Brockmann Suzanne
anständigen Schock.
Sie schenkte ihm ein entschieden ganz und gar nicht schwesterliches Lächeln. „Freut mich, dass wir das klargestellt haben. Wurde aber auch Zeit, nicht wahr?“
Er lachte, ganz offensichtlich nervös. „Ähm …“
„Schnapp dir einen Schwamm!“, forderte sie ihn auf. „Wir müssen noch ein paar Autos waschen.“
2. KAPITEL
W es würde ihn umbringen, wenn er jemals dahinterkam!
Kein Zweifel.
Wenn Wes auch nur die Hälfte der Gedanken erriet, die Bobby bezüglich seiner Schwester Colleen durch den Kopf gingen, dann war er ein toter Mann.
Gott sei seiner Seele gnädig, war diese Frau heiß! Außerdem war sie witzig und klug. Klug genug, um zu erkennen, wie sie es ihm am besten heimzahlen konnte, dass er als Sprachrohr ihres Bruders hier aufgekreuzt war.
Wenn ihr Reiseziel ein anderes gewesen wäre als ausgerechnet Tulgeria, hätte Bobby auf der Stelle kehrtgemacht. Er wäre zum Flughafen gefahren und hätte den nächsten Flieger genommen, der ihn aus Boston fortbrachte.
Denn es stimmte natürlich: Er und Wes hatten nicht das Recht, Colleen vorzuschreiben, was sie zu tun und zu lassen hatte. Sie war dreiundzwanzig und damit alt genug, ihre Entscheidungen selbst zu treffen.
Dagegen stand, dass sowohl Bobby als auch Wes bereits in Tulgeria gewesen waren, Colleen hingegen nicht. Sicher hatte sie Geschichten über die vielen verschiedenen Terrororganisationen gehört, die das bettelarme Land mit Kriegen überzogen. Aber sie kannte nicht die Geschichten, die Bobby und Wes ihr hätten erzählen können. Sie wusste nicht, was sie mit eigenen Augen gesehen hatten.
Zumindest noch nicht.
Aber sie würde es wissen, bevor die Woche um war.
Außerdem würde er die Gelegenheit nutzen, um herauszufinden, worum es bei ihrer Auseinandersetzung mit dem örtlichen Ku-Klux-Klan wirklich ging.
Offenbar war Colleen in dieser Hinsicht genau wie ihr Bruder: Sie zog Ärger förmlich an. Und wenn das ausnahmsweise mal nicht von allein geschah, dann half sie eben nach.
Für den Moment allerdings musste Bobby sich dringend erst einmal neu formieren. Das hieß, zurück ins Hotel fahren und eiskalt duschen. Dann musste er sich in seinem Zimmer einschließen, weit weg von Colleen.
Irgendwie hatte er sich verraten. Irgendwie hatte sie durchschaut, dass brüderliche Zuneigung das Letzte war, was ihm in den Sinn kam, wenn er sie anschaute.
Er hörte sie lachen. Ihr lautes, volltönendes Lachen klang vom anderen Ende des Parkplatzes herüber. Sie stand dort über die Fahrertür eines alten zerbeulten Kombis gebeugt und sprach mit der Frau am Steuer, die offenbar gekommen war, um den letzten jugendlichen Autowäscher abzuholen.
Im Licht der frühen Abendsonne schien Colleens Haar zu leuchten. Sie hatte sich zum Feierabend umgezogen und trug jetzt ein leichtes Sommerkleid. Der praktische Pferdeschwanz war aufgelöst, und ihre Haare fielen ihr in seidig glänzenden, rotgoldenen Wellen auf die Schultern.
Sie war schön, beinahe unerträglich schön.
Manch einer sah das vielleicht anders; ihre Gesichtszüge waren alles andere als vollkommen. Ihr Mund war zu breit, die Wangen zu voll, die Nase zu klein, das Gesicht zu rund, die Haut zu sommersprossig und von der Sonne leicht gerötet.
Aber alles zusammen betrachtet, ergab sich ein ganz anderer, wirklich erstaunlicher Effekt. Und dann diese Augen! Diese umwerfend schönen Augen …
Manchmal wirkten Colleens Augen grün, manchmal blau, und immer leuchtend und sehr lebendig. Wenn sie lächelte – und das war meistens der Fall –, funkelten sie vor Lebensfreude. So lächerlich es klang, es war doch die Wahrheit: In Colleen Skellys Gegenwart fühlte man sich wie mitten in einer fröhlichen, ausgelassenen Dauerparty.
Und dann ihr Körper …
Autsch.
Die Frau war nicht einfach nur heiß. Sie war keine dieser blutarmen, knochigen, magersüchtigen Mädchen, die einem überall im Fernsehen und in Zeitschriften präsentiert wurden. Nein, Colleen Skelly war eine Frau, ein Vollblutweib. Eine Frau, die ein echter Kerl in die Arme nehmen konnte, ohne fürchten zu müssen, dass etwas zerbrach. Sie hatte Hüften, sie hatte Brüste – und das war nicht nur die Untertreibung des Jahrhunderts. Nein, dieser Gedanke würde ihn geradewegs in die Hölle bringen. Gehe nicht über Los, ziehe keine zweihundert Dollar ein, lebe keine zwei Minuten länger.
Wenn Wes jemals herausfinden sollte, dass Bobby auch nur eine Sekunde an Colleens Brüste dachte, dann … Tja, dann war’s
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