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Brockmann Suzanne

Brockmann Suzanne

Titel: Brockmann Suzanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 7 Jake - Vier Sterne fuer die Liebe
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hoffte, dass sie ihre Hand zurückziehen würde, und betete zugleich, dass sie es nicht tun würde.
    „Und trotzdem träumst du immer wieder nur von dem Einen, den du nicht retten konntest, richtig?”
    Er zwang sich zu einem Lächeln. „Schon merkwürdig, dass du das weißt.”
    „Erzähl mir von den vierundsiebzig”, forderte sie ihn auf, immer noch seine Hand haltend.
    Jake wusste, dass er seine Hand zurückziehen, ja, ein gutes Stück von ihr abrücken sollte. Sie saßen jetzt so nahe beieinander, dass ihre Schultern und Hüften sich berührten. Wie war es dazu gekommen?
    „Wie habt ihr sie befreit?”, fragte sie.
    Jake holte tief Luft. „Tja, nachdem sie ... das dem Briten angetan hatten, ließen sie ihn einfach da hängen. Alle anderen Gefangenen ließen sich widerstandslos in die Gruben und Käfige treiben. Sie waren körperlich und seelisch total am Ende.” Seine Stimme zitterte, selbst jetzt noch, so viele Jahre danach. „Gott, Zoe, sie waren nackt und am Verhungern. Einige von ihnen waren nur noch Haut und Knochen, fast keine Menschen mehr und ...”
    Er wusste nicht, wie es dazu gekommen war, aber Zoe hielt nicht länger seine Hand. Sie lag in seinen Armen, hielt ihn ebenso fest wie er sie. Oh Gott! Er vergrub das Gesicht in ihren süß duftenden Haaren und wusste: Wenn sie ihn jetzt küsste, war er verloren.
    Er musste weiterreden, seine Lippen in Bewegung halten.
    „Nachdem man sie eingesperrt hatte, ließ der Lagerkommandant etwa ein halbes Dutzend Mann Wache stehen.” Seine Stimme klang rau, aber er konnte jetzt nicht innehalten, um sich zu räuspern. Seine Lippen streiften beim Reden ihre Wange. „Sie hatten das Lager an einem geschützten Platz am Berghang gebaut. Es gab nur einen Weg hinein und hinaus. Als die Wachen Stellung bezogen hatten und die Gefangen weggesperrt waren ...”
    „... ließen alle anderen jede Wachsamkeit fahren.” Sie hob das Gesicht, um ihm in die Augen zu schauen. Ihr Mund schwebte nur Zentimeter vor seinem. Weich. Süß. Paradiesisch verlockend.
    „Wir schlugen heimlich im Schutz der Dunkelheit zu”, erzählte er weiter. „Die Soldaten schalteten wir einzeln aus, einen nach dem anderen.”
    Sie wusste, was das hieß. Sie wusste, welchen Preis er für diese vierundsiebzig geretteten Leben gezahlt hatte. Er konnte ihren Augen ansehen, dass ihr das klar war.
    „Die sechs Wachposten auszuschalten war genauso leicht. Sie hatten nicht erwartet, aus dem Inneren des Lagers heraus angegriffen zu werden. Wir bewaffneten die Kriegsgefangenen mit den Waffen der Feinde, marschierten mit ihnen den Berg hinunter und aus dem Dschungel heraus.”
    Zoe rückte ein winziges Stück von ihm ab, und ihre Augen wurden schmal. „Woher weiß ich nur, dass das keineswegs so einfach ablief?”
    „Es gab ein paar Feuergefechte auf dem Weg zurück zu unseren Linien. Aber verglichen mit anderen Operationen, lief das wirklich sehr einfach.”
    „Ich hätte ja zu gern das Gesicht eures Captains gesehen, als ihr mit den vierundsiebzig Männern ins Lager marschiert seid.”
    Er konnte sie einfach nicht loslassen. Es war zu schön, sie so zu halten. Sie war so warm und weich in seinen Armen.
    „Ich blieb nicht lange genug, um zu sehen, wer was für ein Gesicht machte”, fuhr Jake fort. „Wir lieferten sie ab und gingen zurück in den Dschungel.”
    „Weil du es nicht ertragen konntest, nur vierundsiebzig gerettet zu haben statt fünfundsiebzig?”
    „Wir haben zugesehen, Zoe, wie sie ihn ... Wir haben zugesehen ...” Er schüttelte den Kopf, fluchte leise. Dann löste er sich von ihr, aber sie ließ ihn nicht los. Und er war darüber sehr froh. „Das werde ich nie vergessen. Aber ich schwöre, dass ich die Situation wieder und wieder und wieder durchdacht habe - heute noch gelegentlich durchdenke. Es gab einfach keinen Weg, ihn zu retten. Ich hatte die Wahl getroffen, nämlich vierundsiebzig zu retten.” Er lachte angewidert. „Und um das tun zu können, musste ich diesen einen sehr tapferen Mann im Stich lassen.”
    „Aber genau so spielt nun mal das Leben”, sagte Zoe und ließ die Finger durch die Haare in seinem Nacken gleiten. Das war tröstlich und nervenzerreißend zugleich. „Jedes Mal, wenn du dich jemandem zuwendest, wendest du dich von einem anderen ab. Dein Team hat meinem Vater das Leben gerettet, Jake. Seine Einheit war fast völlig aufgerieben worden, und man hatte ihn zusammen mit etwa einem Dutzend anderer Marines zum Sterben im Dschungel zurückgelassen. Du

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