Brockmann Suzanne
heute Nacht in ihrer Wärme verlieren, sich in ihr begraben.
Und morgen würde sie ihn mit einem Kuss aufwecken. Ihr zerzaustes Haar würde ihr hübsches Gesicht umspielen und sie würde ihn aus schläfrigen Augen anlächeln …
Und dann würde das Lächeln und Funkeln aus ihren Augen verschwinden, wenn er versuchen würde, ihr zu erklären, dass er kein Dauergast in ihrem Bett werden konnte. Oder, besser gesagt, wollte . Dass es gar nicht sie war, die er gewollt hatte. Dass er einfach irgendjemanden gewollt hatte und sie sich angeboten habe …
Und er wusste, dass er Nell das nicht antun konnte.
Crash fand die Kraft, sich von ihr zu lösen. Sie atmete schwer. Ihre Brüste hoben und senkten sich unter ihrem Kleid, und ihre Augen waren dunkel vor Lust. Himmel, was tat er nur? Was ließ er sich nur entgehen?
„Es tut mir leid“, raunte er. Diesen Satz hatte er schon viel zu oft zu ihr gesagt.
Sie begann zu verstehen. Sie blickte ihn ebenso verständnisvoll wie verlegen an. „Oh Gott, mir tut es leid“, entgegnete sie. „Ich wollte dich nicht überfallen.“
„Das hast du nicht getan“, beeilte er sich, ihr zu versichern. „Das war ich. Das Ganze ist mein Fehler.“
Nell trat noch einen Schritt weiter von ihm weg. „Das war nur Teil dieser Traumnacht, nicht wahr?“
Sie versuchte seinen Blick einzufangen, und Crash wusste, dass sie insgeheim hoffte, er würde ihr widersprechen. Aber stattdessen nickte er und sagte: „Ja. Ja, das war es. Wir sind beide müde und erschöpft. Mehr war das nicht.“
Plötzlich schlang Nell sein Jackett noch fester um ihre Schultern, so als sei ihr auf einmal kälter geworden. „Ich gehe jetzt besser hinein.“
Crash stieg die Treppen hoch, entriegelte die Küchentür und hielt sie für sie auf. Sie zog sein Jackett aus und gab es ihm zurück.
„Gute Nacht“, sagte er.
Zu seiner großen Überraschung streckte sie ihre Hand aus und strich ihm sanft über die Wange. „Sehr schade“, flüsterte sie.
Und dann war sie auch schon weg.
Crash schloss die Tür hinter ihr ab. „Ja“, sagte er zu sich selbst. „Wirklich sehr schade.“
Draußen im Stall hatte die Band nun endlich aufgehört zu spielen und packte zusammen. Aber vom Türrahmen aus beobachtete Crash, wie Jake und Daisy sich immer noch zu Musik auf der Tanzfläche wiegten, die nur noch sie hören konnten.
Admiral und Mrs. Jacob Robinson.
Der Abend war von Freude und festlicher Stimmung erfüllt gewesen. Alle hatten Jake zu seiner Braut gratuliert, und er hatte tapfer zu allen Trinksprüchen gute Miene gemacht, die ihm und Daisy ein langes, gemeinsames Leben voll Glück wünschten. Er hatte sogar gelächelt, wenn Freunde ihn scherzhaft mit der Frage aufzogen, wie er denn seine langjährige Lebensgefährtin endlich vor den Altar gekriegt hatte.
Jake hatte endlich bekommen, was er sich so lange gewünscht hatte. Aber Crash wusste, dass er alles für eine Wunderpille eintauschen würde, die Daisy wieder gesund machte.
Crash sah, wie er sich die Augen rieb, damit Daisy nicht sah, dass er weinte.
Jake weinte.
Den ganzen Abend über war es Crash gelungen, Daisys nahendes Ende zu verdrängen. Doch jetzt traf es ihn wie ein Schlag. Der Schatten des Todes legte sich wieder über seine Seele.
Crash wartete, bis die Band gegangen war und Daisy und Jake sich auf den Weg zum Hauptgebäude gemacht hatten.
Er drehte die Heizung herunter, schloss den Stall ab und machte sich auf den Weg zu seinem Zimmer.
Nells Zimmertür war fest verschlossen, und als er an ihr vorbeiging, blieb sie es auch.
Darüber war er froh. Er war froh, dass sie schlief, dass sie nicht auf ihn wartete. Er glaubte nicht, dass er die Kraft gehabt hätte, sie ein zweites Mal abzuweisen.
Vor seiner eigenen Zimmertür zögerte er kurz und warf einen unschlüssigen Blick zurück.
Ja, er war froh. Aber sein ganzer Körper schmerzte auch vor Enttäuschung.
7. KAPITEL
N ell saß wie betäubt auf ihrem Bett. Neben ihr lag ihr geöffneter Koffer. Sie war sich im Klaren darüber, dass sie würde aufstehen und zu ihrem Schrank gehen müssen, um ihre Socken und Unterwäsche von der Schublade in den Koffer zu räumen.
Es war alles so schnell geschehen, dass es ihr vollkommen unwirklich erschien. Und doch war es passiert.
Zwei Tage nach der Hochzeit war Daisy erneut ohnmächtig geworden. Diesmal hatte es länger denn je gedauert, bis man sie hatte aufwecken können. Und als sie wieder bei Bewusstsein war, hatte sie festgestellt, dass sie nicht mehr
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