Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
Vom Netzwerk:
der Sonnenwende brachen sie entlang der Küste nach Osten auf, zu einer Landzunge mit einem Haus, in das Morgause sich häufig zurückgezogen hatte, wenn sie sich von den Anforderungen an sie als Königin erholen musste. Ihr Umfeld hatte sich daran gewöhnt, weshalb es keinerlei Verwunderung darüber gab, als sie alle Bediensteten außer Dugech und Leuku entließ. Doch niemand wusste, dass am folgenden Abend unterhalb des Hauses ein Boot anlegte, dessen Besatzung Pretanisch sprach, und dass es wieder in See stach, ehe die Sonne am Himmel stand, mit der Königin der Votadini, ihrer Zofe Dugech und ihrem Sohn an Bord.
    »Wieso kommt Leuku nicht mit uns?«, fragte Medrod, als das Land hinter ihnen zu verschwimmen begann.
    »Sie sorgt dafür, dass im Haus ständig ein Feuer brennt, damit jeder, der daran vorbeikommt, glaubt, wir wären alle noch dort.«
    Eine Weile schwieg er. »Heißt das, wir werden einige Zeit unterwegs sein?«
    »Ein paar Tage. Es ist an der Zeit, dass du erfährst, wie die Menschen, die noch die uralten Traditionen unseres Volkes pflegten, das Fest begehen.«
    Medrods Augen leuchteten auf, als ihm klar wurde, dass sie endlich die Wahrheit hinter ihren geheimnisumwitterten Reisen mit ihm teilen würde.
    Mit dreizehn hatte er einen unbehaglichen Status zwischen Knabe und Mann erreicht. Er würde wohl nie die Größe und blanke Muskelkraft seiner Brüder erlangen, dachte sie. Doch die Größe seiner Hände und Füße versprach noch Wachstum, und bereits jetzt, im linkischsten Alter eines Jungen, besaß er eine Wendigkeit, die sich zu ungewöhnlicher Behändigkeit und Anmut entwickeln sollte. Gwalchmai, Gwyhir und Goriat verfügten über prächtige Körper, während Aggarban, als sie ihn zuletzt gesehen hatte, eine düstere Wildheit ausstrahlte, die auf ihre Weise ebenso beeindruckend war. Ihr jüngster Sohn würde mit einer Eleganz gesegnet sein, die an Schönheit grenzte. Wenn Medrod nur wollte, wusste er bereits jetzt, wie man Menschen verzauberte.
    Auch seine sexuelle Reife hatte früh eingesetzt. Sie hatte ihn beim Baden mit den anderen Jungen gesehen, und obwohl es sich noch nicht lohnte, den Flaum auf seinen Wangen zu rasieren, waren seine männlichen Körpermerkmale bereits voll entwickelt und von buschigem, rotem Haar umgeben. Medrod warf schon bisweilen ein Auge auf Frauen, und nur die fürchterlichsten Drohungen an ihre Zofen hatten seine Jungfräulichkeit bislang bewahrt. Morgause wäre es lieber gewesen, er hielte an der Macht seiner Jungfräulichkeit fest, doch da es wohl unmöglich sein würde, ihm Keuschheit aufzuerlegen, hatte sie vor, die Magie Medrods erster sexueller Erfahrung durch ein Ritual einzufangen.
    »Und auf welche Weise, Mutter, unterscheiden die Riten der Pretani sich von denen der Votadini?«
    Aus seiner Miene konnte Morgause schließen, dass dem Lächeln, mit dem sie ihm antwortete, etwas Seltsames anhaftete. »Sie beinhalten mehr Blut«, erklärte sie mit leiser Stimme, »und mehr Macht.«
    Sie waren mit der Strömung gereist, das nördliche Ufer war bereits nah. Am Strand warteten Reiter. Morgause spürte, wie ihr Herz heftiger zu schlagen begann. Sie holte tief Luft und roch Holzrauch und gebratenes Fleisch im Wind.
     
    In Fodreu trafen sie am Abend ein, als die Sonne, die immer noch ihren Siegeszug dieser Jahreszeit vollführte, den Rauch aus unzähligen Kochfeuern in einen goldenen Schleier verwandelte. Als sie über die Hügelkuppe kamen, sahen sie das Funkeln des Wassers, wo der Tava sich jäh gen Osten wandte. Gleich oberhalb der Biegung befand sich eine Fähre mit Flößen, die sie über den schnell strömenden Fluss brachten, danach folgten sie der Straße entlang des gegenüberliegenden Ufers zur königlichen Feste. Drest Gurthinmoch war als Sieger aus den Unruhen nach dem Tod von Naitan Morbet hervorgegangen und hatte die Königin geheiratet. Nun herrschte er in einer mächtigen Festung nahe des geheiligten Hains, der den Krönungsstein beherbergte, sowohl über die Pretani des Südens als auch des Nordens.
    Doch das war ein anderes Geheimnis. Heute führte sie der Weg zu einer weitläufigen Wiese, auf der für die verehrten Gäste der Königin der Pretani eine Stätte für Frauen vorbereitet worden war. Hier trennte Morgause sich von Medrod, nachdem sie seinem Begleiter eindringliche Worte der Warnung zugeflüstert hatte. Danach trat sie durch das Tor, wo Tulach wartete, um sie zur Königin zu geleiten.
    Der innere Bereich war mit Wolltüchern verhangen,

Weitere Kostenlose Bücher