Brockmann Suzanne
waren KIAs. Killed in action. Verluste.
Crash konnte nichts mehr für sie tun. Aber Jake lebte noch. Und wenn es Crash gelang, auch den letzten feindlichen Schützen zu erledigen, könnte Jake vielleicht, mit etwas Glück, gerettet werden.
Crash wollte unbedingt, dass Jake überlebte. Er wünschte es sich mit solchem Nachdruck, dass die Welle an Gefühl ihn zu übermannen drohte und er seine Emotionen sofort wieder unterdrückte. Er musste sich frei machen. Von jeglichem Gefühl. Gefühle ließen deine Hände zittern und deine Aufnahmefähigkeit leiden. Gefühle konnten einen umbringen.
Er distanzierte sich völlig von jenem Mann, der den Tod seiner Kollegen betrauern wollte. Er löste sich von jener Person, die am liebsten in einem Anfall von Wahnsinn zu Jake hinübergeeilt wäre, um seine Wunden zu versorgen und ihm beizustehen, während er um sein Leben rang.
Crash spürte, wie Klarheit sich ausbreitete, während er sich selbst von außen betrachtete. Er fühlte, wie seine Sinne schärfer wurden, wie die Zeit noch langsamer verging. Er wusste, dass der letzte Schütze durch den Raum schlich und auf eine Gelegenheit wartete, Jake zu töten, um anschließend Crash zu eliminieren.
Ein Herzschlag.
Er konnte das Überwachungsteam des Admirals vor der verschlossenen Bürotür schreien hören.
Ein zweiter Herzschlag.
Er konnte das fast lautlose Geräusch hören, als der letzte der Schützen sich in Position brachte. Es gab nur noch einen, und der würde zuerst auf Jake zielen. Das wusste Crash ganz genau.
Ein dritter Herzschlag.
Er konnte hören, wie Jake um Atem rang. Crash stellte – ebenfalls emotionslos – fest, dass Jakes Schussverletzungen mindestens einen seiner Lungenflügel zum Kollabieren gebracht hatte. Wenn er nicht schnell medizinische Hilfe bekam, würde er ganz sicher sterben.
Ein vierter Herzschlag.
Ein weiteres Knacken, und er konnte den genauen Standort des Schützen ausmachen.
In einer fließenden Bewegung sprang er auf und feuerte ab.
Und der letzte Schütze stellte dann keine Bedrohung mehr dar.
„Crash?“ Jakes Stimme klang dünn und schmerzverzerrt.
Wie eine Platte, die einen Sprung hatte, hüpfte die Welt um ihn herum auf einmal zurück in Echtzeit.
„Hier bin ich.“ Crash sprang seinem alten Freund sofort an die Seite.
„Was zum Teufel ist passiert?“
Jakes Hemd war über und über mit Blut getränkt. „Genau das wollte ich dich gerade fragen“, antwortete Crash, während er vorsichtig das Hemd aufriss, um die Wunde freizulegen. Lieber Himmel! Bei dieser Verletzung grenzte es an ein Wunder, dass Jake so lange am Leben geblieben war.
„Irgendjemand … will mich … tot sehen.“
„Offensichtlich.“ Crash war in medizinischer Notversorgung ausgebildet. So wie alle SEALs. Aber Erste Hilfe würde hier nirgendwo hinführen. Trotz seines festen Entschlusses, die Ruhe zu bewahren, zitterte seine Stimme. „Ich muss dir schnell Hilfe holen.“
Doch Jake hielt Crash an seinem Hemd fest, als dieser aufspringen wollte. Seine Augen waren vor Schmerz ganz glasig. „Du musst … zuhören. Habe dir … Dokumente geschickt … belastendes Material … der Einsatz letztes Jahr in Südostasien … vor sechs Monaten … du warst dabei … Erinnerst du dich?“
„Ja“, sagte Crash. „Ich erinnere mich.“ In einem winzigen Inselstaat war ein Drogenkrieg zwischen den Armeen zweier Drogenbosse ausgebrochen. „Zwei unserer Marines sind gefallen … Jake, bitte, wir können auf dem Weg ins Krankenhaus darüber sprechen!“
Aber Jake ließ ihn noch nicht los. „Dieser Drogenkrieg war inszeniert … von einem Amerikaner … einem US Navy Commander.“
„ Was? Von wem?“
Die Tür flog auf, und Jakes Sicherheitsleute stürmten ins Zimmer.
„Wir brauchen einen Krankenwagen! Sofort! “, brüllte der Sicherheitschef, nachdem er einen Blick auf Jake geworfen hatte.
„Weiß nicht … wer“, röchelte Jake. „Irgendjemand … deckt ihn. Junge … ich verlass mich auf dich.“
„Jake, gib jetzt bloß nicht auf!“ Crash wurde von einer Gruppe Sanitäter aus dem Weg gestoßen, die sich über Jake beugte.
Lieber Gott, bitte lass ihn durchkommen!
„Was um Himmels willen ist hier passiert?“
Crash drehte sich um. Commander Tom Foster, Jakes Sicherheitschef, stand direkt vor ihm. Crash atmete tief ein und ließ die Luft in einem einzigen Zug wieder entweichen. Als er sprach, klang seine Stimme wieder ganz ruhig. „Ich weiß es nicht.“
„Wie zum Teufel können Sie nicht
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