Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
Vom Netzwerk:
brachte man zu eng mit den Kriegen in Verbindung. Londinium war zumindest einst die unangefochtene Hauptstadt des Landes gewesen, und in der Basilika und im Palast der Statthalter würden alle Platz finden.
    Doch je näher der erste Mai rückte, desto mehr hätte Artor sich über eine Ausrede gefreut, so manchen von ihnen zurück nach Hause zu schicken. Schlachten zu planen war einfacher. Allmählich fand er, der alte Brauch der Ehe durch Entführung hatte einiges für sich. Gwendivar hatte gesagt, sie reite gern – vielleicht würde sie ohnehin lieber entführt werden. Aber als sich der König umhörte, was seine Gefährten von dem Einfall hielten, da lachten sie nur. Gwalchmai, der mehr Erfahrung mit Frauen als drei von ihnen zusammen hatte, versicherte ihm, dass Frauen Rituale mit Blumen und Kerzen und unbequemen neuen Kleidern mochten.
    Was Gwendivar selbst anging, die ritt in einem Taumel der Freude durch die blühende Landschaft, nahm die Geschenke entgegen, die ihr die Menschen brachten, genoss die Achtung, die sie ihrer Schönheit zollten, ergötzte sich an der Bewegung des Pferdes unter ihr, an dem strahlenden Sonnenschein, an der Süße der Blumen. Gefesselt von der Erregung jedes einzelnen Augenblicks verschwendete sie kaum einen Gedanken an die Hochzeit, zu der diese Reise sie führte.
     
    »Der gute, alte Oesc pflegte zu sagen, diese Mauern erinnern an das Werk von Jötuns – Riesen…«, sagte Bediver und deutete auf die Ruinen das Torhauses, das einst über die Calleva-Straße gewacht hatte. Das Geröll war entfernt, das Tor jedoch nie instand gesetzt worden.
    Neugierig sah Gwendivar sich um, als sie daran vorbeikamen. »Es wirkt alt und traurig. Wird Artor es wieder aufbauen?«
    »Wieso sollte er sich die Mühe machen?«, fragte Gwalchmai lachend. »Die Mauern sind doch so voller Löcher wie ein Mantel nach einem Festmahl der Motten! Mauern!« Er vollführte eine wegwerfende Geste. »Ohne tapfere Männer und scharfe Speere sind sie ohnehin zu nichts nütze!«
    »Wie Recht du hast«, bemerkte sein Bruder Gwyhir, der unmittelbar hinter ihm ritt. »Und du selbst stehst für eine ganze Armee!«
    Gwendivar lachte. Nach drei Wochen auf Reisen hatte sie die Burschen einzuschätzen gelernt. Artor hatte die jüngsten und lebhaftesten seiner Gefährten geschickt, um ihr als Begleitgarde zu dienen, und den ganzen Weg von Lindinis nach Londinium hatten sie sich vor ihr aufgeplustert und einander gehänselt. Sie erinnerten sie an Welpen, die sich zur Schau stellten, sogar Bediver, von dem es hieß, er hätte eine ständige Geliebte und einen neun Jahre alten Sohn in der Stadt.
    »Das hohe Dach, das du dort siehst, gehört zur Basilika«, erklärte er ihr. »Dort wird die Hochzeitsfeier stattfinden – ich glaube, es ist das einzige Bauwerk in ganz Britannien, das groß genug ist, um all den Leuten Platz zu bieten, die Gai eingeladen hat. Die Kirche befindet sich näher am Fluss.«
    »Und der Palast?«
    »Jenseits der Basilika, auf der anderen Seite des Platzes. Natürlich ist nur noch der Hauptflügel verwendbar, aber mit ein bisschen Glück finden wir genug heile Dächer in Londinium, um jedermann trocken zu halten!« Damit warf er einen misstrauischen Blick gen Himmel, aber die Wolkendecke sah nicht so aus, als würde es Regen geben.
    Gwendivar seufzte. Sie hatte sich darauf gefreut, in einem Palast zu schlafen, doch diese gigantische Stadt, deren alte Gebäude vor lauter Verfall faulig wirkten, barg wenig von der Pracht ihrer Träume. Womöglich lebten dort Geister, aber gewiss nicht das Elfenvolk. Wehmütig dachte sie an die mit Frühlingsblumen geschmückten Felder, an denen sie auf dem Weg hierher vorbeigekommen waren, die reicher wirkten als jedes Bauwerk der Römer.
    Sie durfte ihre Begleitgarde ihr Unbehagen nicht spüren lassen. »Ist Artor bereits hier?«, erkundigte sie sich fröhlich. »Wird er uns entgegenreiten, um mich zu begrüßen?«
    Die Votadini-Brüder drehten sich zu Bediver um, der ihr mit einem vielsagenden Lächeln im Gesicht antwortete. »Ich bin sicher, sobald er erfährt, dass du eingetroffen bist, wird er dich aufsuchen. Aber was seinen derzeitigen Aufenthaltsort angeht – na ja, du wirst schon noch herausfinden, dass Artor niemand ist, der gerne still sitzt.«
     
    Aber der Hochkönig arbeitete nicht. Igraine war am Vortag eingetroffen, und als sie ihn, umgeben von Schriftstücken im alten Arbeitsraum des Prokurators vorfand, hatte sie ihn zum Fluss entführt. Als Kind hatte er

Weitere Kostenlose Bücher