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Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel

Titel: Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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Lager in der Stunde vor Sonnenaufgang von großen, hellhaarigen Männern angegriffen, deren schlanke Schiffe die Mündung des Tamesis durchquert hatten. Bis sie endlich in die Flucht geschlagen wurden, waren mehrere Wagenladungen Vorräte verbrannt und einige Männer getötet worden. Der einzige Gefangene, den sie nahmen, erzählte ihnen, er sei ein Nordmann aus der Siedlung, die Gipp an der Küste der Lande der Angeln errichtet hatte, und dann riss er sich unter Lachen den Verband vom Leib, mit dem sie die Blutung gestillt hatten, und starb.
    Die Kunst, mit Barbaren Freundschaft zu schließen, dachte Artor voller Ingrimm, war eine Gabe, die sein Sohn geerbt zu haben schien. Doch er schwieg und befahl seiner Armee weiterzuziehen.
    Bevor sie Londinium erreichten, folgten noch mehrere kleinere Zwischenfälle, die Stadt jedoch war ihnen nicht verschlossen. Es war auch nicht nötig. Medrod hatte sie bereits all ihrer Vorräte beraubt. Schon in Artors Jugend war die Stadt im Verfall begriffen gewesen. Mittlerweile war noch weniger davon übrig geblieben. Dennoch boten ihnen die instand gebliebenen Dächer eine gute Zuflucht, während die Kundschafter des Königs festzustellen versuchten, in welche Richtung der Feind gezogen war. Dort fand er auch Bedivers Sohn bei dem Votadini-Mädchen, das nahezu zwanzig Jahre lang seine Konkubine gewesen war. Den jungen Mann an der Seite zu haben war ein kleiner Trost dafür, dass er Bediver mit dem Rest der Truppen in Gallien hatte lassen müssen.
    Und so wurde es Mitte März, ehe sich die Kunde verbreitete, dass die Streitkräfte der Aufständischen sich auf der großen Ebene im Westen, nahe Ambrosiacum, sammelten.
     
    Medrod stand vor dem Grabhügel der Fürsten und beobachtete, wie die Armee seines Vaters sich jenseits der Ebene formierte. So wie seine eigenen Streitkräfte waren auch sie bewaffnet, hatten jedoch keine Helme aufgesetzt. Artor hatte einer Unterredung zugestimmt. Medrod fragte sich, ob es möglich war, dass dem Gespräch Erfolg beschieden sein konnte. Ein frostiger Wind ließ die verdorrten Stauden des Grases vom letzten Jahr rascheln und beugte die Stängel frischen Grüns. Die uralten Steine des Tanzes der Riesen nahmen die Kraft der Brise kaum war, und Medrod zog seinen Umhang aus Wolfsfell enger, den er über dem Kettenhemd trug.
    Er hatte sich recht wacker geschlagen, dachte er und schaute über die Schulter zu seinen Männern. Der Süden und ein Großteil des Westens hatten sich für ihn ausgesprochen, und die wenigen, die Widerstand geleistet hatten, wie Eldol von Glevum, waren eines Besseren belehrt worden. Doch abgesehen von einigen kleineren Zusammenstößen waren die Aufständischen noch nicht auf Artors Armee getroffen, und der Ruf des alten Königs zählte für eine ganze Legion. Es war Constantin, der darauf bestanden hatte, einen Verhandlungsversuch zu machen.
    Medrod fragte sich, ob ihn alte Treuegelübde verwirrten oder ob es schlicht und einfach Angst war. Artors Männer mochten kampferprobte Krieger sein, dachte Medrod, während er sie mit Unbehagen beobachtete, aber sie waren auch alt; sie mochten wohl erfahren sein, aber die gallischen Feldzüge hatten ihre Kraft verbraucht. Er redete sich ein, es gäbe keinen Grund zur Furcht.
    Der Wind flaute ab, und Medrod, von dem seltsamen Gefühl erfasst, dass die Geister im Grabhügel ihn beobachteten, blickte erneut über die Schulter. Er lächelte hämisch. Sie mussten äußerst verwirrt sein. Ein Krieg von Briten gegen Briten war nichts Außergewöhnliches, aber hinter Artor marschierten Juten aus Cantuwara, während in Medrods Tross von Cynric und Cymen angeführte Sachsen und Angeln unter Creoda ritten.
    Das rege Treiben vor ihm kam nach und nach zum Erliegen. Von Artors Armee erklang schrill ein Horn, das nach einer kurzen Weile von Medrods Seite erwidert wurde. Constantin von Dumnonia, dessen sich lichtendes Haar in der Brise wehte, trat vor. Der Sprecher von Artors Seite war Gwalchmai, der sich mit grimmiger Miene, gerunzelter Stirn und aufgrund einer in den Gallienkriegen erlittenen Wunde leicht hinkend näherte. Ungläubiges Tuscheln erhob sich unter den Dumnoniern, als sie ihn herankommen sahen. Wenn der König Gwalchmai schickte, dann nicht um zu verhandeln, sondern um Bedingungen zu überbringen.
    Die Daumen in den Gürtel gesteckt, hielt Gwalchmai inne und musterte den Feind. Medrod zuckte angesichts der Kälte in den blauen Augen seines Bruders zusammen.
    »So, jetzt stehen wir hier

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