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Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel

Titel: Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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Kraft ihre Glieder zu verlassen begann.
    »Artor ist fort…«, murmelte er in ihr Haar. »Er hat uns aufgegeben, und ohne König werden die Fürsten dieses arme Land wie Wölfe in Stücke reißen. Ich weiß, dass ich sie anführen kann, aber allein du kannst meiner Herrschaft zu Rechtmäßigkeit verhelfen!«
    Seine Hand glitt über ihren Hals, schob ihr die Tunika von der Schulter und umfasste ihre Brust; Gwendivar erbebte, als lange unterdrückte Gefühle in ihr aufwallten.
    »Gwendivar… Gwendivar… Heirate mich, und ich werde dich lieben, wie er es niemals könnte. Ich weiß, wie man einer Königin dient!« Er bückte sich vor ihr, ließ die Hände über ihre Seiten gleiten, bis er vor ihr kniete und sie an sich drückte, den Kopf gegen ihre aneinander gepressten Schenkel gelehnt.
    »Ich bin die Gemahlin deines Vaters…«, flüsterte sie, während sie sich bemühte, aufrecht stehen zu bleiben. Brächte er sie auf den Rücken ins Gras, hätte sie keine Macht mehr aufzuhalten, wonach ihm der Sinn stand.
    Und wieso wehre ich mich?, fragte sie sich. Wann war Artor ihr je mit solcher Leidenschaft, solchem Drängen begegnet?
    »Er hat der Ehe abgeschworen; außerdem bist du nicht mit mir verwandt«, sprach er mit belegter Stimme. »Komm, Gwendivar, verleih mir das Recht zu herrschen…«
    »Nicht hier…«, flüsterte sie. »Dies ist heiliger Boden…«
    Medrod lehnte sich leicht zurück und blickte mit verschleierten Augen zu ihr empor. »Aber du wirst mit mir schlafen, Liebste, nicht wahr? Du wirst mich heiraten?«
    Gwendivar schauderte; ihr Leib schmerzte vor Verlangen. Es war zu spät, dachte sie. Nun hatte sie keine Wahl mehr – sie hatte bereits zu sehr nachgegeben. Ohne eigenes Zutun drangen die Worte über ihre Lippen. »Wenn du König bist… werde ich es tun…«
     
    Die Königin saß auf ihrem Platz in der runden Ratshalle; mit ihren goldenen Gewändern stellte sie den Inbegriff der Herrschaft dar. Medrod hatte sich auf der anderen Seite neben dem leeren Stuhl des Königs niedergelassen.
    Bald, dachte er, ist das mein Stuhl! Sobald die Männer, die er zu seinem Mittwinterfest eingeladen hatte, zustimmten… Der Schein des knisternden Feuers in der Mitte des Kreises flackerte in vor Neugier gespannten Gesichtern, schimmerte aufweichen, pelzgesäumten Mänteln und funkelte auf Gold. Die Pfeiler des Gebäudes waren mit immergrünen Gewächsen geschmückt, mit Holunder, Efeu und Mistelzweigen.
    Er wusste, dass es ein Wagnis bedeutete, sie zusammenzurufen. Möglicherweise wäre es sicherer gewesen, sich einfach zum König zu erklären. Hätte Artor das Schwert zurückgelassen, hätte er sein Anrecht beweisen können, indem er es aus dem Stein zog. Seine Mutter hatte ihm den Dreh erklärt, zudem entstammte er dem richtigen Blut – sogar in zweifacher Weise, dachte er mit einem zynischen Grinsen.
    Aber er konnte sich Basileus von Byzanz oder Herr der Gesegneten Inseln nennen, es wäre bedeutungslos, wenn ihm niemand folgte. Er musste von den Fürsten Britanniens anerkannt werden, oder zumindest von so vielen, dass es die Übrigen beeindruckte. Camelot war mit Kriegern bemannt, die er ausgewählt hatte. Aelle, Cynric und Icel hatte er bereits Botschaften gesandt, und er wusste, dass sie ihm weitere Krieger senden würden, wenn er danach verlangte. Aber um über Britannien zu herrschen, brauchte er die Unterstützung dieser Männer.
    Er ließ den Blick durch die Kammer schweifen, zählte diejenigen, deren er sich sicher war und diejenigen, die er für schwach genug hielt, sich umstimmen zu lassen. Von einigen, wie Theodoric von Demetia und Eldol von Glevum, wusste er, dass sie keinen Erben anerkennen würden, bevor sie Artor im Grab sahen. Die Einladungen an sie hatten ihr Ziel allesamt – bedauerlicherweise – nie erreicht. Von den älteren Männern war nur Cador von Dumnonia – der nie als Artors Freund gegolten hatte – mit seinem Sohn Constantin an der Seite anwesend.
    Aber Martinus von Viroconium, der erst kürzlich den Thron seines Vaters bestiegen hatte, würde hinter ihm stehen, ebenso Caninus von Glevum, gleichgültig was dessen Vater sagen mochte. Maglocun und Cunoglassus von Gwenet waren zwar jung, entstammten jedoch edlem Blut. Während die Söhne mit Träumen von Ruhm zu verführen waren, mochten die Väter sich durch niedrigere Steuern und eine entgegenkommendere Regierung überzeugen lassen.
    Lauernd wie der Falke, der über dem Feld kreist, wartete Medrod, bis alle ihre Plätze eingenommen

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