Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
Vom Netzwerk:
fängt.«
    Gwendivar nickte. »In der Blutquelle habe ich Sonnenkraft gespürt, aber das hier fühlt sich anders an.« Sie hob die Schale empor.
    »Ich wünschte – «, setzte Igraine an, dann verstummte sie. Das Mädchen musterte sie erwartungsvoll. »Das wäre nur wenigen aufgefallen. Wenn ich auch nur den Hauch einer Möglichkeit sähe, dass deine Mutter zustimmen würde, hätte ich dich gerne auf die Heilige Insel mitgenommen, um dich auszubilden…« Wenn ich Artor doch nur eine Königin bescheren könnte, die in die alten Geheimnisse eingeweiht ist!
    »Eine Insel?« Gwendivar schüttelte den Kopf. »Ich würde mich eingesperrt fühlen, wenn ich mit meinem Pony nicht unter freiem Himmel galoppieren könnte. Warum lebt Ihr dort?«
    »Vor langer Zeit trachteten die Römer danach, alle Druiden zu vernichten, weil sie es waren, die die Seele unseres Volkes bewahrten und die Menschen daran erinnerten, was es hieß, frei zu sein. Die Überlebenden der Angriffe flohen nach Alba, Eriu oder an andere geheime Orte, wo sie weiterleben konnten. Der See war einer davon. Er liegt zwischen hohen Hügeln und ist zudem wunderschön.«
    »Mag schon sein«, bemerkte das Mädchen zweifelnd. »Aber was tut ihr dort den ganzen Tag?«
    Igraine lachte. »Unser Leben auf der Insel der Maiden unterscheidet sich eigentlich kaum von dem der Nonnen hier, wenngleich wir uns nicht deshalb Maiden nennen, weil wir Jungfrauen, sondern weil wir an keinen Mann gebunden sind. Wir spinnen, weben und züchten Kräuter, genau wie andere Frauen, und darüber hinaus beten wir. Du findest, das hört sich langweilig an?«, erwiderte sie auf Gwendivars Gesichtsausdruck hin. »Unsere Gebete sind kein demütiges Anflehen eines fernen Gottes, sondern ein Akt der Magie. Wir versuchen, uns in Einklang mit dem Fluss der Energie durch die Welt zu bringen und ihn, indem wir ihn begreifen, zu beugen.«
    »Um Dinge zu verändern?«, fragte Gwendivar.
    »Um zu helfen, dass sie so werden, wie sie sein sollten, auf dass alles blühe und gedeihe.«
    Darüber dachte Gwendivar eine Weile nach. Ihr Haar schimmerte im Licht des Mondes. Dann stellte sie ganz leise eine weitere Frage. »Sprecht Ihr mit den Geistern, dem Elfenvolk?«
    »Manchmal«, antwortete Igraine.
    »Ich sehe sie… sie sind meine besten Freunde…«
    Der Elfenhauch! Das ist die Quelle der Eigenartigkeit, die ich in ihr gesehen habe, dachte Igraine.
    Reumütig zuckte das Mädchen mit den Schultern. »Nun wisst Ihr mehr, als ich meiner Mutter je anvertraut habe. Erzählt ihr nicht, dass wir miteinander gesprochen haben. Sie sieht Euch ohnehin schon so an, als fürchte sie, Ihr könntet jeden Augenblick einen von Drachen gezogenen Karren heraufbeschwören, der mich entführt!« Unvermittelt hielt sie inne, und selbst in der Dunkelheit erkannte Igraine, dass sie rot anlief.
    »Hält sie die Tigernissa von Britannien für eine Frau ohne Ehre? Du bist noch ein Kind und in ihrer Obhut. Ich sage nur so viel, Gwendivar – wenn du in künftigen Zeiten Hilfe oder Rat brauchst, dann schreib mir.«
    Unwillkürlich dachte Igraine, sie könnte dieses Mädchen wie ihre eigene Tochter lieben – mehr sogar, fürchtete sie, als sie je in der Lage war, Morgause zu lieben. Aber nachdem das Kind mit Artor verheiratet sein würde, wäre sie tatsächlich ihre Tochter. Gewiss hatte die Göttin, die ihr jene Vision geschickt hatte, nicht gelogen!
    Gwendivar nickte, setzte die Schale an die Lippen und trank. Nach einer Weile hob sie den Kopf; ihre Augen waren groß vor Verwunderung.
    »Der Mond ist da drin.« Mit ritueller Anmut reichte sie Igraine die Schale. Mondlicht glitzerte silbrig auf zitterndem Wasser, als Igraine den Rand umfasste. Das Wasser war sehr kalt und so rein, dass es auf der Zunge süß schmeckte. Sie schloss die Augen und ließ sich von jener Süße erfüllen. Gib Hoffnung und Heilung, betete sie, mir und Britannien…
     
    Igraine hielt sich am Holzsitz fest, während der Karren über die Straße auf den Palast des Statthalters zurumpelte. Sie hatte ganz vergessen, wie heiß es in Londinium zwischen Mittsommer und Ernte werden konnte. Die Steinmauern jener Bauwerke, die stehen geblieben waren, strahlten Hitze ab, und die zwischen den Ruinen gewachsenen Bäume neigten sich unter dem Gewicht staubiger Blätter. Ceincair und Morut schaukelten stoisch schweigend neben ihr.
    Durch das Ruckeln des Karrens spürte sie jeden Knochen im Leib, ihr Kittel klebte vor Schweiß am Rücken, und ihr Haar war trotz des

Weitere Kostenlose Bücher