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Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel

Titel: Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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die Spitze, während Artor bei den Männern am Flügel blieb. Als die Aufständischen sich dem Fluss zuwandten, brachen des Königs Männer durch die Reihe der Weiden und trieben ihre Pferde zu vollem Galopp an, wobei ihnen die Neigung des Hügels zusätzlichen Schwung verlieh.
    »Artor!«, schrien die britischen Reiter. »Artor und Britannien!«
    Sie würden den Feind aus einem Winkel treffen. Der König schlang die langen Beine um Corvus’ Flanken, ließ die geknoteten Zügel auf den Hals des Rosses sinken und hob den Arm, brachte den Wurfspeer in Anschlag.
    Er erspähte Medrod, doch dann schlug die Spitze des britischen Keils ein, und Artor raste an ihm vorbei. Durch jahrelange Übung, die beinahe zu einem Instinkt geworden war, wählte er ein neues Ziel; er warf, und ein Mann fiel. Eine Lanzenspitze sauste auf ihn zu; er riss den Schild hoch und ächzte, als er die Wucht des Stoßes abfing, verlagerte das Gewicht und wirbelte Schild und Pferd herum, spürte, wie der Speer dem Mann aus der Hand gerissen wurde und klirrend zu Boden fiel.
    Er hielt den Schild nach außen, um seinen Körper zu schützen, während er quer über seinen Bauch griff, um das Heft des Sarmatenschwertes zu ergreifen. Möge der Verteidiger mit mir sein!, betete er und fühlte, wie jähe Ungeduld seine Hand erzittern ließ. Bei der Schlacht von Verulamium war der Gott des Schwertes selbst erschienen, um einen Zauber zu wirken, doch dies war eine Schlacht zwischen Sterblichen, und Artor wagte lediglich um die Kraft zu bitten, den Kampf bis zum Ende durchzustehen.
    Das schwarze Ross war frisch und verstand seinen Zweck; es wirbelte herum, um ein kleineres beiseite zu stoßen, sodass Artor den Reiter mit einem Schwerthieb erledigen konnte. Dann tauchte eine andere Gestalt vor ihm auf. Er stieß zu, immer und immer wieder. Heißer Schweiß rann ihm unter der Rüstung über den Leib, denn die Sonne stand hoch am Himmel. Nach jedem Hieb hob sein Arm sich langsamer, dennoch tötete er weiter, da er im Antlitz jedes Feindes Medrods höhnische Züge sah.
     
    Hoch am Himmel stand die Sonne, und der gesamte Wald erbebte unter dem Gewicht ihrer Pracht. Der Kreis der Macht, in dem Merlin stand, glich einem grellen Lichtwirbel. Seine innere Sicht aber erfüllte Artor, der weiter kämpfte, während rings um ihn Männer flohen oder fielen.
    Ein feindliches Schwert traf den Schild des Königs; Merlin sah, wie er aus dem Gleichgewicht geriet und vom Rücken des Pferdes stürzte. Im nächsten Augenblick fällte ein geschleuderter Speer seinen Gegner. Artor raffte sich am Rand des Wassers auf die Knie, ohne Schild, aber immer noch mit dem Schwert in der Hand. Der König schaute auf. Medrod stand über ihm.
    Merlin umfasste den Schaft des Speeres. »Ist es soweit?«, flüsterte er, während das mit Runen beschnitzte Holz wie etwas Lebendiges in seiner Hand pulsierte. Im ganzen Wald war allein das süße Gurgeln des jungfräulichen Baches zu hören. »Dies ist mein Wille«, sagte er laut, »dass mein Geist weder schlafen noch das Sommerland aufsuchen, sondern weiter durch die Welt wandern soll!«
    »Ich bin der Wind auf den Wellen!«, rief Merlin.
     
    »Ich bin das Feuer im Wald!
    Ich bin die Sonne unter dem Meer
    und der Samen im Stein.
    Vor Anbeginn der Zeit war ich bei den Göttern,
    und noch am Ende werde ich singen.
    Ich bin Wilder Mann und Weiser, Druide und Dämon –
    Ich rufe das Land Britannien zu seines Königs Hilfe!«
     
    Der Speer kreiste in seiner Hand, und er trieb ihn mit der Spitze voraus in die feuchte Erde. Tief, tief sank er hinein, bis zu den Wurzeln der Schöpfung, doch der hölzerne Schaft streckte sich, sandte Zweige empor, die den Himmel berührten. Einen endlosen Moment lang war Merlin der Baum, der Erde und Himmel verband.
    Dann fiel die Welt um ihn in sich zusammen, begleitet vom donnergleichen Rumoren polternder Steine. Doch der Inbegriff des Wesens, das Merlin gewesen war, verwandelte sich bereits in Wurzeln und Zweige, in Erde, Stein und den aufkommenden Wind, am stärksten jedoch in das fließende Wasser zu seinen Füßen. Schnell wie ein Gedanke raste er gen Süden auf Camboglanna zu.

X
    Der Rabe der Sonne
    A.D. 515
     
    Medrod glich einem gesichtslosen Schatten zwischen Artor und der Sonne.
    »So, verehrter Vater, nun kniet Ihr also vor mir! Gebt Ihr Euch nun endlich geschlagen?«
    Der König schaute mit zusammengekniffenen Augen zu ihm empor, leckte sich Blut von der Lippe, die er sich aufgeschlagen hatte, als er zu Boden

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