Brockmann Suzanne
Dank war Ashley noch auf der Insel. Colleen kam dieser Gedanke nicht zum ersten Mal an diesem Tag, als sie nackt über den Flur rannte und das Licht im Bad einschaltete. Ein Blick in den Spiegel zeigte ihr, dass sie duschen musste. Ihre Haare waren eine Katastrophe, und auf ihrem Gesicht lag immer noch der zufriedene Ausdruck einer Frau, die ihren Liebhaber den ganzen Morgen sehr in Atem gehalten hatte.
Am Gesichtsausdruck konnte sie nichts ändern, aber die Haare konnte sie mit einer raschen Dusche in Ordnung bringen. Sie drehte die Brause auf und trat in die Wanne, ohne abzuwarten, bis warmes Wasser kam. Der eiskalte Strahl brachte sie zum Quietschen.
„Alles in Ordnung mit dir?“ Bobby war ihr ins Bad gefolgt. Natürlich. Sie hatte die Tür sperrangelweit offen gelassen.
Sie linste hinter dem Duschvorhang hervor. Er war genauso nackt wie sie.
„Ich muss meine Studiengebühr bezahlen“, erläuterte sie, spülte rasch ihr Haar aus. Sie hatte das Gefühl, eine unsichtbare Grenze überschritten zu haben. Jetzt waren sie Liebende – nicht einfach nur zwei Menschen, die der Versuchung nachgegeben und einmal miteinander geschlafen hatten. „Spätestens heute Mittag muss ich sie bezahlt haben. Ich Vollidiotin habe das bis zur letzten Minute aufgeschoben.“ Buchstäblich.
„Ich begleite dich.“
Sie drehte das Wasser ab, zog den Vorhang beiseite, schnappte sich ein Handtuch und trocknete sich ab, während sie zurück ins Schlafzimmer eilte. „Ich kann nicht auf dich warten“, rief sie ihm zu. „In fünfundvierzig Sekunden bin ich aus der Tür.“
Ihre Haut war noch feucht, doch sie schlüpfte rasch in frische Unterwäsche und zog sich ihr blaues Kleid über den Kopf, ein schlichtes, lose sitzendes Kleid, geradezu ideal für Tage, an denen sie es extrem eilig hatte. Schob ihre Füße in Sandalen.
„Ich fasse es nicht!“, lachte Bobby. „Eine Frau, die in weniger als drei Minuten startklar ist.“ Er grinste. „Mir ist, als sollte ich auf die Knie fallen und sofort um deine Hand anhalten.“
Colleen griff nach dem Scheck, den sie vorsichtshalber in Shakespeares gesammelten Werken versteckt hatte. Sie erstarrte nicht, fiel nicht in Ohnmacht, schnappte nicht nach Luft und fuhr auch nicht zu ihm herum. Sie zeigte gar keine Reaktion. Er machte Witze. Er konnte ja nicht ahnen, dass seine leichthin gesprochenen Worte sie in solche Aufregung und Sehnsucht versetzten, dass es sie beinahe umwarf.
Oh, was war sie doch für ein dummes Ding! Sie hatte tatsächlich das Unmögliche gewollt. Als ob er sie jemals heiraten würde! Erst Stunden zuvor hatte er ihr gesagt, dass er fest entschlossen war, Junggeselle zu bleiben.
Sie zwang sich zu einem Lächeln, als sie sich umdrehte, stopfte den Scheck und ein Buch für unterwegs in ihren Rucksack, prüfte kurz, ob sie genügend Kleingeld für die U-Bahn hatte, und zog dann rasch den Reißverschluss der Tasche zu.
„Ich werde ein paar Stunden brauchen“, sagte sie und bürstete sich die nassen Haare, während sie in die Küche eilte, um sich einen Apfel zu nehmen. Er folgte ihr, folgte ihr zur Tür, immer noch nackt und völlig unbefangen deswegen.
Colleen konnte sich vorstellen, wie er ihr so auf die Straße folgte. Das wäre doch mal eine Augenweide für die kleine alte Mrs Gibaldi im Erdgeschoss!
Sie drehte sich zu ihm um. „Ich würde mich freuen, wenn du noch hier wärst, wenn ich zurückkomme. Genauso bekleidet wie jetzt.“ Sie küsste ihn, senkte die Stimme, lächelte ihm verheißungsvoll zu. „Und wenn du mich für schnell hältst, weil ich mich in drei Minuten anziehen kann, warte ab, wie schnell ich mich erst ausziehen kann.“
Er küsste sie, zog sie in seine Arme und umfasste mit der Hand ihre Brust, als könne er gar nicht anders.
Colleen spürte, wie ihr die Knie weich wurden. Was würde geschehen, wenn sie den Scheck nicht rechtzeitig ablieferte?
Vielleicht würde sie eine Strafgebühr zahlen müssen. Oder sie würde rausgeschmissen werden. So viele Studenten standen auf der Warteliste, dass das Einschreibebüro es sich leisten konnte, es sehr genau zu nehmen. Zögernd löste sie sich aus Bobbys Armen.
„Ich beeile mich“, versprach sie.
„Gut“, gab er zurück, die Hände immer noch auf ihr. Er sah sie an, als stünde sie nackt vor ihm, und senkte den Kopf, um ihre Brüste zu küssen, bevor sie ging. „Ich werde hier sein.“
Er liebte sie nicht. Er begehrte sie.
Und das war genau das, was sie gewollt hatte, rief sie sich ins
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