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Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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dürfen. Für einen Neunjährigen wusste er sich außergewöhnlich gut zu benehmen – Morgause hatte ihn wohl erzogen, dennoch riet ihr das Gefühl noch zu warten. Medrods Zeit würde bald kommen.
    »Aber Ihr selbst wurdet doch auch etwa im selben Alter mit einem älteren Mann verheiratet, nicht wahr?«, gab Flavia scharfsinnig zu bedenken.
    Und jetzt bin ich an einen Greis gebunden, der nur noch dafür taugt, am Feuer zu sitzen, während ich noch in der Blüte meiner Jahre bin, dachte Morgause. Es geschähe Gwendivar recht, wenn sie sich dereinst mit Artor in derselben Lage befände. Und es würde geschehen. Leudonus war der lebende Beweis dafür, dass manche Krieger alt wurden.
    »Es ist nicht ihr Alter, sondern ihr Verstand, der den Unterschied ausmachen wird«, antwortete Morgause barsch. »Ein hübsches Gesicht allein vermag eines Mannes Aufmerksamkeit nicht lange zu fesseln.«
    »Dann müssen wir hoffen, dass ihr das gelingt, denn mein Artor war immer ein gewissenhafter Bursche, und ich vermute, er wird ihr treu sein, ob sie ihn nun liebt oder nicht.«
    Morgause musterte sie nachdenklich. Trotz all ihrer noblen Gefühle wusste Igraine weniger über ihren Sohn als diese Frau, die ihn aufgezogen hatte. Sie beugte sich vor, bis sie zur Mitte des Tisches sehen konnte. Die Braut hatte aufgehört, so zu tun, als esse sie, und wirkte entschieden unbehaglich. Ihr Antlitz war gerötet, als hätte sie weit mehr getrunken, als sie gewöhnt war. Morgause unterdrückte ein Lächeln.
    Vorsichtig schwang sie die Beine über die Bank und erhob sich. »Es ist an der Zeit, mal das stille Örtchen aufzusuchen«, verkündete sie laut. »Möchte mir jemand Gesellschaft leisten?«
    Jäh richteten sich Gwendivars Augen auf sie. »Ich! Wenn ich nur noch einen Schluck trinke, platze ich.«
    Petronilla schien nicht gerade begeistert, dennoch half sie der Braut, ihre Roben zu entwirren und aufzustehen. Auch aus Igraines Augen sprach Unbehagen, doch gab es etwas Natürlicheres, als dass eine Schwägerin die neue Königin begleitete?
    Artor schaute auf und lächelte fürsorglich. Seine Gefährten saßen an einem niedrigeren Tisch, aber Gwalchmai hatte sich von seinem Platz entfernt und lehnte mit dem Arm an der Oberkante des Stuhls des Königs. Höflich nickte er seiner Mutter zu, doch seine Augen blieben wachsam. Morgause lächelte verbindlich und ergriff Gwendivars Hand.
    Die alten römischen Toiletteneinrichtungen waren noch intakt. Dahinter erstreckte sich ein Korridor zum Säulengang hinaus. Nachdem die beiden fertig waren und sich gewaschen hatten, hielt Morgause inne.
    »Die Luft in der Halle ist so heiß und stickig; mir ist immer noch ein bisschen schwindlig. Leistet ihr mir eine Weile in der frischen Luft Gesellschaft?«
    »Mit Vergnügen«, antwortete Gwendivar. »Ich hatte ohnehin auf eine Gelegenheit gehofft, mich mit Euch zu unterhalten«, fügte sie schüchtern hinzu. »Ihr seid immer noch eine herrschende Königin. Ich nehme an, Ihr könntet mir einiges erzählen, das ich wissen sollte.«
    Morgause musterte sie in der Finsternis. Aus der Halle drang leises Gelächter zu ihnen. Konnte das Kind tatsächlich so einfältig sein, wie es sich anhörte?
    »Liebt Ihr Artor?«, fragte sie unvermittelt.
    Betretenes Schweigen trat ein. »Ich habe zugestimmt, ihn zu heiraten. Und ich will mein Bestes tun, um ihn glücklich zu machen.«
    Schweigend überlegte Morgause. In diesen Kleidern wirkte das Mädchen wie eine herausgeputzte Puppe. Aber Gwendivar war von stattlichem Körperbau, und das rotgoldene Haar, das sich lockig bis zur Hüfte hinabkräuselte, war wunderschön. Wollte Artor eine Verbündete oder ein Zierstück? Wenn er Gwendivar nur wegen ihres hübschen Gesichts auserkoren hatte, würde sie seine Aufmerksamkeit nicht lange fesseln.
    Pflichtgefühl war ein langweiliger Begleiter im Bett, aber ein guter Gefährte. Was würde diesem Mädchen am schwersten fallen zu opfern? Für Medrod wäre es besser, wenn Artor nicht allzu viel Freude an seiner Königin fände.
    »Mein Bruder ist kein übler Mann«, meinte sie nachdenklich. »Aber er ist schon König, seit Ihr zur Welt gekommen seid. Er ist an Gehorsam gewöhnt. Und er muss sich seit vielen Jahren mit Kriegen herumschlagen. Gewiss lechzt er nach Zerstreuung. Belustigt ihn – seid verspielt – täuscht Leidenschaft vor, auch wenn Ihr sie nicht empfindet. Und falls er abweisend erscheint, nun, Ihr werdet von stattlichen, jungen Mannsbildern umgeben sein. Wenn Ihr es

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