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Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel

Titel: Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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Sachsenkriege sind längst vorüber, und wir können es uns erlauben, mit weniger zentraler Befehlsgewalt zu herrschen. Dennoch muss es einen Mann mit der Macht und dem Ansehen geben, der sich ihrer annimmt. All das will ich als euer König tun!«
    »Was sagt Frau Gwendivar dazu?«, wollte Constantin wissen.
    Medrod wandte sich der Königin zu und streckte die Hand aus. Sie erhob sich, allerdings noch blasser als zuvor, sofern dies möglich war.
    »Artor hat uns aufgegeben«, verkündete sie mit leiser Stimme. »Lasst Medrod die Herrschaft übernehmen…«
    Medrod verneigte sich vor ihr, dann richtete er sich auf, wobei er sich absichtlich so hinstellte, dass der Schein des Feuers ihn in goldenes Licht tauchen würde.
    »Medrod!«, rief Martinus, und zuerst stimmte Cunoglassus, dann ein Dutzend anderer in den Ruf mit ein. Sie brüllten seinen Namen, bis die Dachsparren erbebten, und als der Beifall schließlich verebbte, setzte Medrod sich auf den großen geschnitzten Stuhl des Königs.

VIII
    Beltene-Feuer
    A.D. 515
     
    Artor watete durch die eisigen Wellen, stemmte die Beine gegen die Strömung, bis die Flut sich hinter ihm zurückzog. Noch ein paar Schritte, dann spürte er festen Boden unter den Füßen. Er sank auf die Knie, grub die Finger tief in die Furchenmuster aus Kiesel und Sand. Britannien! So lange Zeit, während die Winterstürme über der Meerenge wüteten, hatte er geglaubt, niemals hier anzukommen. Doch diese heilige Erde war seine wahre Heimat – sie sprach zu ihm, wie es die Erde Galliens nie könnte. Er bückte sich und küsste die Steine.
    Der Boden erbebte unter den Füßen der Männer und Pferde, die sich rings um ihn an Land mühten. Als er sich wieder aufrichtete, lichteten sich die Nebelschwaden, und er erblickte den fahlen Schimmer der Kreideklippen, die den Hafen säumten. Zwei Monate lang hatten sie ihn heimgesucht, erstmals in dem Traum, der ihn nach Hause führte. Sogar jetzt wühlten die Bilder ihn auf – Medrod auf dem Thron des Königs, Medrod mit den Armen um Gwendivar. Zunächst hatte er die Vision für ein missratenes Produkt seiner eigenen Ängste gehalten. Doch der Traum war durchdrungen von Merlins Macht, und nachdem Artor seine Männer nach der letzten, siegreichen Schlacht ins Winterlager geführt hatte, begann er daran zu glauben, noch bevor Theodorics von Stürmen übel zugerichtete Galeere die Neuigkeiten überbrachte.
    Medrod hatte sich zum König erklärt. Er besetzte Camelot und Londinium, und Dumnonia stand ihm zur Seite. Mit den Sachsen war er eigene Pakte eingegangen, der Rest der Insel stand kurz vor dem Bürgerkrieg. Und Gwendivar hatte gelobt, seine Königin zu werden.
    Das war die Klinge, die Artors Herz durchbohrte. Bevor sie ihn verraten hatte, war ihm nicht bewusst gewesen, wie viel von seiner Seele er seiner Königin geschenkt hatte. Er hob den Kopf und versuchte, durch den Nebel zu spähen. Halb hatte er damit gerechnet, Merlin würde an der Küste auf ihn warten. Wenn der Druide genug wusste, um ihn zu warnen, weshalb hatte er Medrods Verrat dann keinen Riegel vorgeschoben?
    »Herr! Seid Ihr gestürzt?« Neben ihm bückte sich Goriat herab.
    Artor schüttelte den Kopf, doch die Feuchtigkeit der Reise hatte seine Glieder steif werden lassen, und so gestattete er dem hoch gewachsenen Goriat, ihm aufzuhelfen. Von dem Jüngling, der einst in den Küchen Camelots gedient hatte, war wenig übrig geblieben, dachte Artor verbittert, abgesehen von der Unschuld in Goriats Augen. Er erinnerte sehr an Gwalchmai – beide waren muskulös, hellhaarig und größer als andere Männer, wenngleich Gwalchmais sandfarbenes Haar mittlerweile von silbrigen Strähnen durchzogen war. Aggarban und Gwyhir ruhten in Galliens Erde. Seit die beiden überlebenden Brüder die Kunde aus Britannien erfahren hatten, zählten sie Medrod nicht mehr zu ihrer Sippe.
    »Nun, wenigstens lauert uns hier kein Feind auf.« Goriat spähte an den Überresten der alten Feste von Dubrae vorbei in Richtung des Hügellandes.
    Artor nickte. Zweifellos hatte Merlin ihm deshalb im Traum diese Klippen gezeigt. In der Jahreszeit der Stürme wagte er keine längere Überfahrt, und Dumnonia sowie die Länder, über welche die Südsachsen herrschten, waren ihm verschlossen. Einzig in Cantium durfte er hoffen, unangegriffen an Land zu gehen, sofern Rigana und Eormenric ihm die Treue hielten.
    Er sah sich um, hob schützend die Hand an die Augen, als die fahle Februarsonne durch den Nebel brach. Umrisse von

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