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Britannien-Zyklus 01 - Die Herrin vom See

Titel: Britannien-Zyklus 01 - Die Herrin vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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hinan zum langen, purpurnen Blumenkopf wucherten. Mit Goldrute zu einer Salbe verarbeitet, waren sie gut für entzündete Wunden. Zwischen den Steinen wanden sich Ranken von Gebirgserbsen mit ihren Paarblättern und den winzigen, blauen Blüten.
    »Sprich ein Dankgebet zum Geist der Pflanze«, sagte Merlin, »dann grab sie aus und lös die Knollen, die an den Wurzeln hängen.«
    »Wozu sind die gut?«, wollte der Junge wissen.
    »Putz eine ab und kau darauf, dann merkst du es. Die Druiden nennen dies corma; es unterdrückt Hungergefühle und verleiht dir Kraft.«
    Artor wirkte zweifelnd, doch er tat, wie Merlin ihn geheißen hatte. Kurz darauf veränderte sich seine Miene, und der Druide lächelte.
    »Es schmeckt gut… süß…«
    »Heb die anderen auf – du wirst sie für unsere Reise brauchen.«
    Artor runzelte die Stirn und schaute zurück über das Gras- und Waldland, das, von blauem Sommerdunst verhüllt, in Richtung des Wae-Tales hin abfiel.
    »Es ist schon mitten am Nachmittag«, meinte er nachdenklich. »Sollten wir nicht bald umkehren?«
    »Noch nicht. Gleich hinter diesem Rücken befindet sich ein Eichenhain, in dem andere Pflanzen wachsen, die ich brauche.« Am Rande des Waldes fanden sie Heidelbeer- und Brombeersträucher, deren Früchte kürzlich gereift waren. Artor begann, sie mit dem Überschwang eines Knaben zu pflücken und zu essen, und streifte immer tiefer in den Wald. Sogar Merlin konnte sich ihrer Anziehungskraft nicht entziehen, obwohl der Geschmack Erinnerungen an seine Wanderschaft wachrüttelte.
    Was tue ich hier, fragte er sich. In mir fließt das Blut des Wilden Mannes, der sich von solchen Dingen ernährte, aber dieser Knabe ist durch und durch menschlich. Kann er überleben? Was wird er lernen, indem er hier Hunger leidet?
    »Er wird lernen, was du gelernt hast«, antwortete sein daimon. »Er wird erfahren, woraus er gemacht ist… und das gilt auch für dich…«
    Merlin erschien die Antwort ein wenig zweideutig, doch mehr empfing er nicht. Aber bei diesem freundlichen Wetter würde es dem Jungen nicht schaden, ein, zwei Tage durch den Wald zu wandern, und so sah er zu, wie die Sonne sich auf die Hügelkuppen senkte, und schwieg.
    Die plötzliche Kühle, als die Sonne verschwand, rief Artor ins Bewusstsein, wie rasch die Zeit verstrichen war. Er richtete sich auf und musterte Merlin mit anklagendem Blick. »Bevor wir zurück sind, wird es längst dunkel sein!«
    »Das ist wahr«, erwiderte der Druide. »Vielleicht sollten wir hier ein Lager aufschlagen und morgen früh umkehren. Das wird ein richtiges Abenteuer.« Als er Artors zweifelnden Blick sah, fügte er hinzu: »Zudem etwas, das Gai noch nie gemacht hat.«
    Wie erwartet, zeigte dieses Argument Wirkung, und der Knabe begann, sich mit frischem Interesse umzuschauen.
    »Aber was, wenn wir uns verirren?«
    »Solange der Himmel nicht herabfällt und die Erde unter den Füßen fest ist, kann man sich nicht wirklich verirren«, entgegnete der Druide und ging den Hügel hinab voraus. »Habe ich dir nicht beigebracht, wie man die Sonne beobachtet und sich orientiert und welche Kräuter als Nahrung dienen?«
    »Wo wollen wir denn schlafen?«
    »Weiter unten am Hügel gibt es Wasser, und die Bäume werden uns vor dem Wind schützen. Wickel dich in deinen Umhang und vergrab dich unter Blättern, und schon schläfst du warm.«
    Artor nickte. »Soldaten schlafen auch so, wenn sie auf Feldzug sind.«
    »Willst du denn einmal ein Soldat werden?«
    »Ich muss wissen, wie man kämpft. Das müssen wir alle. Mein Ziehvater sagt, hätten wir Briten nicht vergessen, was einen Krieger ausmacht, wären die Sachsen nie gekommen.«
    »Das stimmt«, pflichtete Merlin ihm bei. »Deshalb hat Vitalinus Hengest ursprünglich angeheuert. Er hat die Friedensrichter und die Häuptlinge förmlich angefleht, Armeen aufzustellen, aber sie waren zu sehr daran gewöhnt, von Rom verteidigt zu werden.«
    »Das war vor vielen, vielen Jahren.« Argwöhnisch musterte ihn Artor.
    »Naja«, meinte der Druide ausweichend, »das habe ich zumindest gehört.«
    Unter den Bäumen wurde es bereits dunkel. Sie folgten dem Geräusch des Wassers, bis sie oberhalb eines kleinen Baches eine grasbewachsene Sumpfebene fanden.
    »Sind die Sachsen wirklich Teufel, wie Vater Paternus behauptet? «, wollte Artor wissen, während sie Adlerfarn aufhäuften, um darauf zu schlafen, und vom Frühlingshochwasser an den Baumstämmen zurückgelassene Stöcke sammelten, um damit ein Feuer zu

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