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Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel

Titel: Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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überbringen?«
    Zuerst flammten ihre Wangen rot auf, dann erblassten sie, doch als sie antwortete, erklang ihre Stimme gefasst. »Das Recht einer Priesterin Brigantias, deren Land dies ist. Ihr bin ich immer treu geblieben, und sie gibt mir das Recht zu nehmen und zu geben.«
    »Du hast mein Herz genommen, und einem anderen mein Bett und meinen Thron gegeben!«, sagte Artor verbittert und legte die Hand auf den Griff seines Schwertes. »Ich sollte dich auf der Stelle töten!«
    »Nicht dein Bett«, entgegnete sie mit leiser Stimme, »so leer es auch gewesen sein mag. Die Klinge, die du trägst, ist ein Schwert der Gerechtigkeit, das sich weigern würde, mich anzutasten. Du tätest besser daran zu fragen, welche Gaben ich darbiete.«
    Wie vom Schlag getroffen, ließ er den Knauf los. Sein Bett war in der Tat leer gewesen, dachte er voller Scham, doch seine Seele frohlockte ob des Wissens, dass Medrod nicht darin mit ihr geschlafen hatte. »Was sind deine Gaben… Herrin?« Die Worte kamen quälend über seine Lippen.
    »Herrschaft. Stärke. Macht.«
    Artor glaubte ihr. Selbst in Seide und Gold hatte sie nie so wunderschön ausgesehen wie jetzt, wie sie in ihrem schmutzigen Kleid neben dem Feuer stand. Und in jenem Augenblick wusste er, dass er eine leere Hülle war, ungeeignet, ihr zu dienen.
    »Gwendivar…« Der Zorn, der seiner Stimme Kraft verliehen hatte, verebbte. Diesen ganzen Krieg hindurch hatte ihn jener Zorn aufrecht gehalten. Nun hatte er gar nichts mehr. »Ich habe versucht, dich zu hassen«, erklärte er müde, »aber was immer du getan haben magst, es war meine Sünde, mein Versagen, das es ausgelöst hat. Kannst du mir glauben, dass meine Liebe stets bei dir war, so wenig ich es auch zeigte?«
    »Geliebter – «, sprach sie mit einer Zärtlichkeit, die ihm das Herz zerriss. »Ich hatte deine Briefe. Dachtest du, ich wusste es nicht? Aber du bist nicht gekommen, und ich wurde immer mutloser und verwirrter. Deshalb tat ich, was ich glaubte, tun zu müssen, um dem Land Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen. Wenn hier jemand Schuld zu tragen hat, muss ich den Großteil auf mich nehmen.«
    Mit geneigtem Haupt und leeren Händen stand er vor ihr. »Seit vierzig Jahren lebe ich mit dem Schwert in der Hand, Gwendivar, und ich bin müde. Mein Friede ist zerbrochen, und die Menschen meines Volkes fallen wie Wölfe übereinander her. Ich habe nichts mehr übrig, das ich geben könnte…«
    »Habe ich es nicht schon gesagt?«, widersprach sie leise. »Es ist an mir zu geben. Ich bin die Tigernissa, die Königin. Komm zu mir…«
    Schritt für Schritt bahnte er sich unsicher einen Weg um das Feuer. Gwendivar fasste zu ihm empor, um die ringförmige Brosche zu lösen, die seinen Mantel zusammenhielt, dann ging sie zu dem Gurt über, an dem sein Schwert hing. Er unterbrach sie, blickte um sich, wog die Entfernung zurück zum Wall ab.
    »Wir werden von Wachen beschützt, die wesentlich aufmerksamer sind als jeder deiner Soldaten«, beruhigte ihn Gwendivar. »Leg die Rüstung ab, Artor, vielleicht verstehst du dann…«
    Stück für Stück entledigte der König sich seiner Kleider, bis er schutzlos an jenem Ort stand, an dem Vertrauen mit Verzweiflung Hand in Hand geht. Es spielte keine Rolle, ob er ihr glaubte. Liebe oder Tod wären ihm gleichermaßen willkommen, solange sie ihn in ihren Armen ereilten. Auch die Königin hatte den grünen Mantel abgeworfen und die Nadel gelöst, die ihr Kleid zusammenhielt, sodass sie nur noch mit ihrer Schlehdornkrone bekleidet dastand.
    »So grüße ich dich, denn du bist das Haupt des Volkes.« Sie streckte sich, um ihn auf die Stirn zu küssen.
    Hinter seinen geschlossenen Lidern flammte Licht auf, erhellte Vergangenheit und Gegenwart, sodass er die Bedeutungen und Verbindungen aller Dinge verstand.
    Ihre Hände wanderten über seine Schultern, und die Blüten ihrer Krone strichen sanft über seine Brust, als ihre Lippen sich auf die Haut oberhalb des Herzens pressten. »Ich grüße dich, denn du bist der Beschützer des gesamten Landes.«
    Bei den Worten erfüllte ein Feuer seine Brust, begleitet von einer reinigenden, schützenden Zärtlichkeit, die allen Gefahren trotzen würde, nicht aus Hass, sondern aus Liebe.
    Dann bückte Gwendivar sich zu seinen Hüften, ließ die Finger über die Narbe gleiten, die Melguas’ Speer hinterlassen hatte. Scharf sog Artor die Luft ein, als ihre Lippen sein Geschlecht berührten und er spürte, wie es sich aufrichtete.
    »Ich grüße dich,

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