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Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel

Titel: Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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sie Tiere, die sich den Frühlingstrieben hingaben und sich paarten. Blinzelnd spähte sie durch den wirbelnden Rauch, vermochte es jedoch nicht zu sagen. Merlin würde es wissen, dachte sie, doch auch er war verschwunden oder hatte sich verwandelt. Das Trommeln klang tiefer, als hätte die Erde selbst sich in eine einzige, bebende Haut verwandelt. Der Takt pochte in ihrem Bauch, zwang sie, sich wankend auf die Beine zu rappeln. Aus ungeahnter Tiefe entrang sich ihrer Kehle ein wortloser Schrei.
    Rings um sie gaben die Menschen sich der Verzückung der Nacht hin, frönten der Leidenschaft, die zu genießen ihr nie freigestanden hatte – ihr, deren Erfüllung sie alle erneuert hätte! Gwendivar trat einen Schritt vor und streckte die Arme gen Himmel.
    »Komm!«, rief sie der Nacht, dem Feuer, der Erde unter ihren Füßen zu. »O mein Geliebter, im Namen der Herrin, komm zu mir!«
    Und in jenem Augenblick zwischen zwei Atemstößen löste Er sich aus dem Wald, den Flammen, den Schatten. Behaart wie ein Tier, aufrecht wie ein Mensch, die Stirn vom Geweih des Königs des Waldes geziert, näherte Er sich. Mit aufgerichtetem Glied kam Er zu ihr, trug sie mit starken Armen fort. Befriedigend und erfüllend diente Er ihr, drückte sie auf die feuchte Erde, und die Leidenschaft, die bislang in ihr geschlummert hatte, sprudelte in Erwiderung in ihr auf, strömte aus ihr und in das Land.
    Im Morgengrauen erwachte Gwendivar durch das Gezwitscher zahlreicher Vögel. Warme Wolle umhüllte sie, doch das Gras an ihrem Gesicht war kalt und taunass. Sie streckte sich, fühlte noch benommen einen angenehmen Schmerz und öffnete die Augen. Der Mantel der Piktenkönigin bedeckte sie, ihr Kopf ruhte auf ihren gefalteten Kleidern. Abermals blinzelte sie; die Welt rings um sie präsentierte sich als gleißendes Lichterspiel. Durch die Schlehdornzweige sah sie einen klaren Himmel, dessen Wolkenschleier golden zu leuchten begannen. Jedes Blatt zeichnete sich als Silhouette vor einem glänzenden Hintergrund ab, und dazwischen erblickte sie kreisende Lichterwirbel.
    Sie setzte sich auf, und der klarer werdende Blick zeigte ihr leuchtende Schemen, die wie zur Erwiderung ihrer Aufmerksamkeit anschwollen, bis sie die Größe von Kindern erreichten, Kindgestalten, die sie mit glänzenden Augen anstarrten.
    »Wir preisen die Königin!«, sangen die süßen Stimmen. »Wir preisen die Schlehdornbraut! Die Herrin ist in das Land gekommen!«
    »Ich kenne euch…«, flüsterte Gwendivar und blickte in ihrem Gedächtnis auf das Mädchen zurück, das vor langer Zeit im Sommerland mit dem Elfenvolk gespielt hatte. Einen Augenblick verschwamm ihre Sicht. Von Mauern gefangen, umgeben von Menschen mit all ihren blinden Bedürfnissen, hatte sie vergessen, wie man wahrhaft sieht…
    »Wir leben zwischen den Welten. Zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang können wir von einem Ende dieser Insel zum anderen fliegen. Bleibst du bei uns, Herrin, oder reitest du weiter?« Vogelgesänge und Elfengesänge vermischten sich zu einem Wasserfall harmonischer Klänge.
    »Die Königin ist ins Land gekommen, aber der König wandert immer noch umher«, antwortete sie.
    Merlin hatte versucht ihr zu sagen, was nötig war, doch sie hatte ihn nicht verstanden. Sie schaute von den leuchtenden Gestalten zu ihrem eigenen Fleisch – es fühlte sich fest an, obwohl ihrer Haut von durchsichtigem Glanz war, als könnte sie den Puls der Macht darunter sehen.
    »Zwischen dem Aufgang der Sonne und ihrem Untergang bringt mich, ihr Feen, zu Britanniens wahrem König…«

IX
    Die Wende
    A.D. 515
     
    Es war der Abend des Beltene, und die Sonne zog sich gen Westen zurück, hinterließ eine Spur flammendroter Wolkenfetzen. Vom Wall aus konnte Artor hier und da das Flackern von über das Land verstreuten Leuchtfeuern sehen. Wie vereinzelte Truppen, die von der Hauptstreitmacht getrennt wurden und allein gegen die Dunkelheit bestehen müssen – ein höchst militärischer Vergleich für die Feuer des Frühlings, dachte er betrübt, doch sein Herz glich einem Schlachtfeld, auf dem allein für Krieg Platz war.
    Einige der Feuer brannten in der alten Feste von Vercovicium, wo seine Armee ihr Lager aufgeschlagen hatte. Sie war zentral gelegen, und bis er erfuhr, ob Medrod plante, über Luguvalium oder Dun Eidyn südwärts zuzuschlagen, so gut wie jeder andere Ort, um auf Neuigkeiten zu warten.
    Hier nutzte der Wall natürliche Böschungen, die in alle Richtungen eine gute Aussicht über das

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