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Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel

Titel: Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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Booten verdunkelten die Küste. Der Strand war ein Durcheinander aus Pferden und Männern. Es waren die Krieger Britanniens, die er mit sich führte – die anderen waren mit Bediver in Gallien zurückgeblieben. Für ihr eigenes Land kämpften Männer immer am besten. Das Schlimme an der Lage hier war, dass man für beide Seiten dasselbe behaupten konnte.
    »Lasst die Ausrüstung abladen und stellt den Gepäcktross zusammen. Ich will mich so bald wie möglich mit den Truppenführern treffen. Morgen früh marschieren wir gen Cantuwaraburh.«
     
    Einen Tag später saß Artor in Hengests Halle. Die Pfeiler wirkten dunkler, und bestickte Teppiche zierten die Wände, abgesehen davon war sie jedoch immer noch so, wie er sie seit Oescs Hochzeit mit Rigana vor etwa zwanzig Jahren in Erinnerung hatte. Das war im Jahr vor der Schlacht am Mons Badonicus gewesen, bei der Oesc getötet wurde. Riganas Zerbrechlichkeit hatte sich zu drahtiger Stärke gewandelt, die Jahre ließen ihre Gesichtszüge schärfer wirken; äußerlich hatte sie sich wenig verändert. Artor glaubte kaum, dass sie reifer geworden war, wenngleich sie sich besser im Griff zu haben schien. Eormenric hingegen war zu einem Mann herangewachsen, und Artor zuckte zusammen, als er in Eormenrics Antlitz Oescs Augen erkannte.
    Wo immer Oesc nun sein mag, er hat mehr Grund, auf seinen Sohn stolz zu sein als ich auf meinen, dachte er verbittert.
    »O ja, Medrod hat Boten geschickt«, erklärte Rigana, als hätte sie seine Gedanken gelesen. »Und Geschenke. Wir haben sie lächelnd angenommen. Warum auch nicht?«, fuhr sie fort. »Es machte keinen Sinn, ihm zu trotzen, bevor wir Eure Pläne kannten.« Sie löste einen weichen Lederbeutel von ihrem Gürtel und warf ihn vor Artor, wo er mit dem melodischen Klimpern von Gold auf dem Boden landete.
    »Was denn, dachtet Ihr, ich hielte Euch Oescs Tod immer noch vor?«, fügte Rigana spitz hinzu. »Es waren Cador und Ceredic, die ihn zwischen sich aufgerieben haben. Und die Westsachsen und die Dumnonier sind Medrods Verbündete.« Sie wandte sich an ihren Sohn, dessen Miene sich bei der Erwähnung von Ceredics Namen verändert hatte. »Ich weiß, du fürchtest dich davor, deinem Freund Ceawlin im Kampf zu begegnen, aber so ist der Lauf der Welt. Als er es für notwendig hielt, mich zu rächen, marschierte dein Vater gegen Artor, den er liebte…«
    Der König beobachtete, wie seine Finger krampfhaft das Trinkhorn festhielten, dass die Knöchel weiß hervortraten, und zwang sich, den Griff zu lockern. »Wenn Ihr mir die Männer Eures Heeres zur Verfügung stellt, auf dass sie mir unter einem guten Befehlshaber folgen, bin ich Euch dankbar«, sagte er barsch. »Du aber, Junge, solltest zu Hause bleiben, um Cantuwara zu beschützen. Dieser Zwist hat bereits Bruder gegen Bruder und Vater gegen Sohn aufgebracht. Ich werde dich nicht auffordern, gegen deinen Freund zu kämpfen.«
    Riganas Züge entspannten sich. »Wie ich sehe, seid Ihr immer noch zu Gnade fähig. Erinnert Euch daran, wenn Ihr den Sieg erringt.«
    »Glaubt Ihr denn, dass ich gewinnen werde?«
    »Wenn die Menschen sehen, dass Ihr zu ihnen zurückgekehrt seid, werden sie sich Euch zuwenden«, antwortete sie, »abgesehen von jenen, die sich so weit haben treiben lassen, dass sie keine Vergebung mehr für möglich halten.«
    »Ihr sprecht von Medrod und… der Königin?« Seltsam, aber er war außerstande, ihren Namen auszusprechen.
    »Betrachtet es so: Gwendivar unterstützt seine Pläne, aber sie hat ihn nicht geheiratet. Lasst ihr eine Tür offen, um zu Euch zurückzukehren…«
    Artor starrte sie an und dachte über die Dinge nach, die sie nicht aussprach. Rigana war die Herrin Cantiums; sie wusste, dass die Königin die Macht besaß, die Herrschaft über das Land jenem Mann zu übertragen, der ihr redlich diente. Vielleicht hatte Gwendivar sich Medrod noch nicht hingegeben, aber Artor selbst war nutzlos für sie gewesen. Nun wurde ihm klar, dass dies ein Grund gewesen war, weshalb er ihr ferngeblieben war.
    »Sie muss mich hassen«, flüsterte er und ihm wurde klar, dass er nicht in der Lage sein würde, seiner Königin zu vergeben, bevor er sich nicht selbst vergeben konnte. Und bis dahin hatte er keine andere Wahl, als mit dem blutigen Handwerk des Krieges fortzufahren.
     
    Die Streitmacht des Königs marschierte raschen Schrittes durch den kalten Frühlingsregen, wobei sie der alten Römerstraße westwärts Richtung Londinium folgten. Bei Durobrivae wurde ihr

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