Brockmann Suzanne
inne. „Irgendwas sagt mir, dass die FInCOM nicht darauf geachtet hat, ob die Persönlichkeiten ineinandergreifen, als die Kandidaten für dieses Training ausgewählt wurden.“
P. J. lachte trocken auf. „Das ist ja wohl die Untertreibung des Jahres.“
Joe spielte nachdenklich mit dem goldenen Ehering, den er an seiner linken Hand trug. P. J. versuchte, sich vorzustellen, wie wohl die Frau war, der es gelungen war, von diesem charismatischen Mannsbild ein Treuegelöbnis abzuverlangen. Wahrscheinlich war sie einzigartig. Jemand ganz Besonderes. Wahrscheinlich hatte sie das Gehirn eines Computers und den Körper eines Supermodels.
„Die FInCOM hätte einen Anführer benennen sollen, der dann sein Team auswählt – Leute, mit denen er bereits gearbeitet hat, die einander vertrauen.“
„Wenn das so gelaufen wäre, wäre ich niemals ins Team gekommen“, warf sie ein.
„Warum sind Sie sich da so sicher?“
P. J. lachte auf.
Joe stimmte in ihr Lachen mit ein. Er hatte wunderschöne Zähne. „Ich meine das ganz ernst“, sagte er.
P. J. legte ihr Sandwich ab. „Captain, bitte verzeihen Sie, wenn ich Sie verrückt nenne, aber Sie sind verrückt. Glauben Sie denn wirklich, Tim Farber hätte mich freiwillig in sein Team geholt?“
„Bitte nennen Sie mich Joe“, sagte er. „Und nein – natürlich hätte Farber Sie nicht ausgewählt. Dafür ist er nicht schlau genug. Nach allem was ich bisher gesehen habe, ist er aber auch nicht die geborene Führungspersönlichkeit. Er hat ein paar Leute von sich überzeugt, aber in Wahrheit hat er nicht, was man braucht, um ein Team zu leiten. Und die anderen beiden …“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich bin alles andere als beeindruckt. Nein – Sie hätten den Zuschlag bekommen sollen.“
P. J. traute ihren Ohren kaum. Sie war sich nicht sicher, was sie sagen oder tun sollte, aber sie wusste, dass es keine angemessene Reaktion wäre, wenn sie vor lauter Schreck ihr Glas umwerfen würde. Sie hielt es so fest sie nur konnte und murmelte: „Danke … Joe. Ich weiß Ihr Vertrauen wirklich zu schätzen.“
„Sie machen das wirklich gut, P. J.“, sagte er und stand schwungvoll auf. „Weiter so.“
Als er davonging, schloss P. J. kurz die Augen. Himmel, es war schon so lange her, dass sie zuletzt ein Lob gehört hatte. Sie hatte ganz vergessen, wie gut und wichtig es war. Jemand – und zwar niemand Geringeres als der Captain der Alpha Squad – fand, dass sie gute Arbeit leistete. Er fand, dass sie diejenige sein sollte, die das Team leiten sollte. Sie, von allen vier FInCOM-Agenten …
P. J. öffnete ihre Augen. Mit einem Schlag bemerkte sie, dass das Kompliment nicht ganz so schmeichelhaft gewesen war, wie sie zuerst gedacht hatte. Sie war die bessere Wahl als Anführer – im Vergleich zu Farber, Schneider und Greene.
Aber immerhin: Es fühlte sich wesentlich besser an, als sich anzuhören, dass Frauen in einem Team wie diesem nichts zu suchen hatten.
Sie verpackte den Rest ihres Sandwiches und warf ihn in den Müll. Als sie die Kantine verließ, spürte sie, wie Harvards Blick ihr folgte.
4. KAPITEL
B lue hat angerufen. Er wird sich verspäten. Er ist in etwa einer halben Stunde hier.“ Joe Catalanotto schloss die Tür hinter Harvard und führte ihn durch den Flur des kleinen Mietshauses.
„Er ist noch zu Hause vorbeigefahren, oder?“ Harvard schüttelte amüsiert den Kopf. „Ich habe ihn noch gewarnt, aber der Dummkopf hat wohl nicht auf mich gehört.“ Blue McCoys Ehefrau Lucy war nach eineinhalbmonatiger Abwesenheit vor zwei Tagen wieder nach Hause zurückgekommen. Nach einer so langen Trennung hatte Harvard keinerlei Zweifel daran, was Blues Verspätung verursachen mochte.
Blue würde gleich hier zu ihrem Treffen in Joe Cats Haus auftauchen und bis über beide Ohren grinsen. Er würde genau so aussehen, wie ein Mann eben aussah, der gerade aus dem Bett einer schönen Frau kam.
Verdammt, jeder andere in der Alpha Squad schien zurzeit erfolgreicher auf diesem Gebiet zu sein als er selbst.
Joes Ehefrau hatte ihn nach Virginia begleitet, und Lucky O’Donlon hatte bei Miss East Coast Virginia einen Treffer gelandet. Und sogar Bobby und Wes hatten sich in einer Bar zwei Mädels angelacht, die nicht nur mit ihren Drinks freizügig waren.
Wenn Harvard hingegen versuchte, sich daran zu erinnern, wann er das letzte Mal ein Schäferstündchen mit einer Vertreterin des anderen Geschlechts verbracht hatte, musste er schon weit zurückdenken. Juni,
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