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Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel

Titel: Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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Pergament den Flammen übergeben, doch der Wortlaut hatte sich in sein Gedächtnis eingebrannt.
    »Du prahlst mit deinem Mut, aber schon zweimal bist du vor meinem Zorn geflüchtet. Du prahlst mit deinem Recht zu herrschen, aber die Königin ist vor dir geflohen und in mein Bett zurückgekehrt…«
    Gwendivar! Oh, Artor hatte gewusst, dass ihn dies in Rage versetzen würde. In seinen Träumen hielt er ihren wohlgeformten Körper immer noch in den Armen.
    Die verhassten Worte hallten durch seinen Verstand – seiner Mutter scheltende Stimme, die seines Vaters Worte sprach.
    »Wie ein gieriges Kind hast du versucht, dein Erbe an dich zu reißen und dadurch jeden Anspruch darauf verwirkt! Du bist feige und erbärmlich – blutbefleckt und im Innersten verdorben.«
    Falls ich das bin, Mutter, lautete seine verbitterte Antwort, bin ich nur das, was du und er aus mir gemacht haben! Und dennoch prasselten die Vorwürfe weiter auf ihn ein.
    »Und die Wahrheit dieser Dinge soll jedermann erfahren, wenn du nicht herauskommst und dich mir stellst, von Angesicht zu Angesicht!«
    Raben kreisten unter ihm in der Luft und riefen ihrer Göttin die Zahl der Gemetzelten zu. Er brauchte nur zu warten, dachte Medrod voller Zorn, und sie wären alle in Sicherheit. Aber diese blutrünstigen Narren, die er befehligte, lechzten danach, ihre Niederlage bei Luguvalium wettzumachen.
    »Herr«, sagte Bleitisbluth. »Die Männer sind wütend. Der Feind brüllt garstige Dinge. Der Römerkönig hat eine Garnison in Luguvalium zurückgelassen; wir sind seiner Streitmacht zahlenmäßig überlegen. Mir scheint es besser, unseren Kriegern den Angriff zu befehlen, solange Ihr noch könnt!«
    Die Stimmen der Raben wurden lauter, verschmolzen zu einer einzigen, die ihn rief. Gwendivar ist für mich verloren, nun muss ich der Herrin der Raben dienen…
    »Na schön – wenn sie so erpicht auf eine Schlacht sind, dann sollen sie kämpfen!« Die Gewissheit erfasste Medrod so jäh, wie ein Funke Zunder entfacht, und mit ihr setzte ein heftiges Hochgefühl ein. Er rasselte die Namen einer Reihe von Häuptlingen herunter, dazu ihre Befehle und Truppenstärken. »Der Rest bildet eine Reserve, die sich hier bei mir versteckt.«
     
    Medrod beobachtete vom Torhaus aus, wie seine Armee hinabmarschierte, um der unten wartenden Streitmacht zu begegnen. Die Männer des Nordens ritten zwar auf ihren stämmigen Ponys in die Schlacht, gekämpft aber wurde mit Schild und Speer und zu Fuß. Das schmale Flachland neben dem Fluss begünstigte sie. Er hatte damit gerechnet, dass Artor nicht in der Lage sein würde, seine Reiterei zu vollem Vorteil zu nutzen, und tatsächlich sah er, dass der König selbst unberitten im den Kampf zog.
    Im Verlauf des Vormittags war der purpurne Umhang überall auf dem Feld zu finden. Darüber flatterte die Pendragon-Standarte im Wind, deren Träger sich bemühte, mit Artor Schritt zu halten. Je näher der Mittag rückte, desto stärker schien die Sonne herab.
    Er ist ein alter Mann, dachte Medrod, und es wird immer heißer. Bald wird seine Kraft versagen!
    Staubwolken kräuselten sich von unten herauf, kratzten in der Kehle, brannten in den Augen. Die einzige Farbe war das Rot von Blut, das hell wie der Umhang der Schlachtgöttin unter den unbarmherzigen Strahlen der Sonne des Mittsommertages leuchtete.
     
    Was Merlin aufrecht hielt, war der Speer. Er hatte seinen Platz zwischen der Eiche, den Gebirgseschen und dem Schlehdorn eingenommen, wo das Wasser des Cam aus dem Fels hervorbrach. Sein Herz galoppierte wie ein Schlachtross, die Visionen pulsierten im Gleichklang mit dem Hufschlag. Er verließ sich zunehmend auf seine inneren Sinne, sandte sie durch die Luft und die Erde aus, bis sein Bewusstsein zur Gänze außerhalb des Körpers war. Dabei lief er Gefahr, sich selbst zu verlieren, doch er vermeinte, die Herrschaft über seinen Geist lange genug bewahren zu können, um das zu vollenden, was er zu tun hatte.
    »Beschreite den Kreis, Ninive – «
    Die Stimme des Mädchens wurde laut und wieder leise, während sie im Sonnensinn um ihn herumschritt, die geheiligten Kräuter verstreute und in der alten Sprache des Volkes ihrer Mutter sang. Ninive weinte, dennoch blieb ihre Stimme fest, und er fand Zeit, für einen Moment stolz auf sie zu sein. Neunmal beschritt sie den Kreis, und mit jeder Umrundung kehrte sich das Bewusstsein des Druiden weiter nach innen, tauschte die verschwommene Wahrnehmung seines früheren Zustandes gegen eine

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