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Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel

Titel: Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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jetzt spürte sie jenes verräterische Aufwallen des Blutes, während seine Hände über ihren Körper wanderten.
    »Schlaf mit mir, Gwendivar…«, forderte er sie mit belegter Stimme auf, wobei seine Berührungen immer zudringlicher wurden. »Offenbare mir deinen Leib, weiße Fürstin, und lass mich dich besitzen. Dann bin ich wahrhaft König!«
    »Nachdem wir verheiratet sind«, keuchte sie. »Ich bin nutzlos für dich, wenn die Menschen mich als Dirne betrachten.«
    Eine Weile hielt er sie noch fest, bis sie sich fragte, ob der Widerstreit zwischen Lust und Vernunft ihn zerreißen würde – oder sie. Dann ließ er mit einem Fluch von ihr ab.
    »Wie weise, Gwendivar…«, zischte er zornig. »Du verweigerst dich mir mit so vernünftigen Worten. Aber in einem halben Monat will ich dich haben, wenn es sein muss mit gespreizten Beinen auf dem Festtisch, damit alle sehen, dass du mein bist!« Damit stieß er sie weg und stapfte durch die vor der Tür hängenden Kuhfelle davon.
    Das Feuer loderte auf, als sie hinter ihm zurückschwang, und Gwendivar, deren Atem schluchzend, in abgehackten Stößen ging, sank auf die Knie.
    »Hilf mir, Ninive!«, flüsterte sie, als die jüngere Frau sie in die Arme nahm. »Was kann ich nur tun?«
    »Ihr wollt ihn doch auch, nicht wahr…«, murmelte Ninive und half ihr, sich neben das Feuer zu setzen.
    »Ihn?« Die Königin schauderte. »Nicht jetzt, nicht mehr. Aber ich sehne mich nach der Kraft eines Mannes, mich zu erfüllen – Medrod hat das Feuer entfacht, verflucht soll er dafür sein, und nun brenne ich! Das verstehst du nicht, oder?« Sie hob den Kopf und schaute zu Ninive auf. »Hast du nie gespürt, wie dein Fleisch ob der Berührung eines Mannes zu leben beginnt?«
    Die andere Frau schüttelte den Kopf; ihre großen Augen wirkten dunkel und still wie Teiche in einem Wald.
    »Nicht einmal bei Merlin?«, fragte Gwendivar schließlich.
    »Es ist keine körperliche Liebe, die der Druide von mir will…« Ihre Lippen umspielte ein geheimnisvolles Lächeln.
    Die Königin starrte sie an, doch im Augenblick besaß sie keine Kraft, um Verständnis für die Frau ihr gegenüber aufzubringen. »Wie dem auch sei«, sagte sie schließlich seufzend. »Aber wäre Merlin hier, würde ich ihn anflehen, mich fortzubringen…«
    »Ist das tatsächlich Euer Wille?«, fragte Ninive leise.
    »O Liebes, ich weiß seit Monaten, dass Medrod kein wahrer König ist, aber wohin sollte ich mich wenden? Artor mag geschworen haben, mich zurückzuholen, aber er wird mich nicht mehr wollen. Dennoch will ich ihn nicht weiter schwächen, indem ich mich mit einem Mann vermähle, der Britannien zerstören würde! Eher würde ich in der Wildnis sterben oder den Rest meiner Tage als Einsiedlerin fristen, als Medrods Königin zu werden!«
    »Esst etwas, Herrin, und ruht Euch aus, solange Ihr könnt«, forderte Ninive sie auf, deren Blick sich nach innen gekehrt hatte. »Und in den dunklen Stunden, wenn die Männer betrunken sind oder schlafen, dann sehen wir weiter…«
    In der Überzeugung, dass sie ohnehin keinen Schlaf finden würde, gehorchte Gwendivar, doch die Erschöpfung überwältigte sie, und als Ninives Flüstern sie schließlich weckte, erwachte sie aus einem Traum von der Insel der Äpfel und der geheiligten Quelle.
    Das Feuer im Kamin war erloschen, die Türklappe beiseite geschoben. Nebelschwaden drangen durch die Öffnung, und als Gwendivar, in einen piktischen Mantel gehüllt, hinaus ins Freie trat, sah sie nur die schnarchende Gestalt des kleinen Doli, jenes piktischen Knechtes, den Medrod als ihre Wache aufgestellt hatte. Hinter ihm erhob sich die Masse des halb errichteten Walls. Dann, so plötzlich, als hätte sie sich aus dem Nebel gelöst, war da eine andere Gestalt – groß, in einen Mantel gewandet, auf einen Speer gestützt.
    Er gab den beiden Zeichen, und Ninive ergriff den Arm der Königin, zog sie hinter sich her, vorbei an schlafend ausgestreckten Männern und dösenden Pferden, durch das offene Tor der Feste und den Hügel hinab in den wartenden Nebel.
     
    Für Gwendivar war es, als durchschritten sie die Nebel der jenseitigen Welt. Doch am nächsten Morgen verrieten ihr die schmerzenden Beine, dass sie viele Meilen zurückgelegt hatten. Sie suchten in einer nicht allzu tiefen Höhle Zuflucht, deren Eingang hinter Schlehdornbüschen verborgen lag, die gerade zu blühen begannen. Gwendivar blieb kaum Zeit, sich nach der Matratze der Piktenkönigin zu sehnen, ehe sie in Ninives

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