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Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel

Titel: Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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der Ferne ertönte leise das Trommeln bald aus der einen Richtung, bald aus einer anderen. Ninive hatte für sich selbst und Merlin Kränze aus Primeln und duftenden Kräutern geflochten. Sie streckte Gwendivar einen weiteren entgegen, und die Königin hatte ihn sich bereits auf die Stirn gesetzt, als sie bemerkte, dass es sich um eine Schlehdornkrone handelte.
    Kurz verspürte Gwendivar den Drang, sie von sich zu schleudern, als sie sich des Kranzes besann, der ihren Brautschleier zusammengehalten hatte. Doch die Luft war von einem üppigen, grünen Duft erfüllt, und sie war nicht mehr das Kind, das sie als Artors Braut gewesen war. Sollen sie doch tun, was sie wollen…. dachte sie voll bitterem Schwermut. Es spielt keine Rolle, was aus mir wird.
    Inzwischen war es beinahe dunkel geworden, aber Merlin führte sie unermüdlich weiter auf einem Pfad, der sich über die Heide wand. Der westliche Horizont schimmerte noch, doch über ihnen leuchteten bereits die Sterne am Firmament. Sie hatten den hohen, nordöstlichen Gipfel umritten, an dem noch die Überreste von Erdwällen aufragten, und näherten sich der Schlucht zwischen den beiden anderen Hügeln.
    Das Trommeln erklang nun wesentlich lauter. Ein prickelndes Gefühl der Furcht entmutigte Gwendivar.
    »Ninive – was ist das? Wohin reiten wir?«
    Kurz hielt die jüngere Frau inne. »O Herrin, das sind die Trommeln meines Volkes! Ich wusste gar nicht, dass noch Menschen meines Volkes in diesen Gefilden leben!« Damit rannte sie den Pfad entlang voraus.
    Merlin jedoch ergriff Gwendivars Zügel und führte das Pferd um den Hügel herum den Hang empor, wobei er ein, zwei Mal innehielt, um Atem zu schöpfen. In der Schlucht zwischen dem mittleren und dem südlichen Gipfel erhob sich ein Felsbuckel, auf dem von einem Leuchtfeuer Funken emporstoben, um mit den Sternen zu tanzen. Dunkle Gestalten tollten darum, einzig mit Kränzen bekleidet, so wie Ninive, die ihren Kittel von sich geworfen hatte und losgerannt war, um sich zu ihnen zu gesellen. Die Tänzer scharten sich um sie und redeten in einer hastigen, kehligen Sprache auf sie ein, die Gwendivar nicht kannte, doch als Merlin sie in den Kreis des Feuerscheins führte, verstummten sie.
    Sie starrte in Augen so dunkel wie jene Ninives; bruchstückhafte Erinnerungen an schreckliche Geschichten über das Hügelvolk wirbelten durch ihr Gedächtnis. Nach einer langen Weile erkannte sie, dass die Menschen ebenso verängstigt waren wie sie. Da ergriff Merlin das Wort; tief wie ein Widerhall der Trommeln ertönte seine Stimme, und die Furcht verwandelte sich in Staunen. Frauen pflückten Heidekraut und bedeckten es mit Fellen, um Sitzgelegenheiten zu schaffen, und nachdem Gwendivar vom Pony gestiegen war, geleiteten die Frauen sie dorthin.
    Als das Trommeln wieder einsetzte, bot ihr ein kleines Mädchen schüchtern eine Holzschale mit einer dunklen Flüssigkeit an, die wie mit Feuer vermischter Honig schmeckte.
    »Was habt Ihr zu ihnen gesagt«, wollte sie von Merlin wissen, »dass sie mich auf diese Weise willkommen heißen?«
    Er lächelte auf sie herab; sein Haar schimmerte hell wie ein verschneiter Gipfel in der Sonne. »Ich habe ihnen die Wahrheit gesagt – ich sagte, ich hätte ihnen ihre Königin gebracht.«
    Eigentlich hätte sie zornig werden müssen, doch der Met hatte ein Feuer in ihrem Bauch entfacht, und das Trommeln pulsierte durch ihr Blut. Gwendivar schaute zu ihm auf und lachte. Wenn das Verzehren dieses Essens sie an das Verborgene Reich band, konnte sie Artor vielleicht vergessen.
    Der Tanz wurde fortgesetzt. Gwendivar speiste gebratenes Fleisch und getrocknete Beeren, vermischt mit anderen Dingen, die zu erkennen sie gar nicht erst versuchte. Sobald ihre Schale leer war, wurde Met nachgeschenkt, auf dessen Oberfläche sich der Schein des Feuers wie flüssiges Gold widerspiegelte. Ihr wurde warm, also legte sie Kleid und Tunika ab, bis sie so nackt wie die Tänzer war. Männer und Frauen sprangen gemeinsam über das Feuer und schlenderten leise lachend in die Finsternis davon. Das Stöhnen ihrer Leidenschaft ertönte flüsternd im Takt der Trommeln.
    Am Himmel tanzten die Sterne und wanderten in Mustern über den Himmel, die bereits uralt waren, als die Welt geboren wurde. Gwendivar glaubte, es müsste bald Mitternacht sein, als die Musik sich zu verändern begann.
    Immer noch hüpften Gestalten rings um das Feuer, aber sie waren nicht mehr dieselben. Sie hatten Tierhäute angelegt, oder vielleicht waren

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