Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel

Titel: Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
Vom Netzwerk:
richtete. Gegen Mitte des Nachmittags hörte sie einen gewaltigen Tumult, der nach und nach verebbte, bis nur noch einige Hunde bellten, und dann drangen die Stimmen der Bewohner der Stadt zu ihr, eine nach der anderen.
    Alsbald kehrte der alte Priester zurück, der in der Kirche seinen Dienst versah.
    »Der König ist wohlbehalten, oder zumindest war er es noch vor einer Stunde. Aber der Meineidige hat seine Linien durchbrochen und ist mit dem Großteil seiner Männer geflüchtet, und unsere Armee ist hinter ihm her, abgesehen von einer Truppe unter Fürst Peredur, die zurückgeblieben ist, um Euch und die Stadt zu beschützen. Lasst uns den Herr der Heerscharen preisen, der den Sieg verleiht!«
     
    Nachts beherrschten flüsternde Laute den Wald von Caledonia: der Wind, der sich mit den Bäumen unterhielt. Merlin spürte das leichte Zittern im Stamm hinter sich, dasselbe Zittern, das durch den Schaft des Speeres an seiner Seite pulsierte. Während er dort hockte, fügten sich seine Gedanken in den gemächlichen Takt des Waldes, und das Rascheln des Laubs und der Zweige verwandelte sich in die Worte eines Zwiegesprächs zwischen der Göttin, die in der Erde lebte, und dem Gott.
    Je länger die Reise dauerte, desto deutlicher verstand der Druide sie. Tagsüber klammerte er sich an das Pony, das Ninive ihm besorgt hatte, und hielt, so gut er konnte, das Gleichgewicht. Nachts jedoch, wenn das Mädchen leise atmend neben der Glut des Feuers lag, verwandelte Merlin sich in einen Baum, der aus der Erde und dem Himmel jene Kraft bezog, die er benötigte, um weiterzureisen. Aber die Erde bebte von fernen Hufschlägen, und im Wind hallten die Schreie von Raben, die ihresgleichen zu einem großen Gemetzel riefen, und er wagte nicht, sich dem Frieden des Waldes hinzugeben.
    Und jeden Tag wurden die Stunden des Zwielichts länger, je näher die Sonnenwende rückte, zu der sich alle Mächte einfinden würden, um jenen Streit zu schlichten, der das Gleichgewicht des Landes gestört hatte.
    Auf der Insel der Maiden erwachte Morgause aus schlimmen Träumen. Noch eine Woche fehlte bis zum Mittsommer, und die Priesterinnen bereiteten sich auf das Fest vor, doch ihre Albträume waren erfüllt von Blut und Schlachten. Sie sah Artor und Medrod, die einander in zerfetzten Rüstungen gegenüberstanden, beider Gesichter gleichermaßen von Zorn erfüllt, und spürte, wie Schweiß auf ihrer Stirn ausbrach. Sie fühlte in jener Auseinandersetzung eine Fügung des Schicksals, die sie mit Furcht erfüllte.
    Morgause verließ ihre Kammer und rief ihre Zofen. »Packt Vorräte und Decken für eine Reise zusammen. Nest und Verica, ihr kommt mit mir.«
    »Aber Herrin«, begehrten sie auf. »Was wird aus den geheiligten Riten, dem Fest?«
    »Dieses Jahr feiert die Herrin der Raben ihr eigenes Fest«, erwiderte sie mit schwerem Herzen. »Zum Mittsommertag muss ich am Wall sein…«
     
    »Mittsommerabend…«, sagte Goriat und ließ den Blick über den gewundenen Fluss sowie die Böschung darüber wandern, wo in der alten Feste Lichter flackerten. »Zu Hause finden sich jetzt die Clans ein, um die Sonnenwendfeuer zu entfachen, brennende Fackeln hoch in die Luft zu werfen, auf dass das Korn wachse, und das Licht durch die Felder zu tragen.«
    »Im Süden auch«, entgegnete Artor.
    Er fühlte sich seltsam gespalten in seinem Denken; während sein nüchterner Verstand die militärische Stärke des Lagers abwog, bewunderte er zur gleichen Zeit die Schönheit der Umgebung. Die Feste erhob sich auf einer steilen Felsspitze. Darunter erstreckten sich Ebenen, durch die sich ein kleiner Fluss wand. Auf dem höher gelegenen Gelände, wo die Briten sich niederließen, waren Männer und Pferde in Bewegung.
    »Wie seltsam, dass auch dieser Bach den Namen Cam trägt«, bemerkte der jüngere Mann schließlich.
    Der König zuckte mit den Schultern. »Britannien ist voll von Flüssen, deren Bette sich winden und krümmen, und ich nehme an, dass viele davon jenen Namen haben.« Mit seinen Getreuen im Gefolge marschierte er das Ufer entlang.
    »Ihr müsst wohl wünschen, es wäre jener, der nahe Camelot fließt.«
    »Nur wenn ich mich innerhalb der Mauern befände«, gab Artor mit bitterem Humor zurück. »Muss ich eine Festung angreifen, bin ich froh, wenn es sich um keine handelt, die ich erbauen ließ. Camboglanna war einst stark, mittlerweile aber sind die Mauern halb verfallen, und Medrod ist nicht für eine Belagerung gerüstet.«
    »Dann hat er sich in eine Falle

Weitere Kostenlose Bücher