfell, das der gebogene Stoßzahn eines Keilers zusammenhielt. Doch er wusste seine Anwesenheit zu verschleiern, sodass selbst jene Menschen, die ob seines Erscheinungsbildes erschraken, binnen eines Lidschlags vergaßen, was sie gesehen hatten.
    »Überlasst das Land doch den Wölfen, die übers Meer gekommen sind, und sollen sie ihre Freude daran haben«, antwortete ein anderer. »Wir schaffen uns eine neue Heimat in Gallien.«
    Viele seiner Landsleute hatten dies bereits getan und waren den Menschen gefolgt, die Kaiser Maximus vor zwei Generationen in die Fremde geführt hatte. Krieg und Seuchen hatten Gallien nahezu entvölkert, und Riothamus, der nunmehr dort herrschte, hieß die Menschen Britanniens willkommen.
    »Wollt ihr das Land den Wölfen überlassen oder denen, die noch den Mut haben, darum zu kämpfen?« Eine neue Stimme durchschnitt das zustimmende Gemurmel.
    Merlin drehte sich um. Ein paar Reiter waren am Rand des Feuerscheins aufgetaucht. Der Sprecher trieb sein Pferd ein paar Schritte vorwärts, und die Leute erblickten einen großen Mann mit mausbraunem, auf römische Weise kurz geschorenem Haar. Über dem Kettenhemd trug er einen vom Wetter gebleichten, scharlachroten Reiterumhang.
    »Wo sind eure Wachen?«, herrschte der Offizier sie an – oder besser gesagt, der Fürst; denn als er sich bewegte, erspähte Merlin an seinem Hals eine goldene Kette. Drei der Männer am Rand der Menge ließen die Köpfe hängen. »Wären wir Sachsen, hätten wir euch völlig unvorbereitet überrascht!«
    »Herr, Ihr habt kein Recht, so mit uns

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