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Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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die mit geheiligten Symbolen bestickt waren. Hinter dem Thron der Königin flatterte der Vorhang in der Zugluft, sodass sich die rote Stute darauf zu bewegen schien. Darüber prangten Bilder des Kamms und des Spiegels, Symbole der Göttin, die sowohl in dieser Welt als auch in der nächsten herrschte. Die Königin selbst trug rote, ebenfalls reich bestickte Kleider und aß getrocknete Äpfel aus einem Flechtkorb, die eine ihrer Zofen hielt.
    Uorepona – die Große Stute – war für sie gleichermaßen Name und Titel, den jeweils die herrschende Königin trug. Sie war älter als ihr Gemahl und zuvor bereits Naitan Morbets Königin gewesen, eine kleine Frau mit grauem Haar, deren Körper unter der Bürde des Alters schrumpfte.
    Morgause erwies ihr ihre Ehrerbietung und fragte sich beunruhigt, ob Uorepona ihren ersten Gatten geliebt hatte, und falls dem so war, ob sie wohl an der Schwester des Mannes Vergeltung üben würde, der ihn getötet hatte.
    »Die Große Stute der Pretani heißt Euch willkommen«, verkündete Tulach auf Britisch.
    »Die Große Königin der Votadini spricht ihren Dank aus und überreicht ihr diese Gaben als Zeichen ihrer Freundschaft«, antwortete Dugech und bedeutete einer der Sklavinnen, die Truhe herbeizubringen. Höflichkeit war schön und gut, doch zu viel Demut würde als Schwäche aufgefasst werden.
    Die Stimmung erwärmte sich merklich, als Uorepona den Elfenbeinkamm, die goldenen Filigranschmuckstücke und die Gefäße aus römischem Glas betrachtete. Ein Ballen scharlachroter Seide wurde ausgerollt und sogleich als Umhang verwendet. Die Zofe der Königin bot Morgause Äpfel aus dem Korb an, und so entspannte sie sich allmählich, als sie begriff, dass sie als anerkannter Gast von nun an sicher sein würde.
    »Ich habe meinen Sohn mitgebracht, auf dass er in den Mannesstand erhoben wird«, erklärte sie später an jenem Abend, während sie um das Feuer der Frauen saßen. »Er ist der Sohn eines Königs, entstammt einer Linie von Kriegern und hat noch nie mit einer Frau geschlafen. Ich überlasse Euch die erste Frucht seines Samens, wenn Ihr unter Euren Bediensteten eine unberührte Maid habt, um sie zu empfangen.«
    Uorepona sagte auf Piktisch etwas zu ihren Zofen und lachte, woraus Morgause schloss, dass sie Britisch zwar nicht gut sprach, jedoch verstand. Nachdem sie geendet hatte, antwortete eine der Frauen.
    »Es ist der Bursche mit dem bronzefarbenen Haar, der mit Euch kam, nicht wahr? Meine Herrin sagt, wenn sie jünger wäre, würde sie seinen Samen selbst empfangen, doch da sie alt ist, wird sie ihren Schmuck wohl einer ihrer Bediensteten anlegen. Fürstin Tulach wird Euch dabei helfen, eine auszuwählen.«
    Die Große Stute wurde ausschließlich von Frauen bedient. Sogar die Sklavinnen, im Krieg gefangen genommene Frauen, entstammten gutem Blut. Fast unverzüglich sprang Morgause eines der Mädchen ins Auge, ein schlankes Kind, das kaum älter als Medrod war, obwohl die Brüste voll entwickelt wirkten. Doch was die Aufmerksamkeit der Votadini-Königin erregt hatte, waren das leuchtend rotgoldene Haar und die bernsteinfarbenen Augen. Sie sah Gwendivar ausgesprochen ähnlich…
    »Die da«, deutete sie. »Woher stammt sie?«
    Tulach zuckte mit den Schultern. »Sie ist Britin und wurde als Kind in Naitan Morbets Krieg gefangen genommen, aber ihre Herkunft ist unbekannt.«
    Morgause nickte. »Sie wird sich hervorragend eignen.«
     
    Der längste Tag zog sich schier endlos unter dem nördlichen Himmel hin. Zuvor hatten die Männer in Wettbewerben ihre Kräfte und ihr Können gemessen, waren die Rinder durch den Rauch der mit Kräutern gewürzten Feuer getrieben worden. Nun sank die Sonne allmählich, obwohl es beinahe Mitternacht sein würde, ehe das letzte Licht vom Himmel schwand. Der Duft gekochten Fleisches trieb durch das Lager, während die Leiber geopferter Rinder über zahlreichen Feuern rösteten, doch auch der Geruch von Blut hing noch in der Luft.
    Heute Nacht, dachte Morgause, müssen die Götter der Pretani sich freuen. Selbst die Feste der Votadini waren nicht so überschwänglich, und mit dem Erstarken des Christentums im Süden waren Artors Feste zu blutlosen Nachahmungen früherer Feiern verkommen. Ein ferner Trommelschlag ertönte, in den andere mit einstimmten; ihr Blut pulsierte im Einklang mit dem Rhythmus, der durch die Luft hallte. Bald würde die Göttin eine andere Art Opfer erhalten.
    Morgause war ein Ehrenplatz bei den Frauen zugewiesen worden. Auf der

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