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Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel

Titel: Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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diese Unterhaltung begonnen habt – nun könnt Ihr Euch nicht einfach in die üblichen Höflichkeiten flüchten!«
    Gwendivar bemühte sich, Fassung zu bewahren. »Es ist offensichtlich«, entgegnete sie kurz angebunden, »dass du keine andere Mutter willst.«
    »Eine Mutter?« Ihn schauderte. »Dafür hättet Ihr mich aufnehmen müssen, als ich geboren wurde. Aber damals wart Ihr erst sechs Jahre alt. Ist Euch je aufgefallen, Fürstin, wie gering unser Altersunterschied ist?« Er streckte die Arme nach ihr aus.
    »Was willst du, Medrod? Was soll ich nur mit dir tun?«, fragte sie verzweifelt und versuchte zu vergessen, dass sie einen kurzen Augenblick lang versucht gewesen war, seine Hand zu ergreifen.
    »Stellt mich in Eure Dienste ein! Lasst mich zeigen, wozu ich imstande bin – nicht als Artors Fehltritt oder als Morgauses Werkzeug, sondern als ich selbst, als Prinz des Hauses Maximian!«, rief er aus. »Schickt mich zu den Angeln! Wen habt Ihr denn sonst, der sie versteht? Meine Geburt wird sie nicht kümmern, abgesehen davon, dass sie königlich ist. In ihren eigenen Überlieferungen gibt es Geschichten von ähnlichen Elternschaften. Mit dreißig oder sechzig gut ausgerüsteten Männern könnte ich ihnen zeigen, dass der Arm Britanniens immer noch weit reicht, auch wenn der König nicht da ist!«
    Gwendivar fielen keine berechtigten Einwände ein. Doch noch während sie zustimmte, wurde ihr klar, dass sie ihn keineswegs um seinetwillen, sondern um ihretwillen forthaben wollte.
     
    Medrod hustete, als ihm der sich drehende Wind den beißenden Gestank brennenden Rieds zutrug. Das schwarze Ross warf voller Unbehagen den Kopf hin und her, und er riss an den Zügeln. Die britische Streitkraft hatte sich bei Camulodunum mit jener Icels vereint und folgte der Spur niedergefackelter Gehöfte gen Norden. Es schien, als hätten sie den Feind nun gefunden. Jener selbe Wind wehte ihnen das eintönige Gemurmel nördlicher Stimmen zu. Er hob die Hand und sicherte sich mit einem raschen Blick die Aufmerksamkeit der Briten, die hinter ihm ritten, und der anglischen Speerkämpfer, die unter Creoda marschierten, einem kräftig gebauten jungen Mann mit hellbraunem Haar, der Icels jüngster Sohn war.
    Creoda war Icels einziges Kind, das in Britannien geboren worden war. Als Artor Krieg gegen die Angeln geführt hatte, war er noch ein Knabe gewesen, der mit den Geschichten vergangenen Ruhmes seiner älteren Brüder aufwuchs. Medrod war es leicht gefallen, ihn zum Reden zu bewegen – in vielerlei Hinsicht ähnelte er den Söhnen der Häuptlinge in Cynrics Halle, die zwar die Vorzüge des Friedens genossen, sich jedoch darüber ärgerten, dass sie zu spät geboren worden waren, um Helden zu werden. Nur wenn es darum ging, Unruhestifter wie diese Nordmänner in die Schranken zu weisen, bekamen sie überhaupt Gelegenheit zu kämpfen.
    Vorsichtig rückten sie weiter vor, die Briten auf der Straße, die Angeln durch das Gewirr nachwachsenden Waldes, wo die alten Römerfelder sich allmählich wieder in Wildnis verwandelten. Dann beschrieb die Straße eine Kurve, und plötzlich endeten die Bäume. Hinter der sprießenden Gerste, die hier von anglischen Siedlern auf ihrem Heimatfeld gepflanzt worden war, erblickten sie das lodernde Gehöft.
    Medrod stieß einen gellenden Schrei aus, beugte sich vor und grub die Fersen in die Flanken des Rappen. Als das Pferd in einen Galopp verfiel, ließ er die geknoteten Zügel auf den Hals des Tieres sinken, rückte sich den Schild auf den Arm und zog den Speer aus der Halterung an seiner Seite. Die Aufmerksamkeit auf den Feind gerichtet, nahm er die Leichen der Bauern ohne jede Gefühlsregung wahr. Die Brandschatzer ließen ihre Beute fallen und griffen zu den Waffen, die sie beiseite gelegt hatten, doch er hatte sie völlig überrascht. Sie waren immer noch wirr über das Gelände verstreut, als die Briten über sie herfielen und mit Schwertern und Speeren auf sie einhieben.
     
    Die Gebäude schwelten noch, als der Kampf endete. Tief holte Medrod Luft und ergötzte sich am Rauschen des Blutes in seinen Adern. Genauso war es gewesen, als er mit Cynric ausritt, um ein Geplänkel zwischen zwei verfeindeten Sachsenclans zu zerschlagen – die Spannung vor dem Zusammenstoß und das Hochgefühl danach, als wäre er von dunklem Kriegsmet berauscht.
    Ein Dutzend Leichname der Nordländer lag über den Hof verstreut; Blut und Schlamm verdunkelten ihr helles Haar. Der Rest – etwa vierzig Mann, deren

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