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Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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dem anderen gebärt.« Petronilla hatte acht Kinder zur Welt gebracht, von denen nur die ältesten Knaben und Gwendivar überlebt hatten.
    »Wenn Mann und Maid sich auf den Feldern vereinen, wirken sie einen Zauber. Zuvor warst du nur eine Knospe an einem Zweig. Nun bist du die Blüte.«
    Gwendivar lehnte sich zurück und dachte darüber nach. Plötzlich merkte sie, dass sie hungrig war. Sie griff nach dem Beutel, dann besann sie sich eines Besseren und wollte dem Tümpel einen Teil anbieten.
    »Du kannst uns etwas Besseres geben«, sprachen die Stimmen rings um sie. »Dem ersten Erguss des Samens eines Jungen und dem ersten Fluss des Blutes eines Mädchens haftet eine besondere Macht an. Wasch dich in der Quelle…«
    Vor Scham lief Gwendivar hochrot an, obwohl sie wusste, dass menschliche Konventionen dem Elfenvolk weniger als nichts bedeuteten. Doch nach und nach wich ihre Scham etwas anderem, einem wachsenden Bewusstsein der Macht. Sie bückte sich, schöpfte mit den Händen kühles Wasser aus dem Tümpel und ergoss es über ihre Schenkel, bis das Blut dunkel in dem klaren Nass wirbelte. Nachdem sie sauber war, wusch sie ihre Hose und die Satteldecke und legte beides zum Trocknen in die Sonne.
    Das Elfenvolk umschwirrte sie gleich strudelnden Lichtschlieren.
    »Schlaf ein wenig«, forderte der Geist des Tümpels sie auf. »Wir senden dir Träume der Macht.«
    Gwendivar legte sich zurück und schloss die Augen. Beinahe unverzüglich tauchten Bilder auf – rennendes Wild, Stute und Hengst, Sau und Eber, Männer und Frauen, die um das Beltene-Feuer tanzten. Der gesamte große Tanz des Lebens wirbelte vor ihr, schneller und schneller, bis er sich in die Gestalt einer lachenden Maid aus Blumen verwandelte.
    Als sie schließlich erwachte, hatte die untergehende Sonne das ganze Tal in einen goldenen Glanz gehüllt. Aber die Geister waren verschwunden. Ihre Kleider waren trocken, und zumindest vorübergehend schien der Fluss des Blutes verebbt. Rasch zog sie sich an und befestigte den Sattel wieder auf dem Rücken der Stute. Sie freute sich zwar immer noch keineswegs darauf, ihrer Mutter zu berichten, was geschehen war, dennoch hatte sich etwas verändert – sie fürchtete die Vorstellung, erwachsen zu werden, nicht mehr.
     
    Während all der Jahre von Gwendivars Kindheit war der Tor stets gegenwärtig gewesen, und selbst wenn die Wolken ihn verbargen, so war er zumindest immer zu spüren gewesen. Doch abgesehen von einem einzigen Besuch, bei dem sie noch zu klein gewesen war, um sich daran zu erinnern, war sie nie dort gewesen. Sobald sie ihrer Mutter berichtet hatte, was ihr widerfahren war, beschloss Petronilla, sie zu den Nonnen zu bringen, die auf der Insel aus Glas lebten, um sie segnen zu lassen. Die Aussicht darauf erfüllte Gwendivar mit einer Mischung aus Erregung und Furcht.
    Es ist wie mit dem Erwachsenwerden, dachte sie, als sie den Fuß der Insel erreichten und die Biegung des Vorhügels den Tor ihrer Sicht entzog. So lange hat der Tor am Horizont geprangt, und nun kann ich ihn nicht sehen, weil ich fast da bin. Auch mein eigenes Dasein als Frau werde ich nur in den Augen anderer erkennen.
    Ober den Bäumen zeigte sich der Giebel der Rundkirche, die der heilige Joseph errichtet hatte. Ringsum verstreut lagen die kleinen Hütten, die den Mönchen als Heime dienten, etwas weiter abseits eine weitere Gruppe Bauwerke für die Nonnen. Ganz in der Nähe befand sich das Gästehaus, wo die Besucher ihre Unterkunft fanden. Während sie die Straße erklommen, hallte der tiefe Klang von Männerstimmen durch die Luft. Die Mönche sangen die Mittagsgebete, erklärte ihre Mutter. Gwendivar spürte, wie sich die Härchen an ihren Armen vor Verzückung aufrichteten, als die süßen Töne durch die Bäume drangen. Dann geriet die schattige Öffnung der Kirchentür in Sicht; sie erschauderte. Die Musik war wundervoll, aber wie konnten Männer eingepfercht in solcher Finsternis singen?
    Erleichtert seufzte sie, als sie entlang des Hügels weiter zu den Häusern der Nonnen ritten. Auf einer Seite sah sie Apfelbäume, deren reife Früchte die Äste beinahe zu Boden drückten, auf der anderen ordentlich angelegte Gärten. Dahinter befand sich eine hohe Hecke, die den Fuß des Hügels verbarg, der sich an den Tor anschmiegte. Sie fragte sich, was dahinter sein mochte. In der Luft dieses Ortes lag etwas, dass ihre Haut kribbeln ließ, wie wenn das Elfenvolk in der Nähe war. Könnte sie den wachsamen Augen ihrer Mutter

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