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Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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üben – schließlich wäre es alles andere als schicklich, ihren frisch vermählten Gatten vor den Kopf zu stoßen.
    Gwendivar hingegen konnte sich kaum vorstellen, dass einen Mann, der sein halbes Leben in Militärlagern verbracht hatte, der Anblick nackter Haut stören würde. Glaubte Artor tatsächlich, sie wäre das jungfräuliche Dummchen, das zu spielen ihre Mutter ihr geraten hatte? Sie dachte an ihre bislang einzige Unterhaltung zurück – damals hatte sie den Eindruck, er hatte sie gerade deshalb gemocht, weil hitziges Blut durch ihre Adern floss.
    Gerade, als sie die Halsbänder lösen wollte, hörte sie Gebrüll auf dem Flur, und ihre Finger verharrten. Sie nahten. Plötzlich schien das Kleidungsstück kein Hemmnis mehr, sondern ein Schutz. Sie zog die Laken über sich und starrte auf die Tür, als diese aufschwang und Fackelschein das unstete Licht der Lampen überstrahlte und in den Raum flutete.
    Die Tür füllte sich mit Gesichtern; das Gelächter verstummte, als die Leute Gwendivar im Bett kauern sahen. Kurz erblickte sie sich mit der Sicht der anderen – riesige Augen in einem bleichen Antlitz, das leuchtendes Haar umgab.
    Ein Rucken durchlief die Menge, als die Männer im Hintergrund nach vorne drängten, dann teilte sie sich, um eine Gestalt hindurchzulassen, die vom Stirnreif bis zu den Stickereien auf dem Umhang von einem Goldschimmer umgeben schien. Artors Antlitz jedoch blieb im Schatten, und obwohl er von einer jauchzenden, lachenden Menschenmenge umgeben war, kam seine Stille jener Gwendivars gleich.
    »Der Weg ist frei!«, ertönte Gwalchmais Stimme. »Rein mit dir, Mann – ich decke dich!«
    »O nein, Artor ist’s, der seine Braut decken wird!«, widersprach jemand; männliches Gelächter hallte durch die Kammer. Es hörte sich nach ihrem Bruder und Artors gleichermaßen betrunkenen Freunden an.
    »Schämt euch, Leute – gönnt dem Mann doch ein wenig Ruhe!«, war von Bediver zu vernehmen.
    Morgause hätte gewusst, wie man diese Rüpel dazu brachte, sie in Ruhe zu lassen. Gwendivar besann sich der Worte der Königin der Votadini und spürte, wie ihr vor Scham heiß wurde – Artors Schwester hätte all das vielleicht gar nicht gestört.
    Dann drehte Artor sich zu seinen Peinigern um. Ihr Gelächter verstummte, und sie fragte sich, was sie in seinen Augen sahen. Entschlossen wirbelte er herum. Ein langer Schritt trug ihn über die Schwelle. Seine Arme streckten sich, und die schwere Tür fiel hinter ihm ins Schloss.
    Jäh verblasste der Lärm draußen zu einem Gemurmel; Gwendivar glaubte, ein Singen zu hören, und war froh, dass sie die Worte nicht verstand. In der Kammer schien die dunkle Gestalt an der Tür Stille um sich zu vereinen, bis sie gleich einer spürbaren Schwere in der Luft hing. Schaudernd zog Gwendivar die Laken dichter um sich. Zwar hatte sie nicht erwartet, dass ihr neuer Gemahl sich gleich auf sie stürzen würde, aber warum stand er immer noch dort? Konnte es sein, dass er sich fürchtete?
    Als die Stille unerträglicher wurde als jedwede seiner Taten, die sie sich ausgemalt hatte, räusperte sie sich.
    »Ich kenne die höfische Sitte bei derlei Dingen zwar nicht, aber die Priester haben mir versichert, du hättest ein Recht, hier zu sein. Wartest du auf eine Einladung, dich zu mir zu legen?«
    Ein Teil der Spannung wich von ihm, und er lachte. »Vielleicht tu ich das. Ich muss gestehen, Gwendivar, dass ich zwar mehr Erfahrung in ›derlei Dingen‹ habe als du, aber nicht… besonders viel – « Die Stimme versagte ihm den Dienst. »Ich habe einen Sohn.«
    Sie zog eine Augenbraue hoch. »Mein Vater hatte vor seiner Hochzeit sogar drei, und soweit ich weiß, danach noch mehrere. Dachtest du, ich wäre bestürzt darüber?«
    Dennoch schien es seltsam, dass der Hochkönig ein Kind hatte, von dem niemand wusste. Vor der Ehe gezeugte Bastarde waren keineswegs unüblich und stellten für einen Mann keine Schande dar. Sofern man Morgause glauben durfte, galt in Alba dasselbe für Frauen, doch dies war kaum der rechte Zeitpunkt, es laut auszusprechen. Einen Lidschlag lang sehnte sie sich nach der tröstenden Wärme von Julias Armen, wenngleich sie wusste, dass die junge Nonne für jede Stunde, die sie in trauter Zweisamkeit beisammen lagen, drei Stunden auf den Knien verbrachte. Sie hatte es stets als seltsam empfunden, für etwas Buße zu tun, das einem ein ähnliches Vergnügen bereitete wie einer Katze, die sich unter einem zärtlichen Streicheln räkelte, aber

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