Brockmann Suzanne
winkte ihm kurz zu.
Erst als er wieder in seinem Büro war und seine weiße Marineuniform gegen die schwarze Einsatzkluft tauschte, fiel ihm auf, dass sie ihn Jake genannt hatte.
3. KAPITEL
F oe juckte es in den Fingern, Peter anzurufen. Vor fünf Monaten noch hätte sie es getan. Sie hätte ihn auf einer sicheren Leitung angerufen und ihn gefragt: „Was hat das zu bedeuten: Ein Mann ist seit fast drei Jahren verwitwet und trägt immer noch seinen Ehering?
Peter hätte geantwortet: „Das scheint mir offensichtlich. Er benutzt den Ring, um sich die Frauen vom Leib zu halten.
Und sie hätte erwidert: „Ich glaube, er liebt sie immer noch.”
Und Peter hätte spöttisch gelacht und gesagt: „Liebe ist nur eine Illusion. Er hat einfach noch nicht die Richtige gefunden, um seine tote Frau zu ersetzen. Aber glaub mir: Wenn er sie gefunden hat, fliegt der Ring in die nächste Ecke. Zur Hölle mit dem Typen! Wollen wir uns nächstes Wochenende in Boston treffen und anschließend das Ritz-Carlton anzünden?”
Genau so wäre das Gespräch vor fünf Monaten verlaufen. Bevor Peter feststellen musste, dass Liebe doch nicht nur eine Illusion war.
Sie hieß Marita und war TV-Nachrichtensprecherin in Miami. Ihre Familie stammte aus Kuba, und sie sah hinreißend aus. Trotzdem war Zoe nicht im Geringsten eifersüchtig. Na ja, vielleicht doch ein ganz kleines bisschen - aber eher auf Peter denn auf Marita. Auf den ruhelosen, immer hungrigen, unersättlichen, zynischen Superagenten Peter McBride und den Umstand, dass er endlich vollkommenen inneren Frieden gefunden hatte.
Darum beneidete sie ihn. Sie mochte Peter. Ja, sie hatte ihn sogar mehr als nur ein bisschen geliebt. Aber ein einziges Gespräch mit ihm, nachdem er Marita kennengelernt hatte, genügte, um sie begreifen zu lassen: Er hatte sein wahres Glück gefunden.
Und das hatte Peter auch verdient.
Zoe hatte sich gern mit ihm unterhalten. Sie mochte es, wie er sie immer zum Lachen brachte. Wie er mit ihr schlief -die paar Mal im Jahr, bei denen ihre Arbeit für die CIA sie am selben Ort zusammenführte.
Aber von Anfang an war ihr klar gewesen, dass diese Beziehung nicht fürs Leben war. Sie war ihm viel zu ähnlich. Zu ruhelos, zu hungrig, zu unersättlich, zu abgestumpft angesichts einer Welt, die unbeirrbar daran arbeitete, sich selbst zu zerstören.
Seit fünf Monaten hatte sie nicht mehr mit Peter gesprochen. Sie vermutete, seine junge Frau würde nicht gerade begeistert reagieren, wenn er Anrufe von einer Exgeliebten bekam. Aber sie vermisste ihn als Freund. Sie vermisste die Gespräche mit ihm.
Den Sex mit ihm vermisste sie natürlich auch. Vor allem das Sichere daran: Nie hatte die Gefahr bestanden, dass sie ihr Herz verlor.
„Also”, sagte sie zu Peter, als wäre er anwesend, „was hat es zu bedeuten, dass ich meine aufreizendste Unterwäsche und dieses hauchzarte schwarze Nachthemd einpacke?”
„Für eine Reise nach Montana im September?”, hätte er zurückgefragt und eine Braue in die Höhe gezogen. „Du hast ein Problem, Lange.”
„Du kannst dir nicht vorstellen, wie er mich im Fahrstuhl angeschaut hat.” Zoe schloss ihre Augen, schmolz fast dahin beim bloßen Gedanken daran. „Großer Gott, du hast recht, ich habe ein Problem.”
„Mit dem Boss zu schlafen ist äußerst unklug”, hätte Peter gewarnt. „Andererseits ist er ja nicht wirklich dein Boss, oder? Pat Sullivan ist dein Boss. Also, schnapp ihn dir. Du träumst seit Jahren von dem Typen - warum solltest du also nicht zugreifen? Und wenn er dich schon so anschaut ... Ich wundere mich, dass du nicht gleich die Gelegenheit beim Schopf ergriffen hast. Es wäre bestimmt nicht schwer gewesen, die Uberwachungskamera im Fahrstuhl unbrauchbar zu machen und ...”
„Er hat mir von Anfang an subtil zu verstehen gegeben, ich solle ihm vom Leib bleiben.” Sie zog ihre wärmsten Pullover aus dem Schrank. Die wärmsten Pullover - und die knappsten Tops. Shorts. Sogar einen Badeanzug. Hach, von wegen Badeanzug, ihren Rio-Bikini. Nicht gerade ein Tanga, aber auch nicht unbedingt züchtig. Vielleicht hatte sie ja Glück und erlebte einen schönen Indian Summer. „Außerdem dachte ich da noch, er sei verheiratet.”
„Oh, da kommen deine aufrechten und hehren Moralvorstellungen mal wieder zum Vorschein!” Wenn Peter das so sagte, klang es immer so, als sollte sie sich dessen schämen.
„Er wirkte so verlegen, weil er mich attraktiv fand. Geradeso, als hätte er Schuldgefühle
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