Brockmann Suzanne
deswegen. Nein, er liebt sie wirklich noch. Im Kopf ist er immer noch mit ihr verheiratet.
„Und? Was wirst du jetzt tun?”, hätte Peter gefragt.
Zoe schloss ihre Reisetasche und hängte sie sich über die Schulter. „Er ist ein wirklich guter Mensch, Pete. Ich werde versuchen, ihm eine Freundin zu sein.”
Er hatte es immer gehasst, wenn sie ihn Pete nannte. „Und dafür brauchst du all diese zarten Dessous von Victoria’s Secret?”
„Sechs fehlende Kanister Triple X”, sagte sie, und Peters böser Geist löste sich schlagartig in Luft auf.
Sie hatte einen Auftrag zu erledigen. Einen sehr, sehr wichtigen Auftrag, bei dem es um Leben und Tod ging.
Zoe griff nach ihrer Aktenmappe, klemmte sich ihren Laptop unter den Arm und verschloss ihre Wohnungstür hinter sich, ohne einen Blick zurückzuwerfen.
Zweiter Tag, null dreihundert.
Jake war fast die ganze Nacht draußen gewesen. Lautlos war er mit Cowboy Jones um das CRO-Gelände herumgekrochen. Lieutenant Jones’ Vater war ein Konteradmiral. Deswegen war Jake davon ausgegangen, dass er sich von allen im Team als sein Partner am wohlsten fühlen müsste.
Er hatte sich geirrt.
Seit ihrer Ankunft in Montana fasste seine Einsatzgruppe ihn mit Samthandschuhen an. Lassen Sie mich das tragen, Admiral. Ich mach das schon, Admiral. Setzen Sie sich, Admiral. Sie sind im Weg.
Na schön! Letzteres hatte keiner laut ausgesprochen, aber Jake wusste, dass sie es dachten.
Sogar Crash Hawken, der ihm so etwas wie ein Sohn war, hatte Jake zur Seite genommen und ihm flüsternd mitgeteilt, dass der technologische Fortschritt bei Überwachungsgeräten Hardware und Software gleichermaßen völlig auf den Kopf gestellt hätte. Wenn Jake also Hilfe brauchte, um die Anzeigen richtig zu interpretieren oder die Ausrüstung korrekt zu bedienen, brauchte er Crash nur anzusprechen.
Ohne jeden Zweifel würde Crash ihm auch bereitwillig das Fleisch klein schneiden, wenn er dabei Hilfe brauchte.
Was war hier eigentlich los? Er war doch noch keine neunzig! Und selbst wenn er neunzig wäre, war er damit doch nicht automatisch weich in der Birne!
Während ihres Erkundungsgangs hatte Jones andauernd gefragt, ob er jetzt genug gesehen habe. Ob er nicht lieber umkehren und ins Lager zurückwolle.
Die Nacht war verflixt kalt gewesen, aber Jake wollte jeden Quadratzentimeter des CRO-Geländes, soweit es von außen einsehbar war, unter die Lupe nehmen. Und so hatte er durch sein Nachtsichtgerät gespäht, bis ihm der Kopf brummte, und noch ein bisschen länger. Sie hatten das Gelände einmal komplett umrundet, und er hatte sich länger an der Haupteinfahrt aufgehalten, als er das normalerweise getan hätte - nur um Jones zu zeigen, dass er fähig war, seinen Job gründlich zu tun.
Dummerweise hatte man ihnen Lucky und Wes hinterhergeschickt, damit sie nachschauten, was die beiden aufgehalten hatte. Die beiden waren Jake und Cowboy auf dem Rückweg in die Arme gelaufen. Es war nur zu offensichtlich, dass seine Einsatzgruppe sie als Such- und Rettungsteam ausgesandt hatte, um den alten Admiral aus dem Stacheldrahtzaun zu befreien, in dem er sich ganz bestimmt verfangen hatte.
Das war entmutigend. Mindestens.
Jake war darauf angewiesen, dass seine Männer ihm vertrauten. Er brauchte ihre hundertprozentige Unterstützung.
Denn er würde in die Höhle des Löwen gehen. Er hatte einen Plan - und Zoe Langes etwas anderer Überwachungsauftrag heute Abend gab ihm berechtigten Grund zu glauben, dass der Plan funktionieren würde.
Jetzt saß sie ihm gegenüber im Hauptwohnwagen.
Bobby und Wes hatten am Nachmittag vier heruntergekommene Wohnwagen aufgetrieben, und die SEALs hatten die Fahrzeuge inzwischen mit allem an Überwachungstechnik ausgerüstet, was reinpasste. Sie standen auf einem Campingplatz gut fünfzehn Meilen südlich von Belle - eine Gruppe fröhlicher Camper, die auf die Jagd gehen wollten.
Zoe stand auf, öffnete den Kühlschrank und nahm sich eine Dose Limo. Irgendetwas ohne Koffein. Sie sah trotz der späten Stunde nicht müde aus, aber das hatte er auch nicht anders erwartet.
Jake hatte sich Mühe gegeben, Abstand von ihr zu wahren, seit sie in Andrews ins Flugzeug gestiegen waren. Er war ihr nicht zu nahe gekommen, hatte ihr kaum einen Blick gegönnt. Aber als sie jetzt sprach, sah er sie an.
„Die Bar nennt sich Mel’s, und sie gehört Hai - Harold -Francke. Anscheinend ist er mittwochs selten da. Die Kellnerin, mit der ich gesprochen habe, heißt Cindy Allora. Sie
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