Brockmann Suzanne
erinnerte sie ihn.
„Ja“, sagte er. „Sprich mit mir, während du da drin bist.“
„Das werde ich – wenn ich kann.“
Mehr konnte er nicht verlangen. Sie waren das Szenario bestimmt vierhundert Mal durchgegangen. Es blieb nichts mehr zu sagen, außer noch einmal: „Wenn irgendetwas schiefgeht, wenn du erwischt wirst, sag mir, wo im Gebäude du dich befindest, auf welcher Etage und in welcher Ecke. Ich werde kommen und dich dort rausholen. Okay? Ich finde schon einen Weg.“ Er entfernte das Gitter vor dem Schacht und hielt P. J. fest, während sie an den Rand des Daches robbte. „Versuch, nicht nach unten zu sehen.“
„Mach ich. Oh Gott!“
Sie musste mit dem Kopf zuerst in den Schacht kriechen. Zuerst die Waffe.
„Sei vorsichtig“, sagte er zu ihr.
„Versprochen.“
Dann nahm Harvard all seinen Mut zusammen und ließ die Frau, die er mehr liebte als sein Leben, über den Rand des Daches gleiten.
Im Schacht war es so heiß wie in der Hölle.
P. J. hatte angenommen, dass es darin kühl sein würde. Immerhin war dieses Rohr Teil des Belüftungssystems. Jetzt wurde ihr klar, dass der Schacht, in dem sie sich befand, einem riesigen Auspuff glich, der verbrauchte Luft nach draußen transportierte. Es war heiß, und es roch übel.
Außerdem war es unglaublich eng in dieser Röhre.
Zum Glück machte Enge ihr nichts aus; Harvard hätte es gehasst. Er hätte es sicherlich durchgestanden, wenn es nötig gewesen wäre, aber er hätte jede Sekunde hier drinnen gehasst.
Aber dieser Gedanke war ohnehin müßig. Er hätte niemals hier reingepasst. Sie selbst schaffte es gerade so.
Ihr Hemd blieb an einer Metallnaht des Schachts hängen; sie riss sich ungeduldig los. Keine zehn Meter weiter aber blieb sie erneut hängen. Diesmal wand sie sich aus dem Hemd heraus.
Sie überprüfte kurz, ob das Hemd jemandem verraten würde, dass eine Amerikanerin hier gewesen war. Aber es gab nichts Verräterisches an diesem Kleidungsstück – keine Aufschrift, keine Abzeichen. Es war nur ein grünbraungeflecktes Hemd, so wie es modebewusste Guerillakämpfer überall auf der Welt trugen.
P. J. ließ es zurück und kroch weiter.
Sie konzentrierte sich darauf, sich möglichst geräuschlos zu bewegen. Dabei kam sie viel langsamer voran, als sie erwartet hatte. Es kostete sie viel Kraft, lautlos durch dieses enge Metallgebilde zu kriechen. Wenn sie nicht sehr, sehr vorsichtig war, würden ihre Stiefel oder das Gewehr gegen das Metall schlagen.
Meter um Meter schob sie sich auf ihren Ellbogen voran, die Waffe immer vor sich her. Währenddessen betete sie darum, dass der Schacht sie direkt zu Captain Joe Catalanotto führen würde.
Harvard steckte das Gitter ganz vorsichtig zurück auf den Belüftungsschacht. Der Mörtel zwischen den Betonblöcken war bröckelig. Eine Spur feinen weißen Puders auf dem Boden unter dem Belüftungsschacht hätte einen aufmerksamen Wachmann stutzig machen können. Wenn sie Pech hätte, konnte eine solche Kleinigkeit schon sie verraten.
Aus der Nähe betrachtet, wurde deutlich, dass der gesamte Gebäudekomplex viel heruntergekommener war, als man auf den ersten Blick vermutet hätte.
Harvard verspürte so etwas wie Genugtuung bei dieser Feststellung. Der erbitterte Kampf gegen den hiesigen Drogenhandel schien zumindest Auswirkungen auf John Shermans Bankkonten gehabt zu haben.
Wenn sie Glück hatten – großes Glück –, würde es P. J. und ihm gelingen, Joe Catalanotto hier rauszuholen. Die Armeen der beiden verfeindeten Drogenbosse würden sich hinterher gegenseitig auslöschen.
„Lüftungsschacht vor mir“, ertönte P. J.s Stimme über Funk. Er schenkte ihr sofort seine ungeteilte Aufmerksamkeit.
„Auf der linken Seite“, wisperte sie beinahe lautlos. „Viel zu klein, um ihn als Ausgang zu benutzen – sogar für mich.“
Harvard begann unwillkürlich wieder zu beten. Bitte, lieber Gott, mach, dass ihr nichts passiert! Bitte, lieber Gott, mach, dass niemand sie hört!
Es vergingen einige Minuten.
„Warte mal“, hörte er sie schließlich sagen. „Über mir ist eine Art Falltür.“
Harvard hielt den Atem an. Er musste sich anstrengen, sie zu verstehen, so leise sprach sie.
„Die Tür führt zu einer Art Dachboden“, hörte er sie berichten. „Zumindest ein Teil des Raumes ist Dachboden. Ich gehe jetzt hoch, um mich umzusehen.“
Einige Minuten lang hörte Harvard nur das Geräusch ihres ruhigen Atems. Dann sprach sie endlich wieder.
„Das Gebäude ist in drei
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