Broadway-Grusical
Dafür redete ich weiter. »Stellen Sie sich mal vor. Es hat ihren Helfer erwischt. Den Zwerg gibt es nicht mehr. Er griff mich unter Wasser an. Jetzt hat er sich aufgelöst.«
Sie sagte nichts. Nur als sie meinen Blick nicht mehr standhalten konnte, schlug sie die Augen nieder.
»Noch was, John?« fragte Bill.
»Nein.«
»Ich will gehen!« meldete sich Liz und war überrascht, als ich zustimmte.
»Ist das eine Falle?«
»Nein. Sie haben ja nichts getan. Ich will auch nicht, dass Sie zu spät zur Aufführung kommen.«
Bill Conolly ließ sie los. Noch einmal schaute sie jeden von uns an, hob dann die etwas eckig wirkenden Schultern und ging davon. Wir schauten ihr nach.
Ihr Gang war geschmeidig. Die Bewegungen glichen denen einer weiblichen Raubkatze. So konnten eben nur perfekte Tänzerinnen schreiten. Wenn ich lief, sah das aus, als würde ein Bauer daherschleichen.
»Ziehen wir uns an!« schlug Laurie vor. »Ich glaube bestimmt, dass der Theaterbesuch am heutigen Abend noch etwas Interessantes bringt.«
Davon war ich auch überzeugt.
Ich duschte mich noch kurz ab, bevor ich die Umkleidekabine betrat. Das Becken war gesperrt worden.
Bill und ich hatten eine Kabine genommen. Die Kabine nebenan war auch besetzt. Wir hörten die Geräusche, als jemand seine Kleidung überstreifte. Der Chlorgeruch stach noch immer in meine Nase, und Bill Conolly fragte flüsternd: »Hast du diesen Zwerg genau erkannt?«
»Sein Gesicht war menschlich.«
»Dann könnte es einer der verschwundenen Tänzer gewesen sein - oder?«
»Sicher.«
»Und wie willst du am Abend vorgehen?«
Ich knöpfte mein Hemd zu. Bill war schon fertig. Er öffnete die Tür. »Das kann ich dir jetzt noch nicht sagen. So ein Theater ist verdammt groß, meine ich.«
»Und das Stück dauert auch lange.«
»Da hast du recht. Nur habe ich keine Lust, es mir vom Zuschauerraum aus anzusehen. Irgendwie habe ich schon immer den Drang verspürt, mich hinter der Bühne aufzuhalten. Denk mal einige Jahre zurück, als die Ghouls und Zombies plötzlich in eine Theater-Aufführung hineinfielen.«
»Und Jo Barracuda starb.«
»Richtig.«
Bills Gesicht zeigte Falten. Es war damals ein verdammt haariger Fall gewesen, denn die Ghouls in Manhattan hatten uns damals die Hölle heiß gemacht.
Man war hier etwas prüde und hatte die Trakte der Männer und Frauen säuberlich voneinander getrennt. Bei Laurie Ball dauerte es bestimmt etwas länger, bis sie mit dem Umkleiden fertig war. Als sie nach fünf Minuten immer noch nicht erschienen war, wurden wir unruhig. Dabei sah alles völlig normal aus. Die Menschen bewegten sich unbefangen, kamen, gingen, lachten und freuten sich. Manche tranken ihre Cola oder ihren Saft, andere zerquetschten weiche Hamburger zwischen ihren Zähnen.
»John, da stimmt was nicht!« Als Bill es sagte, sah ich Schweißperlen auf seiner Stirn.
»Und wie!« Wir alarmierten den Chef der Bademeister. Er besaß einen Generalschlüssel für die Kabinen, traute sich aber nicht, die einzelnen Türen zu öffnen. Er klopfte zuvor an. Erfolgte eine Reaktion, ließ er es bleiben. Die Kabinen, aus denen wir nichts hörten, wurden aufgeschlossen.
In der vierten, die auch leer war, lag das Indiz auf dem Boden. Nicht Laurie, sondern ihr Bikini. Er war noch nass, wirkte zusammengeschrumpft, und ich starrte die beiden Lappen hart an.
»War das die Kabine?« fragte mich der Bademeister, dem auch der Schweiß auf der Halbglatze stand.
Ich drehte mich scharf um. »Ja, das war sie…«
***
Laurie war eine Person, die genau spürte, wann eine Spur nicht nur heiß war, sondern schon zu kochen anfing.
Und hier kochte sie bereits!
Liz Vacarro war aus ihrer Reserve hervorgelockt worden. Sie hatte etwas preisgegeben, und nun wussten mehrere Zeugen, dass sie an diesen Morden nicht unbeteiligt war.
Konnte sie das hinnehmen?
Wohl kaum, und Laurie ging davon aus, dass die Vorstellung am Abend anders ablaufen würde als sonst. Das lag einfach in der Luft, das war zu spüren.
Sie zog die Bluse an und hängte zuletzt die Leinenjacke lässig über ihre Schulter. Dann öffnete sie die Tür.
Darauf hatte Liz Vacarro gewartet, und sie überraschte Laurie Ball mit ihrer Aktion völlig.
Wer nicht mit einem Angriff rechnet, kann sich auch nicht auf ihn einstellen. So erging es Laurie, denn sie bekam die verfluchte Tür voll mit.
Etwas tauchte noch schattenhaft vor ihrer Stirn auf und klatschte im gleichen Moment dumpf dagegen. Ein Blitzstrahl, der böse Schmerz, die
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