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Britannien-Zyklus 02 - Die Herrin der Raben

Titel: Britannien-Zyklus 02 - Die Herrin der Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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übrig war, wie eine einsame, alte Eiche, nachdem ein Sturm alle kleineren Bäume ringsum entwurzelt hatte. Zweifellos würde es vor dem Abend noch regnen.
    Als sein Vater ihn zum ersten Mal nach Cantuware mitnahm, hielt er die noch stehenden Gebäude in Durovernum für das Werk von Jötuns. Dann hatte er Eboracum und Verulamium kennen gelernt, Städte, die ungeachtet ihrer Kriegsnarben immer noch erhaben wirkten.
    Venta aber war nie zerstört worden. Venta hatte die Sachsen als rechtmäßige Erben des römischen Kaiserreichs willkommen geheißen, so wie Gallien nun die Franken willkommen hieß und Iberien die Wisigoten. Sogar aus Durovernum wurde in der Sprache der Menschen allmählich Cantuwaraburh. Wir sind die Zukunft, dachte er, und wenn er mit Ceredic marschierte, würde vielleicht auch sein Name einen Platz in jener Zukunft finden.
    Ceredic versammelte seine Verbündeten auf den Feldern vor der alten Seefestung Portus Adurni, die ein weiterer Germane, Admiral Carausius, vor langer Zeit errichtet hatte. Dort begingen sie das Ostara-Fest. Es war eine Stammesfeier alter, germanischer Tradition und sollte die Menschen an ihre gemeinsame Herkunft erinnern. Die Tiere in den Pferchen regten sich unruhig, als wären sie sich ihrer Rolle bei dem Ritual gewahr, doch der Rest des Lagers knisterte vor freudiger Erwartung.
    Kundschafter hatten die Gerüchte bestätigt. Die britischen Fürsten waren auf dem Vormarsch, angeführt von Docomaglos von Dumnonia, dessen Söhnen und dem Jungen, den sie zu ihrem König erkoren hatten. Leonorus Maglos war aus Venta geflüchtet, und Ceredic hatte keine Lust, die Begeisterung seiner Verbündeten auf die Probe zu stellen, indem er sie einer Belagerung aussetzte. Er hielt es für besser, dem Feind in offener Schlacht zu begegnen, auf der Flutebene gegenüber der Insel Vecta, wo der Icene ins Meer mündete.
    Inmitten der Felder befand sich ein ansehnlicher Eichenhain. Hier hatten einst Römer einen Opferstein für Merkur errichtet. Als die Christen Einzug hielten, wurde er aufgegeben, und Weinranken überwucherten ihn, bis Ceredic Anspruch auf den Ort erhob und daneben einen Altar aus aufeinander geschichteten Steinen baute.
    Oesc hielt den Strick des weißen Ochsen, den Hengest als Opfer gesandt hatte. Auf dem Feld sah er die Streitmacht Cantuwares – Bauern, die auf Geheiß ihres Königs ihre Felder verlassen hatten, sowie die Söldner aus Hengests Hausgarde, die gekommen waren, um seinen Erben zu beschützen. Der Ochse stampfte und rieb den Schädel an seiner Seite, dabei brachte er Oesc aus dem Gleichgewicht und hinterließ einen Flaum weißer Haare auf der scharlachroten Wolle seines Hemdes. Ein paar der Primelblüten aus dem Kranz um die Hörner des Ochsen fielen ab, dann neigte er das Haupt und leckte von dem Getreide, das man für ihn ausgestreut hatte. Oescs Anspannung löste sich ein wenig. Es war heiliges Korn, vermischt mit geweihten Kräutern und von den Priestern gesegnet; dass der Ochse davon fraß, bewies, dass er seine Rolle als Opfer anerkannte.
    Oesc sah Haedwig bei den anderen Gottesdienern stehen, die einberufen worden waren, um die Rituale zu segnen: dem steinalten Godwulf, der einst am Hofe des Vitalinus gedient hatte, und zwei Witegas, die mit der letzten Schiffsladung Krieger aus Germanien herbeigeschafft worden waren. Aus der Emsigkeit, mit der sie das Rind untersuchten, schloss er, dass es einige Zeit zurücklag, seit sie zuletzt genug Vieh gehabt hatten, um ihrer Kunst zu frönen.
    Auf dem Platz zwischen den Tieren und den Leuten gaben drei Gaukler ihre Vorstellung, während ein weiterer auf einer kleinen Handtrommel einen fröhlichen Rhythmus klopfte. Als der Tag sich dem Mittag zu neigte, begannen die Wolken, sich zu teilen, und die auf die Kleider der Spielleute genähten Metallstücke blitzten und glitzerten in der Sonne. Dann brach die Wolkendecke vollends auf, und von innerhalb des geheiligten Hains ertönte ein Hornruf.
    Die Häuptlinge, welche die neun weißen Pferde hielten, setzten sich mit den Tieren in Bewegung, gefolgt von den Ochsen. Als das Tier neben ihm lostrabte, riss Oesc am Strick seines Ochsen und reihte sich in den Tross ein. Den Geräuschen nach zu schließen, folgten irgendwo hinter ihm die Schweine; er beneidete die Männer, die sie unter Kontrolle halten mussten, nicht.
    In langsamem Marsch zogen die Menschen und Tiere sich im Sonnensinn um den Hain. Unmittelbar vor ihm ging Aelles Sohn Cymen mit einem weiteren Ochsen, der noch

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