Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel

Titel: Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
Vom Netzwerk:
offene Land boten. Die Wasser der Seen spiegelten das Lodern des Himmels wie flammende Scherben wider. Auch dort draußen, wo die Bewohner verstreuter Gehöfte sich zusammengefunden hatten, um das Fest zu begehen, brannten Feuer.
    In dieser Nacht würde keine Armee marschieren. In der Feste konnten seine Männer ungefährdet so viel von dem heimischen Bier trinken, wie sie auf der Reise nach Norden ergattert hatten. Artors Sorgen jedoch vermochte kein Getränk fortzuspülen. Also war er stattdessen aufgebrochen, um den Wall entlangzuwandern.
    Der Wall wand sich gen Osten, erklomm die Böschungen und senkte sich durch die Täler. Obwohl Teile davon zu verfallen begannen, stellte er noch immer ein gewaltiges Vermächtnis des Reiches dar, das er einst beschützte. Im Gehen betastete der König ein Bronzestück, das er zwischen den Steinen gefunden hatte, ein altes Militärabzeichen mit dem Bildnis eines Adlers. Er wünschte, es besäße die Macht, ihm die Geister jener Männer zu Hilfe zu rufen, die diese Steine errichtet hatten, so wie das Bildnis der Göttin am Mons Badonicus die Geister heraufbeschworen hatte.
    Er hatte getan, was er konnte, um dem Land hinter sich Frieden zu bescheren, indem er neue Eide mit den Söhnen König Icels geschworen und eine Reihe kurzer, blutiger Gefechte gegen die aufständischen Fürsten von Demetia, Pagus und Gwenet ausgetragen hatte. Sie glichen einer Schar Kampfhähne, von denen jeder auf dem eigenen Misthaufen krähte. Wie schnell sie doch die Heerscharen der Feinde vergessen hatten, die jenseits der Wälle des Gehöfts lauerten!
    Jenseits dieses Walls, dachte er, während seine Schritte über das feste Mauerwerk hallten. Er spähte in die Schatten, die über die nördlichen Gebiete krochen. Dort, wo Medrod die wilden Stämme des Nordens versammelte, lag die Finsternis, die Britanniens Licht auslöschen würde. Diese schmale Mauer aus Stein stellte ihre letzte Verteidigungslinie dar.
    Vor ihm war tatsächlich ein Abschnitt in sich zusammengefallen. Vorsichtig kletterte Artor abwärts, bis er auf dem weichen Gras stand. Hier fiel der Hang ab und stieg zu einem Paar Felsvorsprüngen hin wieder an, deren Umrisse sich vom dunkler werdenden Himmel abhoben. In der Kluft dazwischen erblickte er das plötzliche Aufflackern eines Feuers und steuerte darauf zu.
    Jeder seiner Männer, der sich solchermaßen, ohne Befehl und Rückendeckung, in feindliches Gebiet wagen würde, müsste eine Woche lang die Ställe ausmisten. Doch Gai und Gwalchmai waren nicht mehr da, um ihn zu schelten. Lautlos bahnte der König sich einen Weg durch die Düsternis, beschwor alles Wissen herbei, das Merlin ihm beigebracht hatte, um sich unsichtbar zu bewegen. Eigentlich glaubte er nicht, dass es sich um einen Feind handelte, sondern um einen Hirten, der einem Fremden gewiss die Wärme seines Beltene-Feuers gönnen würde.
    Jene Flamme, die im Windschatten eines Sandsteinfelsens loderte, war das einzige Licht in einer sich verdunkelnden Welt. Artor zog den Mantel zu, um das Kettenhemd zu verbergen und eilte auf das Feuer zu, wobei er sich fragte, was sie verbrennen mochten, dass die Luft so süß roch, als hätte das offene Sumpfland irgendwie all die üppigen Frühlingsdüfte eines Waldes vereint. Blinzelnd erblickte er von wirbelnden Funken überlagerte Gestalten, die ob seines Herannahens flüchteten, bis nur noch eine am Feuer verweilte. Als er näher kam, richtete die Gestalt sich auf; Licht schien auf ein Gewirr goldenen Haares und schimmerte in den Falten eines frühlingsgrün gestreiften und karierten Umhangs.
    Gwendivar…
    Mit weit aufgerissenen Augen hielt Artor inne. Eine Vision, dachte er benommen, aus meinem Sehnen geboren. Doch kein Bild in seinem Gedächtnis passte zu jenem Antlitz, das älter wirkte, als er es in Erinnerung hatte, zugleich aber frisch wie die Schlehdornblüten, die ihre Stirn zierten. Würden in einer Vision Schlamm am Rocksaum kleben und sich im Haar Blätter verfangen haben?
    Sie ist echt! Artor konnte sich nicht vorstellen, wie sie hierher gelangt war. Ein zugleich heißer und kalter Schauder kroch ihm über die Haut.
    »Ich bringe dem König Britanniens den Beltene-Segen des Landes…« Ihre Stimme zitterte, als würden die menschlichen Ängste mit der Magie ringen, die immer noch ihre Augen umwölkte.
    Artor schluckte und besann sich, welchen Grund sie hatte, sich zu fürchten.
    »Welches Recht hast du, die sowohl Britannien als auch mich verraten hat, einen solchen Segen zu

Weitere Kostenlose Bücher