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Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel

Titel: Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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beisammen. Ginge es nach mir, wäre die Antwort auf die Großtuerei deines kleinen Prinzen eine gehörige Tracht Prügel, aber ich bin verpflichtet, dich anzuhören, also leg los…«
    »Mein Herr Medrod…«, Constantin hüstelte, um das Zittern seiner Stimme zu übertünchen, »fordert, dass der Hochkönig ihm den Norden überlässt und ihn als Erben Britanniens anerkennt.«
    »Kühne Worte für einen Aufrührer!«, knurrte Gwalchmai. »Mein Herr, der König, fordert, dass Medrod ihm zuerst seine Fürstin und Königin zurückgibt. Danach findet er vielleicht die Gnade, euch gehen zu lassen, nachdem ihr euch ergeben habt!«
    »Uns ergeben?«, Constantin versuchte zu lachen. »Wo doch unsere Armee der euren zahlenmäßig überlegen ist?«
    »Wir haben die Franken besiegt, die jede andere Armee zerschlagen haben, die sich ihnen in den Weg stellte. Glaubst du tatsächlich, eure Streitkräfte könnten uns auch nur einen Hauch von Unannehmlichkeiten bereiten?«
    »Es ist eine schlimme Sache, wenn Bruder gegen Bruder kämpft…«, warf Constantin frömmlerisch ein. »Außerdem liegt es nicht an uns, über Frau Gwendivar zu verfügen – es steht ihr frei zu gehen, wohin sie will.«
    Die Königin war der Obhut eines Haushalts heiliger Frauen anvertraut worden, die sich in Ambrosiacum angesiedelt hatten, und nicht einmal Medrod wusste, was sie tun würde. Manchmal mischten sich in die von schmerzlichem Sehnen erfüllte Zärtlichkeit, mit der er ihr den Hof machte, Vorstellungen, in denen jener geschmeidige, weiße Körper als Opfer seiner Begierde mit gespreizten Beinen unter ihm lag. Doch er war zu sehr der Sohn seiner Mutter, um zu wagen, sie zu zwingen. Außerdem hatte er ihr Verlangen nach ihm gespürt – gewiss würde sie sich für ihn entscheiden!
    »Versprecht dem Prinzen ein Gebiet, über das er herrschen darf, und seinen Platz als Erbe, dann lösen wir uns auf«, fuhr Constantin fort.
    Überlasst mir den Norden, dachte Medrod, dann muss Artor sich hier mit Cynric und Cymen auseinander setzen… Ihm wäre es eine Freude, in seine Heimat zurückzukehren. Hätte er den Wall erst hinter sich gelassen, wäre er bei Menschen, die Britanniens Herrscher nie wahrhaft anerkannt hatten. Und hinter ihnen lauerten die Pikten, noch mächtigere Verbündete als die sächsischen Stämme.
    Artor nickte, und Gwalchmai wandte sich seufzend zu Constantin um. »So soll es sein.«
    Aber nicht lange, dachte Medrod. Artor war seinem Blick zwar nicht begegnet, aber im fahlen Licht konnte er die Furchen im Antlitz des älteren Mannes und die silbrigen Strähnen in dessen Haar ausmachen. Er erinnerte sich daran, wie der Hirsch unter seiner Klinge sein Leben ausgehaucht hatte. Du bist alt, Vater – und bald kommt meine Zeit.
    »Wir werden gemeinsam trinken, um den Pakt zu besiegeln«, erwiderte der Dumnonier, »und unsere Herren sollen auf das heilige Kreuz schwören, ihn einzuhalten.« Der junge Maglocun holte ein silberbeschlagenes Horn voll Bier hervor, und Vater Kebi, ein Kruzifix in der Hand, wurde über die Wiese vorwärts gedrängt; er beäugte die Krieger rings um sich wie ein Hammel ein Rudel Wölfe.
    Auf beiden Seiten bewegten die Männer sich vorwärts, um besser sehen zu können. Just in jenem Augenblick ertönte ein gellender Schrei, und Stahl blitzte in der Sonne auf. Alle Köpfe drehten sich. Medrod sah, wie Martinus’ Gesicht sich vor Abscheu verzerrte und wie etwas Schwarzweißes durch das Gras huschte. Die blanke Klinge in dessen Hand, nunmehr blutbefleckt, hob sich.
    Doch von Gwalchmais in weitem Bogen geschwungenem Schwert gleißte bereits ein grelleres Licht. »Verrat!«, brüllte er, dann ließ er sein Schwert auf Martinus Schulter niedersausen und schlug ihn nieder.
    Einen Augenblick starrte Medrod ihn noch fassungslos an. Die Szene war wie ein zertrümmertes Mosaik zerborsten – Hörner schmetterten, Männer rannten überall umher. Dann zog Cunoglassus ihn zurück und drückte ihm Helm und Schild in die Hände. Medrod fingerte an den Riemen, sah Cymen mit seiner Hausgarde einen Schildwall bilden und rannte in dessen Schutz.
     
    In den folgenden Jahren vermochten nur wenige die wahre Geschichte jenes tödlichen, verworrenen Gefechts vor dem uralten Steinkreis zu erzählen. Es war eine planlose Schlacht, die in Finsternis und ohne eindeutigen Sieger endete. Die Menschen wussten nur, dass an jenem Tag mehr Blut die Ebene färbte, als je den heidnischen Altarstein getränkt hatte. Nachdem die Schlacht vorüber war,

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