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Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel

Titel: Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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kein Platz für etwas anderes als Hass?«
    »Du hast mir das Einzige genommen, das ich vielleicht hätte lieben können!«, brüllte Medrod zur Antwort und stürmte mit wild schwingendem Schwert auf ihn zu.
    Artor wich zurück, setzte seine ganze Geschicklichkeit ein, um die Klinge abzuwehren. Der Junge war ein guter Schwertkämpfer, aber er hieb mit der Wut eines Berserkers um sich, als wollte er nicht bloß töten, sondern vernichten. Vierzig Jahre Erfahrung hielten des Königs Waffe zwischen ihm und jener tödlichen Klinge, und dieselben kampferprobten Reflexe geboten Medrods Ansturm letztlich mit einem Stoß Einhalt, der sich durch Kettenhemd und Brustbein bohrte und auf der anderen Seite wieder hervordrang.
    Einen Augenblick lang starrten die beiden einander in die Augen. Dann verzerrten sich Medrods Züge. Die Waffe glitt ihm aus der Hand, und Artor spürte, wie das Gewicht des Körpers des Jungen das Schwert zu Boden zog. Er trat einen Schritt zurück und zog die Klinge heraus, während Medrod fiel; helles Blut – das Blut seines Sohnes – befleckte den Stahl.
    Knisternde Stille erfüllte die Luft.
    »Vater…« Ein dünnes Rinnsal Blut rann aus Medrods Mund. Der König kniete sich neben ihn, legte das Sarmatenschwert beiseite, nahm seinem Sohn den Helm ab und wischte ihm die Haare aus der Stirn wie einem kleinen Kind. Medrods Augen weiteten sich, begegneten offen dem Blick seines Vaters; Schrecken wandelte sich nach und nach in entsetztes Begreifen.
    Dann zuckte er zusammen, riss die Hand an die Seite. »Es ist nicht mein Blut«, flüsterte er, »das diesen Boden weihen wird…«
    Abermals verkrampfte er sich, trieb den Dolch, der in der Scheide an der Hüfte geruht hatte, unter Artors Kettenhemd. Entlang der alten Narbe, wo Melguas den König vor langer Zeit verwundet hatte, stach die Klinge in seine Lenden empor.
    Einen Augenblick lang ging jedwede Wahrnehmung in einer roten Woge des Schmerzes unter. Als sie allmählich verebbte, schaute Artor hinab und sah, dass Medrod reg- und blicklos dalag, das Gesicht der Sonne zugewandt.
    O Herrin, dachte der König, ist dies dein Opfer?
    Er fühlte, wie sich warmes Blut über seine Oberschenkel ergoss und spürte die ersten Anzeichen einer noch qualvolleren Pein. Langsam ließ er sich neben dem Leichnam seines Sohnes zu Boden sinken; mit jedem Pulsschlag flackerte seine Sicht, wechselte von hell zu dunkel, heftete sich auf einen Stein, der neben ihm lag. Eine leuchtende Spirale drehte sich in dem Stein. Artors Finger schlossen sich um dessen feste Wirklichkeit.
    Das ist der Königsstein… das Herz Britanniens. Es war die ganze Zeit unter meinen Füßen.
    Auch sein Gehör musste aussetzen, dachte er, denn in seinem Kopf hallte seltsame Musik wider… gleich gallischen Schlachthörnern…
     
    Gwendivar keuchte und streckte die Hand nach Peredur aus, um bei ihm Halt zu suchen, als ein jäher Schmerz ihren Leib durchfuhr.
    »Herrin, was ist? Ist Euch nicht gut?«
    Sie versuchte sich aufzurichten, starrte ringsum auf die Männer, die sie zum Markt begleitet hatten. Blut, Staub und Sonnenlicht erfüllten ihre Sicht und der Schattenriss einer alten Feste auf einem Hügel.
    »Camboglanna…«, flüsterte sie. »Artor ist verwundet!«
    Während die Worte ihre innere Sicht beschrieben, empfand sie eine gewaltige Woge aus Kummer und Hochgefühl, die aus der Erde selbst aufzusteigen schien.
    »Herrin, der König hat uns befohlen, hier über Euch zu wachen!«, rief Peredur erschrocken.
    Gwendivar schüttelte den Kopf. »Die Schlacht ist vorüber. Wenn ihr für meine Sicherheit sorgen wollt, dann folgt mir, denn ich werde mich auf jeden Fall zu ihm begeben!« Damit lief sie zu den Ställen los, und nach einem kurzen Moment eilten die Männer hinter ihr her.
     
    Morgause empfand den Augenblick wie einen Schatten, der sich vor die Sonne schob, einen Schauder, der die Erde erschütterte. Taumelnd stand sie auf der Straße, konnte plötzlich kaum noch atmen. Luguvalium lag anderthalb Tage hinter ihnen. Links und rechts erhoben sich die Ausläufer der Sumpfländer. Vor ihr erstreckte der Wall sich über die ersten Felsen, und brauner Staub färbte den Himmel.
    »Was ist?«, riefen ihre Priesterinnen. »Was hört Ihr?«
    »Ich höre die Schreie der Raben«, flüsterte Morgause.
    »Ich höre das Stöhnen sterbender Männer. Das Blut von Königen tränkt die Erde. Wenn wir rechtzeitig dort sein wollen, müssen wir uns beeilen!«
    »Rechtzeitig wofür?«, wollte Nest wissen und

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