Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot
geschickt angeht, könnt Ihr sie zu Eurem Vergnügen heranziehen. Ich war damit gut beraten.«
Was durchaus stimmte. Aber Artor war nicht Leudonus, der sehr wohl gewusst hatte, dass seine Ehe ein politisches Bündnis darstellte und nie mehr erwartet hatte. In Alba galt die Wollust der Königin als ebenso wichtig wie jene des Königs. Und Alba war kein christliches Land.
»Ihr seid noch jung«, erklärte Morgause, »und wisst wenig über die Gesetze des Körpers. Aber je reifer ihr werdet, desto mehr werdet ihr spüren, dass auch eine Frau Bedürfnisse hat, und Könige sind vielbeschäftigte Männer…«
Eine Tür öffnete sich; ein Gitter aus Licht und Schatten überzog den Säulengang.
»Sie vermissen uns«, meinte Gwendivar sogleich. »Wir sollten besser wieder hineingehen.«
»Selbstverständlich«, erwiderte Morgause. »Ihr seid die Königin, Ihr befehlt.« Doch als sie Gwendivar zurück in die Halle folgte, lächelte sie.
Anerkennendes Gemurmel begrüßte Gwendivars Eintritt. Morgause, die sich ein Stück zurückhielt, bemerkte das Leuchten in den Augen der Männer, die beobachteten, wie die Königin hereinkam. Diese junge Frau würde niemanden in ihr Bett locken müssen, wenn sie jemanden wollte – die Männer würden auch so vor ihrer Tür Schlange stehen. Die Überreste des Festessens lagen wie ein geplündertes Schlachtfeld verstreut. Die Männer hatten genug getrunken, um noch irgendetwas zu wünschen, und heute Nacht übertrug sich all ihre Lust auf den König.
»Findest du nicht, es ist an der Zeit, dass die kleine Braut ins Bett gebracht wird?«, sagte Morgause im Vorbeigehen zu Gwalchmai. »Sie ist bereit, und er sollte sie nicht zu lange warten lassen.«
Einige der anderen Männer hörten dies und begannen, mit ihren Bechern auf die Tischplatten zu klopfen. »Ins Bett, ins Bett – lasst Artor beweisen, dass er der König ist!«
Gwendivars Antlitz leuchtete beinahe so rot wie ihr Kleid, aber sogar die Frauen lachten.
»Na schön«, meinte Petronilla mit aller Würde, die sie aufzubringen vermochte. »Kommt, Frauen, geleiten wir die Königin in das Brautgemach und bereiten wir sie für ihren Gemahl vor.«
Rufend und singend umringten die Frauen die junge Königin und führten sie fort. Morgause aber blieb und wartete im Schatten einer Säule, derweil die Hänseleien der Männer immer anzüglicher wurden, bis der König fast ebenso hochrot anlief wie seine Braut.
Alsbald sah sie, wie die kleine Nonne zurückkehrte, die als Gwendivars Anstandsdame gedient hatte, und Artor zuflüsterte, Gwendivar sei nun bereit.
Die durch ihre ernste Miene vorübergehend beschämten Männer zügelten sich. Morgause trat vor, »Und, Schwester, wünschst auch du mir Freude?«, fragte Artor. »Ich dachte, du wärst bei den Frauen, die Gwendivar helfen.«
»Oh, ich habe ihr meinen Rat bereits gegeben«, erwiderte Morgause.
»Und hast du auch für mich Ratschläge? Deine Söhne waren freigiebig wie Bauern mit Vorschlägen, wie ich das Handwerk eines Ehemanns vollziehen sollte.«
Vielleicht hätte Morgause sogar geschwiegen, wenn er ihre Söhne nicht erwähnt hätte. Jedenfalls lächelte sie und streichelte ihm sanft mit der Hand über den Oberarm.
»Aber du weißt doch bereits, wie man eine Frau behandelt, lieber Bruder, oder erinnerst du dich nicht mehr?«, sprach sie leise. »Und du hast einen Sohn, der es beweist, der vor zehn Jahren während des Lugus-Festes gezeugt wurde. Sein Name ist Medrod.« Immer noch lächelnd, nahm sie sein Gesicht in die Hände und küsste ihn.
Seine Lippen fühlten sich kalt an, und als sie ihn losließ, sah sie in seinen Augen Kummer dämmern, trüb wie der Morgen nach einer Schlacht.
Die Leinenlaken rochen nach Lavendel. Seufzend fuhr Gwendivar mit den Händen über den nach zahlreichen Wäschen weichen Stoff. Die Laken waren alt, so wie diese Kammer, deren Steinmauern Geschichten über jene zu flüstern schienen, die hier geschlafen hatten, seit die ver putzten Steinbauten der Römer die Schlammhütten der Trinovantes ersetzt hatten.
Sie richtete sich auf und schlang die Arme um die Knie. Was tu ich denn hier? Sie gehörte in die offenen Wälder und Felder, nicht in diese Steinkammer. Sogar das seidene Nachtgewand, in das man sie gesteckt hatte, fühlte sich fremdartig an. Sofern es das Wetter erlaubte, zog sie es vor, nackt zu schlafen. Sie spielte mit dem Gedanken, das Nachthemd auszuziehen, aber ihre Mutter hatte sie eindringlich gemahnt, sich in Zurückhaltung zu
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