Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
Vom Netzwerk:
gegenüberliegenden Seite des Kreises sah sie Medrod, der bei den anderen Jungen hockte. Er hatte ein Gespür für Sprachen, und seine flinke Zunge wusste die Sprechweise der Pretani offensichtlich hinlänglich zu nutzen, um sie zum Lachen zu bringen. Doch von Zeit zu Zeit wanderte sein Blick fragend zu ihr.
    Vertrau mir, sandte sie ihm durch ein Lächeln beruhi gend zu. Dies ist zu deinem Besten. Du wirst schon sehen…
    Die Sklaven brachten Teller voll Fleisch, das noch vom Rösten am Spieß dampfte, zudem Schläuche voll Met und Heidebier. Einige der Männer wirkten bereits beschwipst, aber was man den Jungen zu trinken gab, war verwässert worden. Das Ritual erforderte, dass sie zwar fröhlich, jedoch voll bei Sinnen waren. Häuptlinge erhoben sich, um mit ihren Errungenschaften zu prahlen und den König zu preisen. Junge Krieger traten in die Mitte des Kreises und vollführten Schwerttänze. Und alsbald, nachdem Drests Barde ein Lied zu dessen Ehren beendet hatte, wurde der Trommelschlag schneller, und die Jungen tänzelten mit der linkischen Anmut von Fohlen, die soeben laufen lernen, in einer ungleichmäßigen Reihe in den Kreis.
    Morgause hatte sich bei der Ausbildung ihres Sohnes keine Mühen erspart. In diesem Alter wirkten alle Jungen etwas ungelenk, doch Medrod hatte noch nicht jenen Wachstumsschub erfahren, der seinen Körper eine Zeit lang in den eines Fremden verwandeln würde, und zusätzlich zu ihren eigenen Lehren war er durch eine harte Schule gegangen, die Laufen und Springen, Reiten und Schwertkampf sowie die kunstvollen Bewegungen des Kriegertanzes umfasste.
    Es war eine Tradition, welche die Votadini mit ihren nördlichen Nachbarn teilten. Medrods dürrer Leib erfüllte sich mit Anmut, als er den rascher werdenden Rhythmus erkannte und Rücken sowie Schultern straffte, während der gegürtete Kilt, der alles war, was er trug, in Einklang mit seinen stampfenden Füßen hin und her schwang. Dies war eine Tradition des unbewaffneten Kampfes. Der Rhythmus veränderte sich, und die Jungen bildeten Paare, sprangen umher und vollführten mit geballten Fäusten oder offenen Händen vorgetäuschte Hiebe, stolz wie junge Hähne ob ihrer Kraft und ihres Könnens.
    Knochige Leiber glänzten vor Schweiß; Unterschiede in der körperlichen Verfassung wurden deutlich, als einige der Jungen langsamer wurden. Medrod, der einige Bewegungen gelernt hatte, die nicht der offiziellen Abfolge entsprachen, beugte sich, als sie die Stellung wechselten, mit fliegenden Beinen dicht zu seinem Gegenüber, und im nächsten Augenblick fiel der andere Knabe zu Boden. Mit vor Scham hochrotem Gesicht rappelte dieser sich auf die Beine und schlich zum Rand des Kreises davon, um sich zu jenen zu gesellen, deren Ausdauer erschöpft war.
    Abermals kündigte ein Wechsel im Trommelschlag eine Veränderung an, und die Paare formierten sich wieder zu einer Reihe. Schneller und schneller trieb der Rhythmus sie an, die Tänzer wirbelten und kreisten. Ein weiterer Knabe stürzte und rollte davon, diesmal ohne Medrods Zutun. Das Getrommel schwoll zu einem Höhepunkt an und verstummte. Die Jungen hielten inne; einer oder zwei sackten mit heftig sich hebender und senkender Brust auf die Knie, als die Macht der Musik aussetzte. Medrod stand mit erhobenem Haupt da, während ihm Schweiß in glitzernden Strömen über die Brust und über die Seiten lief. Das Haar, das feucht an seinem Hals klebte, war von der Farbe geronnenen Blutes, doch er strahlte den Stolz eines jungen Hengstes aus, der sein Jungfernrennen gewonnen und seine Zucht verteidigt hat.
    Nun ließ das Schimmern klimpernden Metalls die Köpfe der Jungen Augen hochrucken, und ihre Augen weiteten sich ob des Anblickes, der sich ihnen bot. Eine Reihe junger Frauen tänzelte herbei, die Kleider mit Silber- und Bronzestückchen benäht. Singend und in die Hände klatschend umkreisten sie die Jungen, dann zogen sie sich zurück, sodass jenes Mädchen, das Morgause auserwählt hatte, allein dastand.
    Die junge Frau zog an der Reihe der Jungen vorbei, als begutachtete sie jeden einzelnen. Ihre Bewegungen wirkten steif, ihr Lächeln angespannt, so als wäre sie nicht ganz sicher, ob sie in der Lage sein würde, ihren Anweisungen zu folgen. Das helle Haar, das ihr gleich einem leuchtenden Umhang über die Schultern hing, wogte sanft, während sie sich bewegte. Die Jungen zuckten und leckten sich die Lippen, als sie an ihnen vorüberkam und schließlich vor Medrod innehielt, wie es ihr

Weitere Kostenlose Bücher