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Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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die schwierige Kunst erlernt, in einem winzigen Flechtwerkboot zu paddeln; nun drängte sie ihm den Dienst als ihr Bootsmann auf und befahl ihm, sie flussaufwärts zu befördern.
    Hohe Wolken hatten einen Silberschleier über Teile des Himmels gespannt. Jeder Ruderschlag ließ den glitzernden Widerschein auf dem Wasser wie zerrissene Perlenketten zerbersten. Von Zeit zu Zeit begegneten ihnen andere Fahrzeuge auf dem Weg flussabwärts. Igraine hob stets die Hand, um die Grüße zu erwidern, Artor hingegen fehlte der Atem für jedwede Antwort.
    Sie beobachtete ihn mit kritischem Blick, besonders das Spannen und Strecken seiner Arm- und Rückenmuskeln, während er den runden, mit Leder bezogenen Kahn gegen die Strömung trieb. Manchmal erwischte sie ein Strudel, und Artor musste alle Kraft und alles Können aufwenden, um sie zurück auf Kurs zu bringen. Als sie ihm endlich befahl anzuhalten, schwitzte er aus allen Poren.
    Noch einmal drehte sich das Flechtwerkboot, dann begann es sanft zurück in Richtung der Stadt zu treiben, deren Rauch den Fluss gleich einem Schatten der Wolken verhing. Nach wie vor keuchend, senkte Artor das Paddel auf die Knie.
    »Fühlst du dich jetzt besser«, fragte sie.
    Einen Augenblick starrte er sie nur an; dann wich seine Fassungslosigkeit purer Verwunderung.
    »Tatsächlich, das tu’ ich…«
    »Es gibt nichts Besseres als körperliche Ertüchtigung, um Spannung abzubauen, und du hast in letzter Zeit unter großer Anspannung gestanden, mein Kind.« Zwar verbrachte er viel Zeit im Freien und wies eine gesunde Gesichtsfarbe auf, aber ihr war mehr als eine silbrige Strähne im braunen Haar aufgefallen, zudem prangten um die Augen neue dunkle Ringe.
    »Ich musste noch nie einen Friedensfeldzug planen«, erklärte er entschuldigend. »Im Krieg ist es einfach. Wenn dir ein Mann ein Schwert an die Kehle hält, ist er ein Feind. Hier habe ich nur Verbündete, die allesamt denken, besser als ich zu wissen, was notwendig ist. Ich würde ihnen vielleicht sogar glauben – wenn sie sich nur alle einig wären!«
    Igraine lachte. »So ähnlich geht es bei meinen Priesterinnen auf der Insel der Maiden auch zu.« Eine Weile schwiegen sie und beobachteten, wie die Enten in die Schilfbeete tauchten. Dann ergriff sie wieder das Wort: »Sag, ist es einfacher, das Boot stromaufwärts oder stromabwärts zu bewegen?«
    »Stromabwärts natürlich«, antwortete er, wobei er fragend eine Augenbraue hochzog.
    »Genau. Denk nach – ist nicht alles einfacher, wenn man sich mit dem Strom bewegt, anstatt gegen ihn anzukämpfen?«
    Er nickte. »Wie ein Angriff hügelabwärts.«
    »Wie diese Hochzeit«, führte sie schließlich weiter aus. »Gwendivar ist die Frau, die das Schicksal dir zugedacht hat. Um sie zu deiner Frau zu machen, musst du nicht gegen alle Welt ankämpfen. Lass es einfach. Entspann dich, und gestatte ihr, zu dir zu kommen.« Jäh setzte sie ab. »Oder hast du etwa Angst?«
    Zwar wusste er seine Züge zu beherrschen, aber sie sah, wie sich seine Knöchel weiß verfärbten, als er das Ruder umklammerte.
    »Sie ist noch so jung, Mutter. Sie hat noch nie die Raben über einem Schlachtfeld kreischen gehört oder gesehen, wie das Leben aus dem Antlitz eines Menschen dahinschwindet, den man liebt. Sie hat nie die blinde Wut erfahren, die einen packen und zu entsetzlichen Dingen treiben kann, der man sich gar nicht bewusst ist, bis man wieder zu sich kommt und das Blut an seinen Händen sieht. Was kann ich zu ihr sagen? Was für ein Leben können wir führen?«
    »Ein Leben des Friedens«, antwortete seine Mutter. »Obwohl du das Schlachtross wohl noch nicht gänzlich in den Ruhestand schicken darfst, so lange die Pikten noch nach Süden reiten und Eriu Krieger übers Meer sendet. Eben wegen seiner Unschuld brauchst du das Mädchen. Du musst gar nichts zu ihr sagen – lass sie mit dir reden… Sie wird Tigernissa sein, Hochkönigin. Männer kämpfen für Land, aber das Leben des Landes liegt in den Gewässern, die es durchfließen. Die Macht des Wassers gehört der Königin. Es liegt an ihr, dich in seine Geheimnisse einzuweihen.«
    Eine Möwe segelte herab, stieß einen heiseren Schrei aus und stieg wieder empor, als sie sah, dass die beiden kein Futter hatten. Mittlerweile konnten sie Holzrauch riechen, und am Ufer gerieten allmählich die Kais von Londinium in Sicht.
    »Der Fluss besitzt große Macht. Siehst du, wie rasch wir zurückgekehrt sind? Unter all den Wirbeln, dem Treibgut an der Oberfläche und

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