Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel

Titel: Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
Vom Netzwerk:
fruchtbaren Gebiete im Landesinneren besiedelt, weniger die Küstenstreifen. Ähnelt dieses Land dem euren?«
    Gipp lachte. »Es gibt wohl kaum einen Ort, der unterschiedlicher ist. Halogaland besteht zur Gänze aus Bergen und kleinen Weideflecken oberhalb der schmalen Fjorde. Dieses Land – so flach – «, er deutete auf die Mischung aus Sumpfland und Wäldern rings um sie, »erscheint mir überaus seltsam. Aber es gibt keine Felsen. Auf diesem Boden könnte man alles anbauen.«
    »Hast du schon viele Länder gesehen?« Medrod wischte sich über den Mund und reichte Gipp abermals den Bierschlauch.
    »Oh, es gibt immer Könige, die nach guten Kämpfern suchen. Ich war in Elas Gefolge, als er die Gauten angriff, nachdem das Reich die verbannten Söhne seines Bruders aufgenommen hatte. Er tötete Heardred, den König der Gauten, aber Adgils und Admund entwischten ihm. Es heißt, mittlerweile herrscht dort Beowulf, und er ist ein Held, um den sich bereits zahlreiche Geschichten ranken. Ich glaube, dieser Tage würde es wenig Gewinn abwerfen, Ela zu folgen.«
    »Also trachtest du nach Gewinn, nicht nach Ruhm?« Medrod stützte die Unterarme auf die Knie und musterte den anderen Mann nachdenklich.
    Ein Lächeln erschien auf Gipps Antlitz mit den hohen Wangenknochen. »In meinem Land sagt man, Rinder und Sippenverwandte sterben, und nur der Ruhm eines Mannes lebt weiter. Aber ich habe mir im Kampf einen Namen gemacht, und mir scheint, solange ich auf dieser Welt lebe, brauche ich Rinder und Verwandtschaft. Ich hätte nichts dagegen, mich mit einem drallen Weib auf einem guten Gehöft niederzulassen. Aber in meiner Heimat gibt es wenig Land.«
    »Und deshalb glaubst du, dein Vater wird kein Lösegeld für dich zahlen?«
    Gipp zuckte mit den Schultern. »Ein Mann kann seinem Schicksal nicht entrinnen.«
    »Nun – « Medrod erhob sich und bedeutete dem Nordmann, den Bierschlauch zu behalten. »Vielleicht finden wir eine andere Lösung für dich.«
     
    Das strahlende, heiße Wetter des Monats Juni lächelte über dem Land, als Medrod nach Camelot zurückkehrte.
    Die Festung war voller Menschen und Pferden – Gwendivar hatte die Fürsten Britanniens zu einem Rat zusammengerufen, und ihre Gefolgschaften saßen trinkend und würfelspielend in Scheunen, auf Wehrgängen und in der Halle.
    Er war so lange bei den Angeln geblieben, bis Icel seine Einwilligung gegeben hatte, Gipp nördlich von Camulodunum an der Mündung des Arwe anzusiedeln, um den Ort für die Angeln zu halten, so wie sie das gesamte Anglia für Artor hielten. Doch der Nordmann war sich darüber im Klaren, wem er sein Glück zu verdanken hatte. Medrod hatte zwar noch keine Ahnung, welchen Nutzen er aus dieser geschuldeten Gefälligkeit ziehen wollte, aber es konnte nie schaden, sich der Dankbarkeit eines guten Kriegers gewiss zu sein.
    Mittlerweile war Medrod sechsundzwanzig Jahre alt. In seinem Alter war sein Vater bereits zehn Jahre lang König gewesen. Er hatte diese Zeit bei Cynric verlebt, und was hatte es ihm gebracht?
    Die Söhne der Sachsen sind nicht die Einzigen, die von Ruhm träumen, dachte er reumütig, während er die ergrauten Locken der Fürsten betrachtete, die in dem großen Rundhaus mit ihren Söhnen hinter ihnen zu Rate saßen. Wo gibt es in diesem Kaiserreich, das Artor erschafft, einen Platz für mich?
    Die Königin hatte die Versammlung einberufen, um die Höhe der diesjährigen Steuern festzusetzen. Der Rat verlief alles andere als gut.
    »Zehn Jahre! Nächstes Jahr sind es zehn Jahre, seit der König das Meer überquerte!«, rief Cunobelinus, dessen nördliche Aussprache mit schmerzlicher Vertrautheit in Medrods Ohren widerhallte. »Genauso lange haben die Griechen gebraucht, um Troja einzunehmen!«
    »Und wird es damit zu Ende sein? Oder wird Artor, so wie Odysseus, weitere zehn Jahre fortbleiben, ehe er nach Hause zurückkehrt?«, schloss Peredur sich an.
    »Das Meer, das unsere Küsten von jenen Galliens trennt, ist weder so groß noch so tückisch wie das Mare Internum«, entgegnete die Königin scharf. »Doch selbst wenn dem so wäre – wenn Artor zurückkehrt, wird er mich so treu wie Penelope vorfinden.«
    »Herrin, niemand zweifelt an Eurer Treue«, warf Eldol von Glevum beschwichtigend ein. »Wir bezweifeln lediglich, dass sie nötig ist. Der König Britanniens gehört in seine Heimat.«
    »Oh, von mir aus kann er noch zehn Jahre in der Fremde umherirren und bis an die Tore Roms vordringen«, mischte Paulinus von Viroconium

Weitere Kostenlose Bücher