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Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel

Titel: Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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mächtigere Verbindung mit seiner Umgebung, als stünde er, an Schlehdorn, Esche und Eiche gebunden, innerhalb einer kristallenen Säule.
    Dann vollendete sie den Zauber, und er brauchte seine Kontrolle nicht mehr, denn die Magie hielt ihn aufrecht. Ninive glich einem hellen Funken vor ihm, den er mehr spürte als sah.
    »Die Stunde des Triumphes der Sonne, des längsten Tages naht! Ich beschwöre Euch, o Seher Britanniens, sagt, was diesem Land bevorsteht.«
    Einen Augenblick lang sah Merlin gar nichts. Dann erwachte der daimon in ihm, und sein Geist wand sich unter der Flut der Bilder.
    »Der Rote Drache gebärt einen Bären und ein Rudel junger Füchse, die das Land zerreißen. Männer und Frauen schreien laut und flüchten vor ihren Herrschern, verschreiben sich Gallien; denn es sind die Fürsten ihres eigenen Volkes, die sie unterdrücken. Und dann erhebt sich der Weiße Drache aus dem Schlaf und verschlingt sie allesamt, von Landsende bis zu den Orkaden.«
    Unermessliche Zeit raste an ihm vorbei; er sah seltsame Armeen über Britannien marschieren, sah stählerne Straßen, verwüstete Wälder und Städte im ganzen Land. Er sah ein gekreuztes Banner, das um die Welt ging. Merlin war außerstande, die Bilder zu begreifen, und so verfiel er wieder in Schweigen.
    »Wenn diese Dinge eintreten, o Seher, wo werdet Ihr dann sein?«, erklang eine neue Frage.
    »Lailoken am Hof Gwendoleus werde ich sein und Taliessin am Hofe Uriens. Niemals werde ich dieses Land verlassen, sondern auf ewig meine Gestalt wandeln, wie es die Umstände erfordern. Von Körper zu Körper werde ich wechseln, und meine Stimme wird in Britannien zu hören sein bis ans Ende der Zeiten.« In seiner Vision sah Merlin all diese Leben deutlich vor sich, und er lachte.
    »Die Sonne nähert sich ihrem Höchststand, Meister, und es bleibt noch eine Frage zu stellen. Sagt nun, welches Schicksal Artor, dem König, vorherbestimmt ist!«
    Die Vision, die Jahrhunderte überspannt hatte, wirbelte gleich einem Strudel nach innen, schnellte wie ein Pfeil ihrem Ziel entgegen. Merlin sah das blutige Feld von Camboglanna und Artor, der auf einen zerbrochenen Speer gestützt nach Atem rang. Goriat lag tot neben ihm, doch seine Feinde flüchteten den Hügel hinauf. Über ihnen schwebten, für sterbliche Augen unsichtbar, der Gott des Schwertes und die Herrin der Raben. Und dann hallte die bittere Musik von Kriegspfeifen durch die Luft, und aus der Festung preschte ein Trupp berittener Krieger, angeführt von Medrod.
     
    Die Bean-Sidhe heult –, dachte Artor, jener Verhängnis singende Dämon, von dem Cunorix vor so langer Zeit zu erzählen pflegte. Mit dem Handrücken wischte er sich Schweiß von der Stirn und spähte zur Feste hinauf, bereits wissend, dass es sich um etwas Schlimmeres handeln musste. Die Armee, der er sich gestellt hatte, war verschwunden, doch nun wagte sich endlich Medrod hervor, den er während der gesamten Schlacht vergeblich gesucht hatte. Jetzt, dachte er voller Verzweiflung, wo ich bereits erschöpft bin. Doch dies war nicht die rechte Zeit, um fluchend herumzustehen.
    »Edrit, lauf – sag Vortipor, er soll sich bereitmachen!«, rief er dem Krieger zu, der seine Standarte trug, und mühte sich schwerfällig hinauf zum höher gelegenen Gelände. Es war schlau von Medrod gewesen, eine Reserve ins Feld zu schicken, nachdem die Schlacht beinahe vorüber war. Doch auch Artor war schlau gewesen.
    Er hörte schadenfrohes Gebrüll, als der Feind ihn erspähte, und kämpfte sich zu der Reihe der Weiden durch.
    Auf der anderen Seite wartete Vortipor mit den besten Reitern, welche die Briten besaßen. Ein Junge hielt Artors großen Rappen, einen Nachkömmling des ersten Corvus, mit dem er in den Krieg gezogen war. Edrit half ihm in den Sattel und reichte ihm einen Wurfspeer und den runden Schild eines Reiters. Artor ergriff die Zügel und spähte durch die Zweige. Medrods Truppe hatte den Fuß des Hügels erreicht. Seine Krieger wurden langsamer, während sie sich entlang der Straße verteilten.
    Der König drehte sich zu seinen Männern um. »War es heiß hier, während ihr gewartet habt? Da unten ist uns bei der Arbeit auch heiß geworden! Aber jetzt seid ihr an der Reihe, Männer, und ihr seid die Kämpen von Gallien. Behaltet eure Formation bei, und der Haufen dort wird auseinander stieben wie Bienen aus einem umgeworfenen Stock!«
    »Aber sie können noch stechen!«, murmelte jemand, und die anderen lachten.
    Sie ritten los. Vortipor übernahm

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