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Britannien-Zyklus 02 - Die Herrin der Raben

Titel: Britannien-Zyklus 02 - Die Herrin der Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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hatten, und blickte in die Runde. Im vergangenen Jahr war er ein paar Zoll gewachsen, und allmählich lernte er, mit seinen langen Gliedern umzugehen.
    »Mir scheint, meine Herren, dass Eldol die Wahrheit spricht, und da dem so ist, sollten wir besser darüber beratschlagen, wie wir der Bedrohung begegnen, anstatt unsere Kraft darauf zu vergeuden, einander zu beschuldigen!«
    Einen Augenblick starrten alle, als wäre soeben einem der Pfähle ein Mund gewachsen, durch den er nun zu ihnen sprach. Dann sah Merlin, wie die Mienen sich veränderten, als sie sich erinnerten, dass es ihre Entscheidung gewesen war, diesen Jungen zu ihrem König zu küren. An dieser Stelle mochte man sich fragen, ob es ihnen tatsächlich ernst damit gewesen war oder ob sie – um es mit den Worten jenes Bischofs Augustinus auszudrücken, dessen neuartige Einfälle jeden beunruhigten – zwar zu Gott gebetet hatten, ihnen einen König zu geben, »aber erst später«.
    »Mein König, es ist unverkennbar, dass wir einen Feldzug in der Landesmitte beginnen müssen«, antwortete Cadrod schließlich, »um diesen unbedeutenden anglischen König zu zerstören, ehe seine Macht fest verankert ist.«
    »Aus Eurer Sicht mag das wohl unverkennbar sein«, warf Madoc ein, der seit vielen Jahren über die Länder der Durotriges rings um Durovernum herrschte, »aber wenn ich nach Osten schaue, sehe ich in Venta Belgarum jenen Teufelsbraten Ceredic!« Sein Tonfall blieb milde, und Cadrod lehnte sich stirnrunzelnd wieder zurück.
    »Auch er schafft immer mehr Menschen aus Germanien herbei«, erklärte Cador, »und zwar mit ihren Familien. Folglich ist unbestreitbar, dass diesen Wölfen der Sinn nicht nur nach Beute steht. Sie wollen sich in diesem Land festsetzen.«
    »Leonorus Maglos gilt schon seit Ambrosius’ Zeiten als Verräter«, antwortete Eldol, »aber ihn kümmern nur die Länder der Belgae.«
    »Er ist ein alter Mann«, bemerkte Docomaglos’ zweiter Sohn, Gerontius. »Mittlerweile führt Ceredic an seiner statt in Venta das Wort, und Ceredic denkt wie ein Sachse, denn britisch ist an ihm einzig der Name.«
    Artor nickte.
    Das letzte Jahr hatte Gerontius die Männer befehligt, welche die Hausgarde des Königs bildeten, hatte an seinem Tisch gegessen und neben seiner Tür geschlafen, mit ihm gejagt, Brettspiele gespielt und ihn in der Kunst des Schwertes unterwiesen. Es war unvermeidlich, dass der Junge ihn letzten Endes lieben oder hassen würde, und Gerontius war so gutherzig und gerecht wie er groß, dunkel und stark war. Folglich war es kein Wunder, dass der junge König ihm mit Bewunderung in den Augen lauschte.
    Cador, der die Gelegenheit spürte, beugte sich vor. »Die Kunde, die uns aus Venta erreicht, besagt, dass Ceredic vorhat, sein Reich nach Norden auszudehnen. Wollt Ihr gegen die Angeln kämpfen, während die Juten und Friesen uns bedrängen? Icel hat seine Macht längst noch nicht gefestigt, denn ehe er seine Häuptlinge gegen uns führen kann, muss er erst die unter ihnen zur Ordnung rufen, die es gewöhnt sind, ihr eigener Herr zu sein.«
    Einer oder zwei der Anwesenden zeigten sich ob des Gesagten beschämt, denn was er von den Angeln erzählte, traf zweifellos auch auf die Briten zu.
    Doch Cador fuhr unbeirrt fort: »Ceredics Männer haben sich nur ihm verschworen. Euer Einwand, weshalb wir gegen Icel kämpfen sollten, gilt ebenso für Ceredic. Lasst uns diese schwelende Glut an unserer Flanke austreten, ehe sie zur Feuersbrunst entfacht wird!«
    Daraufhin entflammten angeregte Streitgespräche. Artor ließ sie ein paar Minuten gewähren, ehe er die Hand hob, und den Versammelten wieder Stille gebot.
    In den zwei Jahren seiner Herrschaft hatte er gelernt, einem Rat vorzusitzen, auch wenn er noch nicht immer das Selbstvertrauen besaß, ihm seinen Willen aufzuzwingen. Schweigend richtete Merlin seine Aura auf den Jungen und ließ einen Teil seiner Energie auf ihn übergehen. Für die anderen schien sich lediglich Artors Präsenz verstärkt zu haben, was dabei half, ihre Aufmerksamkeit zu bündeln, bis alle verstummten. Anfangs hatte der fünfzehn Jahre alte König derlei Vorschub ständig benötigt, mittlerweile jedoch wuchs er in seine Macht ebenso hinein wie in die Rüstung seines Vaters.
    »Ich glaube, wir sind uns einig, dass wir wohl gegen irgendjemanden kämpfen müssen – « Artors Lächeln widerspiegelte sich in den Mienen einiger der jüngeren Männer. »Und zur Wahl scheinen Icel und Ceredic zu stehen. Beide sind

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